Von: luk
Bozen – Die Berufsgruppe Kunsthandwerk feiert heuer ihr 75-jähriges Bestehen im Wirtschaftsverband für Handwerker und Dienstleister (lvh.apa). Anlässlich dieses Jubiläums verwandelt sich das Schloss Maretsch in Bozen vom 27. bis 30. Oktober 2022 in einen besonderen Ausstellungsort, an dem verschiedenste Werke der Berufsgruppe präsentiert werden und Besucher die Gelegenheit bekommen, den Kunsthandwerkerinnen und Kunsthandwerkern bei ihrer Arbeit über die Schulter zu schauen. Das Motto der Veranstaltung „Farben im Kunsthandwerk“ bildet dabei den gemeinsamen Nenner aller beteiligten Berufsgemeinschaften und soll aufzeigen, wie bunt und vielfältig Kunsthandwerk ist.
Kunsthandwerk von A bis Z
Insgesamt zählt die Berufsgruppe Kunsthandwerk im lvh.apa 173 Mitglieder aus neun Berufsgemeinschaften (Federkielsticker, Floristen, Gold- und Silberschmiede, Restauratoren, Uhrmacher sowie die zum Kunsthandwerk Gröden – lia artejanat artistich Gherdëina gehörenden Fassmaler und Vergolder, Holzbildhauer, Holzschnitzer und Verzierungsbildhauer). Davon werden über 50 Mitglieder als Vertreter:innen folgender Berufsgemeinschaften bei der Ausstellung dabei sein: Fassmalerei und Vergolderei, Holzbildhauerei, Holzschnitzerei, Verzierungsbildhauerei, Gold- und Silberschmiede sowie Federkielstickerei. Die Floristen und Restauratoren werden von der gesamten Berufsgemeinschaft vertreten und vorgestellt.
Vier Tage im Zeichen des Kunsthandwerks
Eingeleitet wird die Jubiläums-Veranstaltung mit der Eröffnungsfeier am 27. Oktober um 11.00 Uhr mit Vertreter:innen aus Politik, Wirtschaft, Handwerk, Kunst und Bildung. Die dreisprachige Eröffnungsfeier wird von den ladinischen Musikerinnen Judith Piccolruaz (Klavier) und Priska Malsiner (Sopran) zum veranstaltungsbezogenen Thema „Farben im Kunsthandwerk“ begleitet. Anschließend kann von 13.00 bis 18.00 Uhr die Ausstellung besucht werden. Von Freitag, 28. Oktober bis Sonntag, 30. Oktober ist die Ausstellung jeweils von 9.00 bis 18.00 Uhr geöffnet. Der Eintritt ist kostenlos.
Außerdem dürfen sich alle Besucher:innen auf einen besonderen Programmpunkt freuen: Am Freitagabend, ab 20.30 Uhr versetzt ein Jazzkonzert der Gruppe „Jazz Moves“ von Norbert Dalsass das Schloss Maretsch in musikalische Stimmung.
Kunsthandwerk in drei Facetten
Auf alle Kunst- und Kulturinteressierten wartet eine bunte und vielfältige Ausstellung. Drei verschiedene Bereiche sollen Erwachsenen und Jugendlichen das Kunsthandwerk näherbringen. Neben dem Ausstellungsbereich mit unterschiedlichen gezeigten Werken wird es eine lebendige Werkstätte geben. Hier können Besucher:innen und vor allem Schulklassen den Handwerkerinnen und Handwerkern bei der Arbeit zusehen und Wissenswertes über deren Beruf erfahren. Auch werden Werke der Schüler:innen der Landesberufsschule fürs Kunsthandwerk Cademia in Gröden und der Fachschule für Steinbearbeitung in Laas präsentiert. „Dies soll ein Anreiz für junge Kunstinteressierte sein, denn schließlich sind sie die Zukunft des Kunsthandwerks“, so Martin Haller, Präsident des lvh.apa.
