Minderheitenschutz in Deutschland

Wanderausstellung “Was heißt hier Minderheit?” in Bozen

Donnerstag, 16. Oktober 2025 | 09:24 Uhr

Von: Ivd

Bozen – In Deutschland leben vier anerkannte nationale Minderheiten: die dänische Minderheit, das sorbische Volk, die friesische Volksgruppe sowie die deutschen Sinti und Roma. Der Schutz und die Förderung dieser Gruppen umfassen auch ihre jeweiligen Sprachen – Dänisch, Nord- und Saterfriesisch, Ober- und Niedersorbisch sowie das Romanes der deutschen Sinti und Roma. Zudem ist mit dem Niederdeutschen (Plattdeutsch) eine Regionalsprache offiziell geschützt.

Die Wanderausstellung „Was heißt hier Minderheit?“ gibt Einblick in die jahrhundertealte Geschichte, Sprache und gesellschaftliche Rolle der fünf genannten Gruppen. An interaktiven Stationen mit über 150 thematischen Zugängen erfahren Besucher mehr über ihre Lebensrealitäten, Identitäten und Perspektiven, über politische Ziele und individuelle Wünsche. An beispielhaften Erzählungen werden weiters Aspekte der Beziehung zwischen Minderheiten und Mehrheitsgesellschaft beleuchtet – geprägt von Anerkennung, Spannungen und Wandel.

Die Ausstellung ist mit architektonisch-grafischen Raumelementen gestaltet, die Vorabinformationen zu jeder Gruppe preisgeben. Das „Pompeblêd“, ein stilisiertes Seerosenblatt, symbolisiert die sieben friesischen Seelande und wird durch Mast und Segel, die die friesische Verbindung zum Meer und zur Seefahrt betonen, ergänzt. Das Grammophon/Megaphon soll den musikalischen Einfluss der Sinti und Roma auf die europäische Klassik oder die politische Bedeutung ihrer Bürgerrechtsbewegung nach 1945 darstellen. Das Element „Ø” steht für den markanten Buchstaben des dänischen Alphabets und symbolisiert mit seiner Oberflächengrafik, die vom Kreuz der skandinavischen Flaggen inspiriert ist, die dänische Identität. Zwei Dreiecksmöbel verweisen auf die traditionellen sorbischen Trachten und Ostereierornamente, sie symbolisieren die beiden sorbischen Sprachen sowie das geteilte historische Siedlungsgebiet Ober- und Niederlausitz der Sorben/Wenden. Für die niederdeutsche Gruppe steht ein Bücherregal mit acht Fächern, es symbolisiert die acht norddeutschen Bundesländer, in denen Plattdeutsch zu Hause ist, und verdeutlicht durch die Vielfalt der enthaltenen Bücher die breite regionale und inhaltliche Spannweite der niederdeutschen Literatur.

Die Ausstellung lädt dazu ein, über den Südtiroler Tellerrand hinauszublicken und Vergleiche zu lokalen Erfahrungen zu ziehen.

Die Wanderausstellung ist ein Projekt des Minderheitenrates der vier autochthonen Minderheiten und Volksgruppen Deutschlands und des Bunnsraat för Nedderdüütsch. Umgesetzt wurde die Ausstellung durch das Minderheitensekretariat der vier autochthonen nationalen Minderheiten und Volksgruppen Deutschlands. Veranstalter in Bozen ist das Südtiroler Kulturinstitut, wissenschaftlicher Partner das Center for Autonomy Experience und das Institut für Minderheitenrecht (beide Eurac Research).

Die Ausstellung bleibt bis 2. Dezember, von Montag bis Freitag 10.00 bis 12.00 und 15.00 bis 18.00 Uhr sowie an Samstagen 10.00 bis 12.00 Uhr frei zugänglich. Führungen von Angehörigen der Minderheiten – persönliche Einblicke in die Ausstellung

Nächsten Freitag und Samstag bieten Vertreter der Minderheiten besondere Führungen an. Sie geben persönliche Einblicke in ihre Geschichte, Kultur und Erfahrungen.

Freitag, 16.00 Uhr: Führung mit Mads Lausten, Vorsitzender der SdU (Sydslesvigs danske Ungdomsforeninger).

Samstag, 10.00 Uhr und 11.00 Uhr: Führungen mit Malin Tellmann (Südoldenburgerin & Saterfriesin).

Bezirk: Bozen

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