Zehn Schafe in der Gemeinde Tisens gerissen

Wölfe in Südtirol: Kommt es zur Rudelbildung?

Freitag, 22. Juli 2016 | 12:00 Uhr

Tisens/Deutschnonsberg – Zehn Schafe sind erst kürzlich im Bereich des Kleinen Laugens in der Gemeinde Tisens einem Wolf zum Opfer gefallen. Züchter und Bauern sind verständlicherweise verärgert. „So wie der Bär ist auch der Wolf geschützt. Wir werden versuchen müssen, mit den Wölfen zu leben“, erklärt Luigi Spagnolli, Direktor des Landesamtes für Jagd und Fischerei, gegenüber dem Tagblatt Dolomiten.

Wie die Dienststelle für Jagd- und Fischereiaufsicht West bekannt gibt, war bei einigen Tierkadavern der typische Kehlbiss eines Wolfes zu sehen. Bei den restlichen Kadavern war die Todesursache aufgrund der fortgeschrittenen Verwesung oder der Fraßspuren nicht mehr eindeutig feststellbar. Ein Bärenriss wird ausgeschlossen
.
„Am Nonsberg im Trentino und am Deutschnonsberg haben sich in den vergangenen drei bis vier Jahren insgesamt vier männliche Wölfe als Einzeltiere aufgehalten, erklärt Spagnolli. Die Tiere waren zwei bis drei Jahre alt. Wie lange sie sich dort aufgehalten haben, wisse man nicht.

Spagnolli rechnet damit, „dass sich im genannten Gebiet wahrscheinlich nie mehr als zwei Wölfe gleichzeitig aufgehalten haben“. Laut Spagnolli sind diese Aufenthalte in Südtirol ein Zeichen dafür, dass sich die Wölfe nach einem Lebensraum umgeschaut haben. „Junge Wölfe verlassen ihr Rudel, um ein eigenes zu bilden“, erklärt Spagnolli laut „Dolomiten“. Bisher war dies in Südtirol aber noch nicht der Fall. Sollte aber eine Wölfin ins Land kommen, ist es möglich, dass sich auch ein Rudel bildet. Spagnolli glaubt, dies könnte in einigen Jahren passieren.

Wölfe in der Nähe von Südtirol gibt es etwa im Veneto, in der Lombardei, in der Schweiz und in Slowenien. Zumindest genetisch kennt man die Tiere. Einige seien auch gechipt. „In Italien gibt es insgesamt fast 2000 Exemplare“, erklärt Spagnolli gegenüber den „Dolomiten“.

Frei weidende Schafe seien für Wölfe eine leichtere Beute als Schafe in einer Herde, betont der Amtsdirektor. „Der Wolf holt sich jene Beute, die am leichtesten zu erwischen ist.“ Die Landesverwaltung will nun gemeinsam mit den Bauern und Züchtern verschiedene Maßnahmen ergreifen, damit die Wölfe das Wild und nicht die Haustiere jagen. Als Maßnahmen kommen unter anderem das Bilden von großen Herden, der Einsatz speziell abgerichteter Herdenhunde sowie das Errichten von Zäunen und Hindernissen infrage.

„Ich werde mich in Rom auch dafür einsetzen, dass die Entnahme von Wölfen bei Bedarf möglich sein wird, wenn sich eine Population etabliert hat“, verspricht der Amtsdirektor laut „Dolomiten“. Für den Menschen sei der Wolf allerdings keine Gefahr, beruhigt Spagnolli. Der Wolf sei zu scheu. Aufgrund ihrer scharfen Sinne bemerken Wölfe Menschen sofort und suchen das Weite.

Ob sich Wölfe derzeit in Südtirol aufhalten, ist nicht bekannt. Auch über Bärenaufenthalte liegen dem Amt für Jagd und Fischerei derzeit keine Informationen vor.

Von: mk

Bezirk: Burggrafenamt