Von: atav
Kreta – In Ano Vouves, einem kleinen Dorf auf der griechischen Insel Kreta, wächst ein Baum, der wie aus einer anderen Zeit stammt: der monumentale Olivenbaum von Vouves. Mit einem geschätzten Alter von rund 4000 Jahren gilt er als einer der ältesten lebenden Bäume der Welt – und trägt bis heute Oliven. Er hat die Geburt und den Untergang ganzer Imperien erlebt, von den Minoern über die Römer bis zur Neuzeit, und ist damit ein einzigartiger stiller Zeuge der Mittelmeer-Geschichte.
Symbol mediterraner Identität
Der Olivenbaum von Vouves ist nicht nur botanisch beeindruckend, sondern auch ein tief verwurzeltes Kulturgut. Sein Holz wurde für Siegerkränze bei den modernen Olympischen Spielen verwendet, was die symbolische Brücke zwischen Antike und Gegenwart schlägt. Heute bildet der Baum das Herzstück des Museums von Vouves, das 2009 eröffnet wurde und Besucher über die jahrtausendealte Olivenkultur auf Kreta informiert.
Die Geheimnisse seines Alters
Das enorme Alter des Baumes ließ lange Zeit viele Fragen offen. 2021 untersuchte ein multidisziplinäres Forscherteam unter Leitung von Professor Mihalis Avramakis den Baum erstmals systematisch. Da der innere Kern des Stammes längst zerfallen war – ein typisches Phänomen bei sehr alten Olivenbäumen – mussten moderne Methoden wie CT-Scans, dendrochronologische Analysen an jungen Zweigen und mikroskopische Studien kombiniert werden. Diese Daten belegten schließlich: Der Baum dürfte rund 4000 Jahre alt sein.
Trotz Jahrtausenden noch voller Leben
Bemerkenswert ist nicht nur sein Alter, sondern auch seine Vitalität. Die Äste tragen jedes Jahr gesunde Oliven, die sogar heute noch von Hand geerntet und zu hochwertigem Öl gepresst werden – auch wenn dieses nicht kommerziell verkauft wird. Die Blätter und Früchte zeigen keinerlei Anzeichen von Degeneration, wie Forscher nachwiesen. Damit bleibt der Olivenbaum von Vouves ein biologisches Phänomen und Hoffnungsträger für die Forschung zur Langlebigkeit von Pflanzen.
Ein natürlicher Überlebenskünstler
Die knorrigen, von der Witterung geformten Stammstrukturen mit einem Durchmesser von 4,6 Metern geben dem Baum sein eindrucksvolles, beinahe skulpturales Aussehen. Experten vermuten, dass die teils hohlen Partien und verdrehten Äste dem Baum sogar geholfen haben, neue Triebe zu bilden und sich an wechselnde Umweltbedingungen anzupassen.
Hoffnung für den Artenschutz
Gerade in Zeiten des Klimawandels und zunehmender Bedrohung von Pflanzenarten zeigt der Olivenbaum von Vouves eindrucksvoll, welches Potenzial in der Natur steckt. Wissenschaftler erhoffen sich durch sein Beispiel wertvolle Erkenntnisse über die Widerstandskraft und Regenerationsfähigkeit von Kulturpflanzen, die für den Schutz alter Sorten und die zukünftige Landwirtschaft genutzt werden können.
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