„Missstand muss behoben werden“

20 Prozent lehnen Wobi-Wohnung ab

Freitag, 17. Februar 2017 | 12:05 Uhr

Bozen – Kein Balkon, falsches Stadtviertel, zwei Kinder müssen sich ein Schlafzimmer teilen: Aus diesen Gründen lehnt ein Fünftel der Antragssteller beim Wohnbauinstitut eine ihm zugeteilte Wohnung ab.

„Wird eine zugteilte WOBI-Wohnung durch den Antragsteller abgelehnt, so darf erst in acht Jahren erneut angesucht werden“, hält der Freiheitliche Landtagsabgeordnete Walter Blaas in einer Aussendung einleitend fest und verweist auf die hohe Ablehnungsquote von zugteilten WOBI-Wohnungen.

„So wurden im Zeitraum der Jahre 2013-2015 zwischen 20 und 23 Prozent der zugeteilten Wohnungen von den Antragstellern abgelehnt“, hält Blaas fest und verweist auf die entsprechenden Unterlagen. „Als Gründe werden fehlende Balkone oder die mangelnde Zimmeranzahl genannt. Hinzu kommt, dass sich ältere Menschen keinen Umzug mehr zumuten“, entnimmt Walter Blaas aus der vorliegenden Antwort auf seine Anfrage.

Lediglich eine Ablehnung jährlich geht aufs Konto von Nicht-EU-Bürgern. Wer „Nein Danke“ sagt, kommt aus Südtirol. Hohe Ablehnungsraten gibt es etwa in Brixen und Kleingemeinden mit Abwanderung.

„Angesichts der akuten Wohnungsnot in Südtirol und der derzeit herrschenden Debatte rund ums leistbare Wohnen sollten die vorgelegten Daten zu denken geben. Es gibt zahlreiche Personen im Land, die dringend eine WOBI-Wohnung benötigen würden und seit Jahren darauf warten. Die hohe Ablehnungsquote ist ein eindeutiger Missstand, der behoben werden muss“, hält Blaas abschließend fest.

„Die Wohnungsnot ist da, sonst würden nicht jeden Tag so viele bei mir auf der Matte stehen und das teilweise in dramatischen Situationen“, meint hingegen Heiner Schweigkofler gegenüber dem Tagblatt Dolomiten. 80 Prozent der Antragsteller nehmen ihre Wohnung dankend an.

Aber: „Wohnen ist ein zentrales Thema“, sagt Schweigkofler. Vor- und Nachteile werden abgewogen. Wobi-Wohnungen sind kostengünstig. „Wegen der Kinder, die dort zur Schule gehen, sind manche aber nicht bereit, das Stadtviertel zu wechseln.“ Andere wiederum mögen keine Wohnung in denkmalgeschützten Bauten oder Schlitterwohnungen, wo sich zwei Kinder ein Zimmer teilen müssen.

Allemal ahnde das Wobi die Nein-Sager mit strengen Sanktionen. „Betroffene werfen uns oft genug vor, diese seien völlig überzogen“, so Schweigkofler.

 

 

 

Von: luk

Bezirk: Bozen