Von: mk
Bozen – Über 720 Kilometer führt der Fernwanderweg von Bayern bis zum Meer – vorbei an den Schlössern Tirols, über die Dolomiten, das Schnalstal und Bozen ins Cadore und schließlich ins Friaul: eine kulturell und landschaftlich reizvolle Route, und doch bislang vergleichsweise unbekannt. Dies ändern – und damit eine nachhaltige touristische Entwicklung entlang der Route fördern – wollte eine europäische Studie unter Federführung von Eurac Research. Die Forscher machten sich selbst auf den Weg, analysierten seine Stärken und Schwächen, prüften Etappeneinteilung, Unterkunfts- und Dienstleistungsangebot, und hatten dabei besonders die Wanderer über 55 im Blick, eine zunehmend wichtige Zielgruppe. Das Ergebnis nennt sich „Via Transalpina“, führt über die alte Strecke und ist doch ein neuer Weg: mit kürzeren Etappen, thematischen Schwerpunkten und einer eigenen Webseite und App.
In 100 Etappen ist die Strecke nun eingeteilt – nur 40 sieht der “Gelbe Weg“ der Via Alpina vor, der 2002 auf Initiative der Alpenstaaten entstand. In den zu langen Etappen, die noch dazu beträchtliche Höhenunterschiede überwinden, sahen die Forscher einen der Gründe dafür, dass der Fernwanderweg für ein breites Publikum nicht besonders anziehend war. Eine andere Schwachstelle machten sie in der Marschrichtung aus, die beim „Gelben Weg“ Oberstdorf als Ziel festlegt. Menschen reisen auch mit der Imagination, und wer überquert nicht gerne die Berge um am Ende die Füße im Meer abzukühlen? Also führt die Via Transalpina von Bayern nach Triest statt umgekehrt. Und weil eine Route auch zum Reiseerlebnis wird, indem sie etwas erzählt, setzt der neue Weg fünf thematische Schwerpunkte, die die Besonderheiten der durchquerten Regionen unterstreichen: Der Südtiroler Abschnitt verweist auf die Orte Ötzis, im Belluno stehen die Dolomiten mit den Schauplätzen des ersten Weltkriegs im Zentrum, im Friaul der kulinarische Reichtum der Region.
„Die Weitwanderwege stellen für Destinationen eine wichtige Entwicklungschance dar: Sie ziehen Touristen an, die Dienstleistungen und Infrastrukturen brauchen, und kurbeln so in oft abgelegenen Tälern die Wirtschaft an“, erklärt Anna Scuttari, Forscherin von Eurac Research und Koordinatorin der Studie. „Deshalb wollten wir diesem wunderschönen aber noch wenig bekannten Weg neue Impulse geben.“
Dabei haben die Forscher zum einen eng mit lokalen Behörden und Tourismusorganisationen zusammengearbeitet, andererseits genauestens die angestrebte Zielgruppe analysiert: Welche besonderen Ansprüche an Komfort, Lebensstil oder Sicherheit hat die stetig wachsende, reisefreudige 55plus-Generation? Als ein Resultat dieser Analysen setzt das Konzept der Via Transalpina stark auf digitale Hilfsmittel: eine App und eine Webseite mit GPS-Daten und ständig aktualisierten Informationen zu allen praktischen Aspekten wie Unterkunft, Verkehrsmitteln oder Gepäcktransport. Die App nimmt auch Kommentare von Wanderern auf, damit die Angaben immer auf dem neusten Stand sind. Webseite und die App sind ab 1. Dezember online und gratis zugänglich.
Das Konzept der Via Transalpina wurde im Rahmen des Projekts „SilViAlps“ erarbeitet und vom EU-Programm für die Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen und KMU finanziert (COSME). Die von Eurac Research koordinierten Partner sind helios.bz, Athesia Druck, Provincia di Belluno, Wanderhotels, Hauser Exkursionen, Matej-Bel-Universität Banská Bystrica und Hiking&Biking Slovenia.