Klima "immer im Wandel"

Auch Südtirols Umweltschützer kritisieren Messners Klima-Aussagen

Freitag, 28. April 2023 | 09:00 Uhr

Bozen – Der Dachverband für Natur- und Umweltschutz kritisiert die Aussagen von Extrembergsteiger Reinhold Messner, die er kürzlich gegenüber der deutschen Bild-Zeitung und in der Sendung „Maischberger“ im Ersten Deutschen Fernsehen getätigt hat.

Der 78-Jährige ließ sich in der Talkshow über Klima-Aktivisten aus. Dabei behauptete er: „Man kann das Klima nicht schützen. Es ist seit Millionen Jahren immer im Wandel. Es geht aufwärts und wieder abwärts.“

Zählt Messner jetzt zu den Klimaleugnern? Seinen Ausführungen zufolge sei „die globale Erwärmung“ die Schuld des Menschen – wegen der CO₂-Emissionen durch die Industrialisierung. Die könne man auch „runterschrauben“. Gleichzeitig zweifelt er aber an der Sinnhaftigkeit vieler Maßnahmen. Er sehe Gletscher schmelzen und den Golfstrom, der sich verändere. „Da können wir nichts daran tun“, erklärte der Extrembergsteiger.

Seine Aussagen sorgen nicht nur in Deutschland für Aufregung, sondern auch in Südtirol. Der Dachverband für Natur- und Umweltschutz spricht von einem „Schlag ins Gesicht für alle, die dafür kämpfen, dass die Klimaerwärmung mit ihren gravierenden Folgen sobald als möglich aufgehalten wird, um der Jugend eine lebenswerte Zukunft zu gewähren“, und für die „renommierte Wissenschaft und den Weltklimarat, welche den anthropogenen Klimawandel beweisen“.

Wörtlich heißt es in einer Stellungnahme:

Durch das Verbrennen fossiler Energieträger hat die Menschheit in einem Zeitraum von etwas mehr als hundert Jahren den C02 Gehalt in der Atmosphäre von 280 ppm auf 420 ppm erhöht und global hat sich dadurch das Klima um mehr als ein Grad erwärmt (bei uns im alpinen Raum bereits um zwei Grad).

Klimaerwärmungen hat es zwar auch in der vorindustriellen Zeit gegeben, aber in viel längeren Zeiträumen von zig Tausend bis Millionen von Jahren und die Natur hatte die Zeit sich langsam anzupassen. Die derzeitige vom Menschen verursachte Klimaerwärmung gibt der Natur diese Zeit nicht, mit den bekannten Folgen für Umwelt und alle Organismen auf der Welt.

Wir lassen Herrn Messner als hervorragenden Extrembergsteiger natürlich seine persönliche Meinung, aber solche Aussagen tragen sicherlich nicht konstruktiv zu einer Lösung des akuten globalen Problems der Klimaerwärmung bei, um die sich viele engagierte Menschen aller Altersklassen und Wissenschaftler auf der ganzen Welt bemühen.

Auch von wissenschaftlicher Seite werden Messners Aussagen in Zweifel gezogen. Klimaforscher Mojib Latif erklärte der Bild-Zeitung, dass das Klima zwar immer im Wandel sei, dass man jetzt jedoch von einer Erderhitzung binnen von Jahrzehnten rede. Dies sei einmalig für die letzten Jahrtausende. „Wir sind schon bei 1,1 Grad Erwärmung gegenüber etwa 1850. Und bis Ende des Jahrhunderts reden wir sogar über vier bis fünf Grad. Es wird schlimm, wenn wir als Menschheit nichts tun. Deshalb: Die CO₂-Emissionen müssen runter, und zwar schnell und deutlich“, erklärte der Forscher.

Kein gutes Haar ließ Messner an den radikalen Klima-Klebern. In diesem Zusammenhang sagte er, da sei „Hopfen und Malz verloren“. Der Extrembergsteiger warf der Gruppe bei „Maischberger“ vor, die Demokratie zu erpressen.

Von: mk

Bezirk: Bozen