„Ich habe geweint, als ich den Strand entlang ging“

Bloggerin postet Urlaubsbild – im Hintergrund herrscht Wahnsinn

Freitag, 20. April 2018 | 07:51 Uhr

Normalerweise inszeniert sich die US-amerikanische Lifestyle-Bloggerin Amelia Whelan in ihren Fotos in vollkommener Instagram-Ästethik am Meer, neben Wasserfällen oder mit einem Smoothie in tropischen Paradiesen wie Bali, den Philippinen oder Hawaii. Ihre jüngsten Posts zeigen allerdings, dass die Realität manchmal anders aussieht.

Unweit von Touristengebieten entdeckte Whelan Strände, die mit Plastikmüll und anderen Abfällen übersät waren. Die Bilder zeigen alles andere als Urlaubsidylle. „Das ist der Scheiß, den man in seinem Newsfeed nicht sieht“, schrieb sie bestürzt in auf Facebook. Trotz der ernsten Töne wurde der Facebook innerhalb kürzester Zeit viral: Der Beitrag wurde mittlerweile von über 115.000 Usern gelikt und fast 200.000-mal geteilt.

https://www.facebook.com/amelia.whelan/posts/10156279754530682

Laut Whelan würden die Fotos nur einen kleinen Teil der Umwelt-Katastrophe zeigen, die uns alle betrifft. In ihrem Post macht die Bloggerin deutlich, dass die Bilder von den zugemüllten Touristenstränden überall auf der Welt stammen könnten.

„Wir müssen uns ändern. Sofort“, appellierte die Bloggerin. Um das zu schaffen, müssten die Menschen ihre Lebensweise erneuern.

Amelia Whelan ging dabei mit gutem Beispiel voran. Sie half selbst vor kurzem bei der Säuberung eines Strandabschnitts auf den Philippinen mit. Auf Facebook meinte sie: „Das Einzige, worüber ich an diesem Tag nachdenke, ist es, Kinder zu bekommen und sie so zu erziehen, dass sie die Meere retten.“

Weil die Bloggerin bislang mit ihrer geschönten Bildsprache selbst dazu beitrug, den Mythos von müllfreier Exotik zu verbreiten, hat sie ein kleines Glaubwürdigkeitsproblem.

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Had too much to dream last night

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Trotzdem scheint sie es, ernst zu meinen, und nimmt es für ihr Anliegen in Kauf, ihre Followerinnen und Follower vor den Kopf zu stoßen. „Ich habe geweint, als ich gestern an diesem Strand entlangging und die Aufnahmen machte“, schrieb sie. Gleichzeitig gibt sie praktische Tipps für jeden, der sich auf Reisen begibt, wie etwa die Verwendung von wiederverwendbare Flaschen, Taschen oder eigene Behältnisse fürs Proviant. Außerdem könne man in der Bars auf den Strohhalm verzichten, Wasser im Restaurant nachfüllen lassen, ökologische Unterkünfte auswählen und auch im Ausland den eigenen Müll recyceln.

Auch wenn die Bloggerin mit ihrer Botschaft viele Menschen berührt: Rein privates Engagement wird nicht ausreichen, um das Plastik-Problem in den Griff zu bekommen. Experten schätzen, dass rund 150 Millionen Tonnen Abfall unsere Meere verschmutzen und fordern, dass sich vor allem die Primärproduktion von Plastik drastisch verringern muss.

Zudem wird unter Hochdruck daran geforscht, wie man die bereits vorhandenen Plastikmengen in den Meeren recyceln kann – etwa durch den Einsatz von Bakterien. Laut einem Bericht des Guardian  ist es Forschern nun zufällig gelinngen, das dafür verantwortliche Enzym durch Mutation um 20 Prozent leistungsfähiger zu machen.

Von: mk