Für die Sängerin beginnt nach erfolgreichen Jahren ein neues Kapitel

Popstar Mathea: “Es war schon eine starke Vision da”

Donnerstag, 20. Juli 2023 | 06:33 Uhr

Es sind ziemlich ereignisreiche Jahre, auf die Sängerin Mathea seit der Veröffentlichung ihrer Debütsingle “2x” (2018) zurückblicken kann: Charterfolge, ein Amadeus-Award, zig Millionen Streams bei Spotify und Kollaborationen mit namhaften Kollegen wie RAF Camora oder Clueso. “Ich habe alles dafür gemacht, dass es so passiert”, meint sie im Rückblick. “Es war schon eine starke Vision da.” Vor kurzem hat mit der Single “Du + ich” das nächste Karrierekapitel begonnen.

Das Leben der gebürtigen Salzburgerin hat sich seit ihrem Eintritt ins Musikbusiness ordentlich gedreht. Bei ihrer jüngsten Tour vergangenen Herbst jubelten ihr die Fans zu, ihren Lebensmittelpunkt hat sie mittlerweile in Berlin. Dabei waren die äußeren Vorzeichen nicht einfach, als ihr erstes Album “M” im Frühjahr 2020 veröffentlicht wurde. “Das war mitten im ersten Lockdown, weshalb mir viele Leute davon abgeraten haben”, erinnert sich Mathea im APA-Gespräch. “Eine klassische Album-Promophase ist ja enorm groß, man fährt zu Radiosendern, spielt Konzerte, gibt eine Releaseparty. Mir war es aber trotzdem wichtig, das Album rauszubringen – und es ist tatsächlich sehr gut gelaufen.”

Ihre Tour musste sie coronabedingt allerdings dreimal verschieben. “Das tut mir immer noch weh, dass ich so viel Zeit verloren habe. Dafür geht es jetzt so richtig los!”, zeigt sich die seit wenigen Tagen 25-Jährige zuversichtlich. Der neue Song leite jedenfalls auch eine “neue Mathea-Ära” ein. “Nach dem ersten Album habe ich bestimmt 100 Lieder geschrieben und versucht, mich weiterzuentwickeln und den Sound zu finden, den ich mit dem zweiten Album machen möchte. Es wird sehr geprägt sein von Einflüssen aus Techno, Dance und Hip-Hop – aber trotzdem noch Pop bleiben.”

Vor allem textlich wolle sie ihrem bisherigen Weg treu bleiben. “Es ist einfach sehr persönlich und ehrlich”, nickt Mathea, die zwischenmenschliche Dinge oft sehr direkt anspricht. Insofern passt die Entstehungsweise der Nummern dazu. “Ich habe sehr viel ausprobiert”, verweist sie auf Songwritingteams und Kreativsessions. Letztlich war es aber das intime Setting bei ihr zuhause, das am fruchtbarsten gewirkt hat. “Es war eher so: Wir treffen uns, verbringen eine coole Zeit und schreiben auch noch einen Song”, erzählt sie von der Zusammenarbeit mit Kollegen wie Gerard, der schon beim Debüt maßgeblich beteiligt war. “Das war ein Lernprozess. Im Studiokontext ist immer alles so aufgebauscht, es passiert viel drumherum. Ich brauche aber einen Safe Space, um meine Texte schreiben zu können.”

Die Erfahrung und das in den vergangenen Jahren aufgebaute Selbstvertrauen spiegeln sich in den einzelnen Zeilen wieder. “Ich traue mir mehr Dinge anzusprechen – wohl auch, weil ich einfach älter geworden bin. Es ist sehr reflektiert, ich öffne mich sehr”, gibt sie einen Ausblick auf die Stücke, von denen einige noch im Laufe des Jahres erscheinen sollen. “Ich habe einfach gemerkt, dass das die Art von Kunst ist, die ich machen muss, um Sachen los zu werden.” So könne sie ihren Fans vermitteln, dass selbst bei ihr nicht immer nur Sonnenschein herrscht. “Aber es gibt diesen oder jenen Weg raus!”

Klare Worte findet Mathea unterdessen für Kritiker. So hat beispielsweise ihr Outfit bei einem Benefizkonzert für die Ukraine vergangenes Jahr für viel Aufsehen und teils negative Kommentare gesorgt. “Das ist leider etwas, was mich als Musikerin verfolgt und wo ich das abkriege im großen Stil, was Frauen tagtäglich abbekommen.” Sie habe nicht damit gerechnet, dass ihr Styling so große Wellen schlagen würde. “Letztlich war ich aber irgendwie happy, dass es so viel Aufmerksamkeit bekommen hat, weil ich meine Message verbreiten konnte.” Im Feminismus gehe es schließlich um Gleichberechtigung. Trete aber ein Musikerkollege oberkörperfrei auf eine Bühne, werde das kaum registriert. “Man sieht, dass wir als Gesellschaft noch nicht wirklich weit sind”, verweist sie auf abschätzige Fragen in Interviews. Ihren Fans habe sie jedenfalls mitgeben wollen: “Zieht euch an, was ihr wollt! Wir lassen uns von niemandem irgendeinen Scheiß reindrücken.”

Wer Mathea auf den diversen Social-Media-Plattformen folgt, erkennt ohnehin schnell den Stellenwert von Mode für die Künstlerin. “Das hat sich schon verändert. Ich habe mich viel mit Fashion beschäftigt und bin wirklich in diese Welt eingetaucht. Insofern ist die Ästhetik für mich enorm wichtig geworden. Ich habe Spaß daran, meine Musik visuell zu unterstreichen und dem eine weitere Ebene geben zu können.” Zudem seien Instagram und Co eine Möglichkeit, “eine direkte Verbindung zu den Hörerinnen und Hörern” aufzubauen. “Als Promotool ist es großartig, vor 20 Jahren hätte man sich das als Künstlerin oder Künstler gewünscht. Aber klar, der Algorithmus braucht Content, das ist durchaus stressig.”

In der Musik spielen die Ausspielkanäle jedenfalls nur eine untergeordnete Rolle. “Ich sitze nicht aktiv im Studio und denke mir TikTok-Hooks aus”, lacht Mathea. “Aber natürlich ist das in meinem Kopf präsent. Im Nachhinein machen wir uns sehr viele Gedanken, welcher Song wo gut platziert werden könnte. Im Prozess selbst versuche ich mich aber davon so frei wie möglich zu machen. Würde ich danach gehen, würde das meinen ohnehin schon vorhandenen Perfektionismus auf ein ganz anderes Level treiben.” Und allen Klickzahlen zum Trotz, sei das Liveerlebnis mit nichts zu vergleichen. “Vor einer Crowd zu stehen, die dir deine Songs entgegenschreit – das ist ein unfassbares Gefühl.” Wer mitfühlen möchte, hat heuer etwa beim Szene Open Air in Lustenau oder beim Frequency-Festival in St. Pölten Gelegenheit.

(Das Gespräch führte Christoph Griessner/APA)

(S E R V I C E – www.instagram.com/matheamathea)

Von: apa