Von: mk
Bozen – In rund zehn Tagen sollen Restaurants und Bars ihre Tore wieder öffnen. Dass alles wieder so wird, wie es einmal war, daran wird allerdings gezweifelt. HGV-Präsident Manfred Pinzger rechnet damit, dass 20 Prozent der Betriebe wohl für immer geschlossen bleiben, wie er gegenüber der Tageszeitung Alto Adige erklärt.
Die Gastronomie gehört zu jenen Wirtschaftszweigen, die von Corona-Pandemie am stärksten getroffen wurden. Zuletzt mussten die Lokale am 31. Jänner ihre Tore schließen. Erlaubt war lediglich ein Abhol- und Lieferservice. Während die Einnahmen sanken, blieben die Ausgaben – etwa für die Lokalmieten – gleich. Ein Spagat, der nicht immer leicht zu bewältigen ist.
Glücklicherweise sind in Südtirol die Gasthöfe häufig auch im Besitz der Betreiber. Die Inhaber sind allerdings auch deshalb besorgt, weil es aus Rom derzeit noch keine Klarheit darüber gibt, wann genau geöffnet werden darf und welche Voraussetzungen dafür nötig sind.
Beispiele von endgültigen Schließungen in Bozen gibt es bereits. So hat das Restaurant „Lumina“ in der Galilei-Straße auf Facebook die Schließung am 28. April verkündet – mit einem Dankeschön an die Kunden. Auch die Betreiber der Bar „Margi“ am Obstplatz, die ein beliebter Treffpunkt bei Jugendlichen ist, teilen ihre Entscheidung mit, „dieses Abenteuer“ zu beenden. Das Jahr der Pandemie habe dem Betrieb den Rest gegeben. Es seien Spesen zu begleichen, die weder ignoriert noch aufgeschoben werden könnten. Die Entscheidung sei nicht leichtfertig getroffen worden.
Wie Mirco Benetello, Direktor des Kaufleuteverbands Confesercenti, erklärt, habe die Pandemie auch den Lebensstil der Menschen verändert. Restaurants konnten zur Mittagszeit vielfach mit Büroangestellten und Freiberuflern rechnen, die ihre Pause dort verbrachten. Mit dem Homeoffice – einer Arbeitsform, die zum Teil auch nach Corona erhalten bleiben wird – fallen diese Kunden weg. Auch ein Treffen unter Freunden am Abend, die gemeinsam ins Restaurant gehen, wird in Corona-Zeiten schwierig. Ein zweites Problem, das auf manche Lokale zukommt, ist der Sicherheitsabstand: Sprach man in der Vergangenheit bei kleinen Räumlichkeiten noch von intimer Atmosphäre, müssen die Betreiber nun schauen, wie sie mit den Abstandsregeln zurechtkommen.
Das Gastgewerbe, das auch in Südtirol zahlreiche Menschen beschäftigt, wird demnach ohne Unterstützungsmaßnahmen nicht auskommen. Während Gastronomiebetriebe in Luxembourg 100 Prozent der verlorenen Erlöse erstattet bekommen, sind es bei uns 3,3 Prozent. In Österreich können die Betriebe im Vergleich dazu mit 80 Prozent rechnen. „Die wichtigste Hilfe ist deshalb, Bar- und Restaurantbetreibern sowie Hoteliers die Wiederaufnahme ihrer Arbeit wieder zu ermöglichen“, betont Pinzger laut Alto Adige.
Confesercenti-Vizepräsidentin Elena Bonaldi schlägt in dieselbe Kerbe: Man müsse dem Sektor die Chance eines Neustarts – unter Einhaltung von Sicherheitsauflagen – einräumen.