Ländervergleich: OCSE-Studie offenbart Zahlen

Unsere Lehrer – unterbewertet und unterbezahlt

Montag, 21. Oktober 2019 | 08:04 Uhr

Wie geht es den Lehrpersonen in Italien bezüglich Gehalt und Lebenstenor? Diese Frage wurde angesichts eines Interviews mit dem neuen Bildungsminister Lorenzo Fioramonti aktuell, welcher eine Steuer auf kohlensäurehaltige Erfrischungsgetränke, Snacks und Flüge vorgeschlagen hat, um weitere zwei Milliarden Euro in die Schule und eine Milliarde Euro in die Universität zu investieren.

Laut den Daten der OCSE und dem Report “Education at a Glance” befinden sich Lehrpersonen an öffentlichen Schulen in Italien mit ihrem Gehalt im mittel-unteren Bereich der entwickelten Länder.

Durchschnittliches Jahresgehalt in Dollar (Personen zwischen 25 und 64 Jahren, inklusive Bonus, Prämien und Zulagen sowie Kaufkraftparität (KKP; englisch purchasing power parity, PPP): 

 

Grundschullehrer:

An der Spitze befindet sich Australien (54.914 $), der Reihe nach folgen Holland, Dänemark, Vereinigte Staaten, Belgien, Norwegen, Finnland, Portugal, Schweden, Schottland, England, Island, Frankreich, Israel, Slovenien. Nachgereiht sind Italien (34.167 $), Polen, Chile, Griechenland, Ungarn und so weiter.

 

Mittelschullehrer:

Holland: 66.617 $

Italien: 34.568 $

 

Oberschullehrer:

Holland: 66.617 $

Italien: 36.383 $

 

Kindergärtner:

Australien: 54.654 $

Italien: 34.167 $

Schaut man sich die Zahlen genauer an, so ist darauf hinzuweisen, dass Wissenschaftler nicht mit den tatsächlichen Gehältern rechnen, sondern mit der sogenannten Kaufkraft dieser Gehälter.

Fazit: Lehrpersonen in Deutschland etwa, stehen finanziell viel besser da, als Lehrer in Italien. Sie befinden sich nahezu an der Spitze. Das heißt, die Wissenschaftler haben berücksichtigt, dass deutsche Lehrkräfte mehr für Lebensmittel, andere Waren und Dienstleistungen ausgeben müssen als zum Beispiel italienische Lehrer. Das gilt auch für das Einstiegsgehalt der Lehrer in Deutschland.

Die Situation der italienischen Lehrer ist mit jener ihrer Kollegen in Frankreich vergleichbar, was das nicht rosige Gehalt in der Grundschule betrifft. In der Mittel- und Oberschule weisen die französischen Gehälter der Lehrer jedoch ein Plus von 20 Prozent auf, im Vergleich zu Italien.

Eine weitere Info zu Italien: Vergleicht man das Durchschnittsgehalt der Akademiker im Lande mit dem Gehalt von Lehrern mit Universitätsabschluss, so zeigt sich wieder, dass Lehrer 30 Prozent weniger verdienen.

Scuola, reddito e tenore di vita. Ecco quanto guadagnano gli insegnanti italiani

Die Lehrpersonen in Italien stellen daher im OCSE Vergleich das Schlusslicht dar, wenn es um Gehälter geht. Jeder zweite Lehrer hat ein prekäres Arbeitsverhältnis, in zehn Jahren ist die Hälfte der Lehrpersonen durch neue Lehrer zu ersetzen. Das Durchschnittsalter italienischer Lehrer liegt bei 50 Jahren, der Durchschnitt in den OCSE Ländern liegt bei 44.

In Italien wird im OCSE-Vergleich wenig in Bildung investiert, Lehrer werden schlecht bezahlt, haben vergleichsweise große Klassen, was die Schülerzahl betrifft. Außerdem wird an Integrationslehrern gespart, obwohl die Anzahl von Schülern mit deklarierten Auffassungsschwierigkeiten, Lernstörungen etc. steigt.

Mehrheitlich (etwa 80 Prozent) arbeiten laut OCSE-Studie Frauen im Lehrberuf. Männer wählen traditionell andere Wege, sind das Gehalt und das Anstellungsverhältnis doch wenig verlockend, möchte man ein Eigenheim und eine Familie finanzieren. Außerdem steigen die Aufgaben von Lehrpersonen, welche wiederum monetär und gesellschaftlich nicht entsprechend honoriert werden.

Werden Gehalt und Arbeitsbedingungen der Lehrerschaft in Italien nicht bald verbessert, wird sich am akuten Lehrermangel voraussichtlich kaum etwas ändern.

Sieht man sich die geringen Lehrergehälter trotz Universitätsstudium hierzulande an, so fragt man sich, wie jemand bei den hohen Lebenshaltungskosten in Südtirol davon leben soll. Langjährige prekäre Arbeitsverhältnisse erschweren zudem eine Planbarkeit der eigenen Zukunft.

Abschließend stellt sich die Frage: Was ist uns die Bildung unserer Kinder (unserer Zukunft) wert?

Von: bba

Bezirk: Bozen