Engelhorn gibt ihr Erbe aus der Hand

Millionenerbin entledigt sich via Bürgerrat ihres Vermögens

Dienstag, 09. Januar 2024 | 14:54 Uhr

Millionenerbin Marlene Engelhorn macht mit der Verteilung ihres Vermögens ernst. Wie sie am Dienstag in einer Pressekonferenz bekannt gab, wird ein auf ihre Initiative gegründetes Gremium namens “Guter Rat für Rückverteilung” darüber entscheiden, was mit 25 Mio. Euro geschehen soll. Sie selbst habe dabei keinerlei Mitsprache, betonte Engelhorn. Verfassungswidrige, lebensfeindliche, menschenverachtende und profitorientierte Zwecke seien ausgeschlossen.

“Ich habe immer gesagt, ich möchte mindestens 90 Prozent rückverteilen, und jetzt geht es endlich um diese Rückverteilung”, sagte Engelhorn und zeigte sich “wahnsinnig aufgeregt”. Vermögen sei in Österreich klar ungleich verteilt, und das sei ungerecht. Das reichste Prozent der Bevölkerung besitze knapp 50 Prozent aller Vermögen, mit allen negativen Auswirkungen auf das soziale Gefüge, das politische System oder auch die Medienlandschaft. “Das sorgt dafür, dass die Demokratie gefährdet wird durch diesen überproportional großen Einfluss einiger reicher Menschen.”

Der Staat tue aber nichts dagegen und komme seinem Auftrag nicht nach, Steuern auf Vermögen und Erbschaften einzuheben. Deshalb sei sie der Idee eines Bürger:innenrats nahegetreten, nach dem Vorbild etwa des Klimarats: “Wenn man auf die Menschen hört, kommen wirklich unglaubliche Dinge dabei heraus.”

Finanziert von Engelhorn, geht ein solches Gremium nun an den Start. 10.000 Einladungsbriefe werden dieser Tage versandt. Aus diesen zufällig Ausgewählten sollen in einem zweistufigen Verfahren 50 Personen und 15 Ersatzmitglieder repräsentativ für die Menschen über 16 Jahren in Österreich ausgewählt werden, schilderte Christoph Hofinger vom Foresight Institut (vormals Sora). Von März bis Juni soll dieser “Gute Rat” (http://guterrat.info/) dann – begleitet von einem Moderatorenteam und Experten – Ideen für den Umgang mit der Vermögensverteilung entwickeln und über die Rückverteilung der 25 Millionen Euro entscheiden. Getagt wird an sechs Wochenenden in Salzburg, pro Wochenende gibt es 1.200 Euro Aufwandsentschädigung pro Person.

Dass sie diesen Weg gewählt habe und das Geld nicht einfach selbst verteilt, hat laut Engelhorn einen guten Grund: Es wäre dann weiter ihre Entscheidung, und die Macht bliebe bei ihr. “Ich denke, wenn man die Demokratie ernst nimmt, muss man ihr eine richtige Chance geben.” Mit einem Bürgerrat bitte sie ganz normale Menschen, eine Entscheidung zu treffen, ohne sie dabei allein zu lassen: “Dieses Vertrauen ist mir wichtiger, als die Macht bei mir zu bunkern.”

Mit dem Geld, das ihr übrig bleibe, wolle sie die Übergangszeit finanzieren, bis sie dann selbst ins Erwerbsleben einsteige. Angst, dass sie diese Lebensentscheidung später bereuen könnte, habe sie nicht; vielmehr freue sie sich, diese Macht abzugeben. “Wenn überreiche Menschen die Welt retten wollten, dann hätten sie es gemacht”, erteilte Engelhorn auch der Idee philanthropischer Millionäre eine Absage.

Arbeiterkammer-Präsidentin Renate Anderl zollte Engelhorn in einer Aussendung “großen Respekt” für ihre Entscheidung. “Medien, Parlament und Bundesregierung sollten dieses starke Signal ernst und zum Anlass nehmen, über Millionärssteuern sachlich zu diskutieren und diese zu realisieren”, forderte sie. Unterstützung kam auch von den Grünen, die sich für eine Millionärssteuer für Millionenerben aussprachen. Die Arbeiterkammer verwies – ebenso wie das Momentum Institut – auch auf die aktuellen Zahlen der Europäischen Zentralbank (EZB), wonach Österreich die zweithöchste Vermögenskonzentration der Eurozone aufweist.

Ein klares Nein zu Vermögens- und Erbschaftssteuer kam hingegen einmal mehr von der Industriellenvereinigung (IV). Rufe nach einer “willkürlichen Besteuerung von hart erarbeitetem und bereits besteuertem Vermögen” wurden als realitätsfremd bezeichnet. Es brauche keine weiteren standortschädigenden Debatten, wurde in einer Aussendung erklärt.

Von: apa

Kommentare
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Stadtler
Stadtler
Superredner
3 Monate 22 Tage

Respekt von dieser Entscheidung. Ich hoffe es finden sich Nachahmer!

N. G.
N. G.
Kinig
3 Monate 22 Tage

Bill Gates dankt es such niemand. 36 Milliarden hat er schon gespendet und bis zum Lebensende will er 95% seunes Vermögens abgeben. Dank? KEINER!Also so selten ist das nicht.

kaisernero
kaisernero
Universalgelehrter
3 Monate 22 Tage

@NG und brum stillt er norr it in hunger aff der welt..? kannt er foscht im alleingong……

N. G.
N. G.
Kinig
3 Monate 22 Tage

@kaisernero Dumme Frage! Die keiner Antwort bedarf!

spotz
spotz
Tratscher
3 Monate 22 Tage

@N. G. warum nicht selten ,wer noch?

