Von: red
Eine neue Langzeitstudie der McGill University in Montréal bring Bewegung in die Alzheimer-Forschung – und erschüttert bisherige Annahmen über die Vererbung der Krankheit. Die Forschenden fanden heraus: Menschen, deren Vater an Alzheimer erkrankt war, zeigen ein deutlich höheres Risiko, selbst krank zu werden. Die Ergebnisse der Studie wurden kürzlich im Fachjournal Neurology veröffentlicht.
Zehn Jahre unter Beobachtung
Die Studie begleitete 243 Probanden über einen Zeitraum von zehn Jahren. Alle Teilnehmenden waren zunächst frei von Demenzsymptomen. Im Verlauf der Untersuchung wurden regelmäßig Gehirnscans durchgeführt, um die Ansammlung von Beta-Amyloid zu messen – einem toxischen Protein, das als zentraler Biomarker für Alzheimer gilt.
Das Ergebnis: Personen mit einem alzheimerkranken Vater zeigten eine signifikant stärkere Anreicherung dieser Eiweiße im Gehirn als jene mit einer Mutter oder ohne elterliche Vorbelastung.
Ein Perspektivwechsel in der Genetik
Bisher lag der Fokus in der Alzheimer-Vererbungsforschung stark auf der mütterlichen Linie, insbesondere wegen der mitochondrialen DNA, die ausschließlich von der Mutter vererbt wird. Die aktuelle Studie der McGill-Forscher stellt diese Sichtweise nun infrage: Offenbar spielt auch das väterliche Erbgut – über andere genetische Pfade – eine entscheidende Rolle im Krankheitsverlauf.
Was genau im Gehirn passiert
Die Forschenden beobachteten bei der „Vätergruppe“ nicht nur mehr Amyloid-Ablagerungen, sondern auch eine schnellere Ausbreitung der Proteine in bestimmten Hirnregionen, die mit Gedächtnis und Orientierung zu tun haben. Diese Unterschiede zeigten sich schon Jahre vor dem Auftreten klinischer Symptome.
Was das für euch bedeutet
Viele Menschen kennen ihre familiäre Alzheimer-Geschichte – aber oft konzentriert sich der Blick dabei auf die Mutterseite. Diese neue Studie mahnt zur Aufmerksamkeit: Auch die Gesundheit des Vaters kann ein entscheidender Risikofaktor sein. Wer die eigene Vorgeschichte kennt, kann frühzeitig handeln – sei es durch Vorsorge, Lebensstiländerungen oder gezielte Diagnostik.
Ein neuer Weg in der Prävention
Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der McGill University sehen in ihren Erkenntnissen eine Chance: Wenn solche vererbten Risikomuster künftig routinemäßig erkannt werden, könnten individuelle Präventionsstrategien schon Jahrzehnte vor dem Auftreten erster Symptome ansetzen. Das könnte nicht nur Lebensqualität retten, sondern auch Leben verlängern.
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