Von: mk
Bozen – Tanz Bozen präsentiert in diesem Jahr neben Live-Performances auch digitale Veranstaltungen. Auf dem Programm ein Virtual Reality-Event im NoiTechpark. Protagonistin ist die dem Festivalpublikum bereits bekannte Choreografin und Performerin Silvia Gribaudi aus Turin. Sie präsentiert gemeinsam mit Margherita Landi SWAN_VR Moving bodies, eine experimentelle Performance mit VR-Brillen (NOI Techpark, 23., 24. Juli, kostenlos mit Reservierung). Am 26. Juli tanzt Gribaudi außerdem eine Neuinterpretation des berühmten Solos Der Sterbende Schwan, das den Titel Peso Piuma trägt. Am 27. Juli ist die Künstlerin mit ihrem ironischen Kultstück Graces im Semiruralipark anlässlich der Veranstaltungsreihe Stagione Estiva Don Bosco zu Gast. (21 Uhr, freier Eintritt mit Reservierung).
Silvia Gribaudi
Die choreografischen Ausdrucksformen der Turinerin reichen von Performing Art über den Tanz bis hin zum Theater. Im Mittelpunkt ihres Schaffens steht für Gribaudi der Körper selbst und der Austausch mit dem Publikum. Ihre Expressivität lebt von der Konfrontation und Integration sozialer und kultureller Themen, in deren Kontext sie ihre Performances setzt. Ihr Stück Graces stammt aus dem Jahr 2019: und wurde bereits mehrfach ausgezeichnet.
Den Auftakt macht Silvia Gribaudi am 23. Juli im NOI Techpark (Wiederholung am 24.) mit einer Virtual-Reality-Erfahrung rund um Mikhail Fokins ikonisches Solo für Anna Pawlowa Der Sterbende Schwan. Als Teil der umfangreichen Veranstaltungsreihe, die das Festival den Neuinterpretationen dieses historischen Stücks widmet, hat Gribaudi zusammen mit Margherita Landi darüber nachgedacht, wie man dieses revolutionäre Ballettstück des frühen 20. Jahrhunderts heute erfahrbar machen kann. Das Ergebnis ist SWAN-VR moving bodies, eine experimentelle Performance, die die Zuschauer und Zuschauerinnen mittels VR-Billen in einen virtuellen Raum entführt und sie auf eine choreografische Reise durch imaginäre Tanzwelten schickt. Für jeweils fünf Zuschauer und Zuschauerinnen. Freier Eintritt, alle 30 Minuten von 15.00 bis 19.30 Uhr. Reservierung erforderlich, Tel. 0471.053800.
Am 26. Juli (19.30 und 20.15 Uhr) zeigt Silvia Gribaudi im Kapuzinergarten ihr Solo Peso Piuma, in dem sie, wiederum inspiriert von der Ikone Anna Pawlowa, durch die Bewegungen ihrer Arme und die Haltung des Halses ihres “Schwans” den sterbenden Schwan nachstellt. (Eintritt 5 €).
Am 27. Juli (21.00 Uhr) präsentiert sie im Semirurali-Park ihr 2019 entstandenes und mehrfach ausgezeichnet Stück Graces. Graces steht für die drei Grazien, Sinnbild des Klassizismus und der Schönheit, wie sie einst Antonio Canova in Stein meißelte. Die Turiner Choreografin Silvia Gribaudi nimmt die Grazien zum Anlass, nicht ohne Ironie und Humor, um sich mit den Stereotypen und Proportionen in der Ästhetik von Geschlechterrollen zeitgenössischer Tanzaufführungen auseinanderzusetzen. Das Thema Schönheit als künstlerische Parabel hat sich die die Choreografin seit jeher auf die Fahnen geschrieben hat und in ihrem Solo R.OSA für Claudia Marsicano, das bei Tanz Bozen 2019 gezeigt wurde, deutlich auf den Punkt gebracht. In diesem neuen, international sehr erfolgreichen Stück versucht sie der Frage auf den Grund zu gehen, was wir heute als schön erachten. Wenn die Schönheit im Klassizismus noch in der Harmonie der Form lag, wo finden wir diese Harmonie heute? Mit drei neuerdings männlichen Grazien bricht sie sofort das erste Tabu, gleich im Anschluss stellt sie ein weiteres Konzept infrage: das der Normalität, indem sie einen Körper, so wie er eben ist, den wie aus Stein gemeißelten, vom Tanz geformten Körpern gegenüberstellt. In unserer heutigen Gesellschaft ist der Körper immer noch ein Tabu, manchmal eine regelrechte Obsession. Ein ironisches, mitreißendes Stück über eine „neue Schönheit“, das 2019 als „Beste italienische Produktion“ mit dem Premio D&D ausgezeichnet wurde. Reservierung erforderlich, Tel. 0471.053800
www.bolzanodanza.it
Karten: Stadttheater Bozen
Dienstag-Freitag: 11.00 bis 14.00 und 17.00 bis 19.00 Uhr