XBU_CobraElite
XBU_CobraElite
Tratscher
3 Monate 22 Tage

@N. G. informier dich besser über Gates. Siehe veröffentlichungen von Jeffrey Epstein. Namen wurden jetzt öffentlich gemacht alle die die schöne Insel besucht haben.

Stadtler
Stadtler
Superredner
3 Monate 22 Tage

@N. G. Im Artikel geht es nicht um Bill Gates…

Homelander
Homelander
Universalgelehrter
3 Monate 22 Tage

Respekt… des gibs a la olla 150 Johr uan mo, wenn ibahaup…Top👍

Grantelbart
Grantelbart
Universalgelehrter
3 Monate 22 Tage

Schliesse mich den Respektbekundungen an, 90% des eigenen Vermögens aus sozialethischer Vernunft aus der Hand zu geben ist sehr bemerkenswert und deshalb auch sehr selten. Alle Achtung
 

Mello
Mello
Tratscher
3 Monate 22 Tage

Jenachdem wie hoch die 10% dann sind 😀 😀

OrtlerNord
OrtlerNord
Universalgelehrter
3 Monate 22 Tage

@Mello
Nur Luschen suchen bei allem was anderes gutes tun, nach dem Haar in der Suppe!

Staenkerer
3 Monate 22 Tage

@Mello sell werd woll gleich sein, oder?

Grantelbart
Grantelbart
Universalgelehrter
3 Monate 22 Tage

Ändert für mich nichts. Je höher die 10%, desto höher auch die 90% die man hergibt.

Asgarth
Asgarth
Grünschnabel
3 Monate 22 Tage

Dir negativ-Likes repräsentieren woll diejenigen, die auch gerne am Topf nagen würden, aber nicht ran kommen 🤷‍♂️

Mello
Mello
Tratscher
3 Monate 22 Tage

Sehr gerne würde ich am Topf nagen… ich möchte sogar den ganzen Topf fressen 🙂 hahahahahaha

Sosonadann
Sosonadann
Superredner
3 Monate 22 Tage

Was aus dem Text nicht hervorgeht. Frau Engelhorn setzt sich in erster Linie für Besteuerung von hohen Erbschaften ein.

N. G.
N. G.
Kinig
3 Monate 22 Tage

Liquide Mittel sollten auch hoch besteuert werden. Meine Meinung aber alles was mit Betrieben zu tun hat normal , denn man kann nicht Firmen in die Pleite schicken nur um zu hohe Steuern einzutreiben.

Sosonadann
Sosonadann
Superredner
3 Monate 21 Tage

@N.G. Frau Engelhorn hat liquide Mittel geerbt und möchte dafür angemessen besteuert werden. Österreich möchte nicht. Verrückt, nicht?

Brunelleschi
Brunelleschi
Grünschnabel
3 Monate 22 Tage

Jedes Erbe ist bereits x-mal besteuert, egal auf welche Weise es erworben wurde. 
Bin leider selbst in einer Situation, wo das Erbe meiner Frau, von mir nochmals versteuert werden muss.

fritzol
fritzol
Universalgelehrter
3 Monate 22 Tage

brunelli@
schick mir dein kontonr. dann hilf ich dir zahlen du armer erbe

N. G.
N. G.
Kinig
3 Monate 22 Tage

Na ja, da tust du mir dann echt nicht leid denn als Ehemann hat man in Italien 1 Million Freibetrag und auf den Rest zahlst du Steuer die dringend benötigt wird.

wahrheitssucher
wahrheitssucher
Grünschnabel
3 Monate 22 Tage

Wow, Hut ab ! 🎩

kaisernero
kaisernero
Universalgelehrter
3 Monate 22 Tage

Wo sie recht hot hot sie recht, dass a hond voll reiche aff der welt, iatz schun über Regierungen und bold schun über ins olle bestimmen wearn!!!

krokodilstraene
krokodilstraene
Universalgelehrter
3 Monate 22 Tage

Das nenn ich mal Idealismus – größter Respekt vor einer solchen Entscheidung!

HelliPelli
HelliPelli
Neuling
3 Monate 22 Tage

wo kann man sich melden um etwas Geld gespenxst zu bekommen? Bin schon ganz gespannt ✋

krokodilstraene
krokodilstraene
Universalgelehrter
3 Monate 22 Tage

Geld regiert die Welt…
…und der Tuifl die Leit!

traktor
traktor
Kinig
3 Monate 22 Tage

wo sie recht hat hat sie recht. geld regiert die welt und nicht das “demokratische fussvolk”! das wird von denen genau so geleitet wo sie wollen das kreuzchen zu machen…. alle anderen die nicht nach ihrem willen tanzen sind ” böse radikale” die sie am liebsten wecksperren würden um ihre schäfchen beisammen zu halten…

Savonarola
3 Monate 22 Tage

wenn sie sich das Geld selbst erarbeitet hätte, würde sie anders denken. Woke Gesellschaft.

andr
andr
Universalgelehrter
3 Monate 21 Tage

Sie hat wohl erkannt wo der Kern des Lebens liegt. Sicher nicht in einem Ferrari.

Blasius
Blasius
Superredner
3 Monate 21 Tage

Ich wüsste da eine Kontonummer …. 😊

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