Runder Geburtstag für den Bruder von Udo Jürgens

Fotograf und Maler Manfred Bockelmann wird 80 Jahre alt

Samstag, 01. Juli 2023 | 08:32 Uhr

“Ein Bild von seiner Hand kann mehr sagen als tausend Melodien” hat Udo Jürgens für sein Lied “Mein Bruder ist Maler” von 1977 getextet. Besagter Manfred Bockelmann wird am 1. Juli 80 Jahre alt. Auch als Fotograf hat sich der Kärntner einen Namen gemacht. Außerdem drehte er Filme für das Fernsehen. Seit mehr als zehn Jahren widmet sich Bockelmann dem “Zeichnen gegen das Vergessen”.

“Ich male, damit etwas bleibt. Von mir und davon, wie ich die Welt wahrgenommen habe”, sagte Bockelmann in einem Interview für den ORF “Kulturmontag” anlässlich seines runden Geburtstages. Geboren in Klagenfurt, der Onkel mütterlicherseits war der Dadaist Hans Arp, wuchs er “auf dem elterlichen Gutshof in landschaftlich eindrucksvoller Umgebung auf”, wie auf der Internetseite des Künstlers nachzulesen. Von 1962 bis 1966 studierte er in Graz Fresko, Fotografie und Grafik, 1966 übersiedelte er nach München.

In der Landeshauptstadt Bayerns startete Bockelmann eine erfolgreiche Karriere als Fotograf für große Magazine. 1971 begegnete er in Zürich Friedensreich Hundertwasser, nach einer gemeinsamen Reise auf dessen Schiffskutter entstand das Kunstbuch “Hundertwasser Regentag” – eine Synthese aus Fotografie und Malerei. Eine”fotografische Psychoanalyse”, ein Kunstbuch mit dem Titel “Adam”, gestaltete Bockelmann über den Maler Rudolf Hausner.

Reisen als Pressefotograf führten ihn nach Madrid, Istanbul, Tunis und London. Nach Erscheinen seines Bildbandes “Magic Hollywood” (1974) begann der seit 1990 mit seiner Familie in Kärnten, München und Wien lebende und arbeitende Kärntner, sich auf die Malerei zu konzentrieren. “Der Fotoapparat wird zum Skizzenblock meiner Malerei”, sagte er nach einer dreimonatigen Safari durch Ostafrika. Das Motiv Landschaft wurde nun zum zentralen Thema seiner künstlerischen Arbeit.

1984 erschien der Bildband “Stille” über sein eigenes Werk. Im selben Jahr wurde Bockelmanns erster Film “Neulandsuite” im Fernsehen ausgestrahlt, sein zweiter Film “Auf beiden Seite des Vorhangs” über Udo Jürgens folgte im März 2005. “Fotografie und Malerei bleiben bis heute in seiner Arbeit gleichberechtigt”, heißt es auf der Künstlerwebsite. “Meine Bilder sind Fenster in eine Welt – nicht eingezäunt, verboten, sondern offen für Wünsche”, so Bockelmann 2002 anlässlich der Ausstellung “Das Blau der Erde” in der Schlossgalerie Mondsee.

2013 erhielt Bockelmann an der Universität Graz die Ehrendoktorwürde. Im selben Jahr widmete das Leopold Museum seinem “Zeichnen gegen das Vergessen” eine Sonderausstellung. Bockelmann schuf zu diesem Thema großformatige Porträts, durchwegs Kohlezeichnungen, von Kindern und Jugendlichen, die zu Opfern des Naziterrors wurden. Es geht ihm darum “zumindest einigen wenigen Namen und Nummern Gesichter zu geben, ein paar Menschen aus der Anonymität der Statistik herauszuheben”, wie er damals zitiert wurde.

Von: apa