Eine weitere Besonderheit bilden die Installationen, die in der Bozner Innenstadt vom 19. Oktober bis zur ersten Novemberwoche, parallel zur Bozner Apfelfesta, aufgestellt werden. Besucher:innen werden somit von überdimensionalen Skulpturen und Werken auf ihrem Weg von der Altstadt zum Schloss Maretsch künstlerisch begleitet. „Mit dieser besonderen Ausstellung in den Freiräumen Bozens möchten wir Synergien zwischen diesen zwei wichtigen Veranstaltungen schaffen und eine spartenübergreifende Vernetzung bilden“, erklärt Filip Piccolruaz, Obmann der Berufsgruppe Kunsthandwerk im lvh.apa.
Noch weiter gefasst, soll mit dieser Jubiläumsveranstaltung die Vielfalt, Qualität und Tradition des Kunsthandwerks aufgezeigt werden, welche es in Gröden, aber auch südtirolweit gibt. Besonders wichtig ist den Veranstalterinnen und Veranstaltern die Hervorhebung des Handgemachten und der Wert, der hinter handgefertigten Skulpturen, Bildern und Werken steckt. Ein wichtiger Meilenstein in dieser Hinsicht bildet die Schutzmarke, die 1969 in Zusammenarbeit mit der Handelskammer Bozen ins Leben gerufen wurde und vollständig handgearbeitete Werke zertifiziert und schützt. Auch soll die kulturelle Bedeutung des Kunsthandwerks verdeutlicht werden. Denn das Handwerk ist mehr als nur ein Wirtschaftszweig. Besonders im Kunsthandwerk gibt es eine enge Verbindung zwischen Handwerk, Kultur und Sprache. Durch die verschiedenen, kreativen Berufe des Kunsthandwerks, den Produkten und Dienstleistungen wird auch Kultur geschaffen, die jahrhundertelang im Bewusstsein der Menschen verankert bleibt. All diese Werte verkörpert die Berufsgruppe Kunsthandwerk.
Die Berufsgruppe Kunsthandwerk im lvh.apa
Die Berufsgruppe Kunsthandwerk im Wirtschaftsverband für Handwerker und Dienstleister (lvh.apa) ist eine Interessensgemeinschaft und bemüht sich um die Sichtbarkeit und Stärkung des Sektors Kunsthandwerk. Zudem engagiert sich die Gruppe, junge Menschen für das Kunsthandwerk zu begeistern und entsprechende Ausbildungswege anzubieten. Gemeinsam auf Messen aufzutreten, das Kunsthandwerk durch Initiativen wie die Schutzmarke zu schützen, Kurse anzubieten, Lehrfahrten und Ausstellungen zu organisieren sind dabei nur einige der Maßnahmen, welche der Berufsgruppe am Herzen liegen, um der Bevölkerung die Arbeit der Kunsthandwerker:innen näherzubringen.
Den Auftakt bildete vor 75 Jahren der bereits bestehende Verein des Kunsthandwerks Gröden – lia artejanat artistich Gherdëina. 1947 schloss sich der Verein unter Vinzenz Insam dem lvh.apa (1945 gegründet) an und wurde somit die erste Berufsgruppe des Wirtschaftsverbandes für Handwerker und Dienstleister. Die lia artejanat artistich Gherdëina hatte das Ziel, das Kunsthandwerk neu aufleben zu lassen und mit gebündelten Kräften erfolgsversprechende Initiativen umzusetzen.
Teil der Vereinigung waren damals vor allem Bildhauer, Schnitzer, Fassmaler, Verzierungsbildhauer und Vergolder. Über die Jahre hat sich die Berufsgruppe weiterentwickelt und es sind noch weitere Berufsgemeinschaften dazugekommen: Goldschmiede, Floristinnen und Floristen, Restauratorinnen und Restauratoren, Uhrmacher und zuletzt auch Federkielsticker.