Psychopharmaka und die Herausforderungen der Behandlung

Sonnenlicht kann Manie triggern

Samstag, 03. August 2024 | 08:19 Uhr

Von: luk

Brixen – Manie, eine psychische Erkrankung, die durch extreme und anhaltende Heiterkeit oder Gereiztheit gekennzeichnet ist, tritt häufig im Sommer auf. Sonnenlicht kann manische Episoden verstärken, was viele Menschen überrascht. Betroffene wirken überdreht, extrem aktiv, selbstsicher, und oft unnatürlich heiter oder gereizt. Sie benötigen wenig Schlaf, essen viel, verlieren aber Gewicht und entwickeln häufig Größenwahn. Solche Episoden können Wochen oder Monate dauern und beeinträchtigen das soziale Leben erheblich.

Ungefähr drei Prozent der Bevölkerung erleben manische Zustände. Diese Episoden gehen zwar immer von selbst zu Ende, jedoch besteht eine fast 100-prozentige Rückfallwahrscheinlichkeit. Oft wechseln sich manische mit depressiven Phasen ab, eine Erkrankung, die Psychiater als „bipolare affektive Störung“ bezeichnen. Zwischen den Episoden liegen oft lange Zeiten seelischer Gesundheit, und mit zunehmendem Alter werden die manischen Phasen seltener und milder.

“Rechtzeitige Behandlung kann schlimme soziale Folgen wie Verarmung, Partnerschaftsprobleme und Arbeitsplatzverlust verhindern”, wie Psychiater Dr. Roger Pycha schildert. “Hierbei werden oft verschiedene Medikamente eingesetzt, die vorbeugend, beruhigend und konzentrationsfördernd wirken. Psychopharmaka sind seit den 1950er Jahren ein Segen für die Behandlung schwerer seelischer Leiden, da sie es ermöglichen, Patienten zu Hause und ambulant zu behandeln.” Allerdings gebe es auch Bedenken hinsichtlich ihrer Anwendung, da sie das Gehirn beeinflussen und das Erleben verändern.

Psychopharmaka sollten daher zurückhaltend und nur von Fachleuten verabreicht werden, so Pycha. Alternative Behandlungsmethoden seien meist vorzuziehen. Ist eine medikamentöse Therapie jedoch unumgänglich, gelte der Grundsatz: „So wenig wie möglich, aber so viel wie nötig“.

Eine große Herausforderung bei der Behandlung der Manie ist, dass Betroffene ihre Krankheit selten erkennen. Sie pochen auf „Selbstverwirklichung“ und verweigern oft Therapien. Geduld und Geschick sind erforderlich, um sie zur Behandlung zu bewegen. “Psychotherapie wird oft abgelehnt, während Medikamente unter Aufsicht eher akzeptiert werden. In schweren Fällen kann ein Krankenhausaufenthalt notwendig sein. Bei extremen Situationen müssen Psychiater manchmal zwangsweise Behandlungen durchführen, was sich jedoch oft im Nachhinein als hilfreich erweist, da viele Geheilte später dankbar für den Schutz vor sich selbst sind”, so Dr. Roger Pycha, Leiter des Psychiatrischen Dienstes am Krankenhaus Brixen und Mitglied des Europäischen Netzwerks zur Depressionsbehandlung.

Bezirk: Eisacktal

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