Von: mk
Bozen – Der Südtiroler Bauernbund geht in die Offensive – in die Direktvermarkter-Offensive. Bis zum Jahr 2030 sollen 850 Direktvermarkter bäuerliche Produkte anbauen, veredeln und vermarkten, lautet das ambitionierte Ziel. Dafür bietet der Südtiroler Bauernbund mit der Direktvermarkter-Offensive ein umfassendes Angebot an, das von der Ausbildung bis zur Produktentwicklung reicht. Die Logistik soll deutlich verbessert werden.
Mehr bäuerlich-regionale Produkte im Handel, in der Gastronomie, auf Bauernmärkten oder im Verkauf ab Hof, das könnte bald Realität sein. „Derzeit bieten etwa 600 Direktvermarkter in Südtirol lokale Produkte an, in den nächsten zehn Jahren sollen mindestens 250 neue Betriebe dazukommen“, formulierte Bauernbund-Obmann Leo Tiefenthaler die ambitionierten Ziele.
Einzigartiger Lehrgang und umfassende Beratung vor Ort
Das soll u. a. mit einem neuen Ausbildungsangebot erreicht werden. „Statt wie bisher ein 37-Stunden-Seminar bietet die Weiterbildungsgenossenschaft im SBB erstmals einen Direktvermarkter-Lehrgang an. Dieser dauert 28 Tage und beinhaltet Fachvorträge, Einzelcoachings und Betriebsbesuche. Den Abschluss bildet eine mündliche Prüfung“, erklärte Bauernbund-Direktor Siegfried Rinner. Der erste Lehrgang ist vergangene Woche mit 16 Teilnehmern gestartet.
Eine Schwachstelle war bisher auch die Beratung in der Verarbeitung. „Diese soll mit einem Beraterpool neu aufgebaut werden.“ Beratung bei Fragen zum Anbau gibt es wie bereits bisher vom Beratungsring für Obst- und Weinbau, vom Beratungsring Berglandwirtschaft (BRING) und vom Südtiroler Sennereiverband. Diese Beratung soll, besonders für neue Produktgruppen, ausgebaut werden.
„Durch das neue Angebot wird eine zeitnahe und professionelle Beratung vor Ort, eine hohe Qualität des Angebots und eine bessere Betreuung der Kunden wie Lebensmittel-Einzelhandel und Gastronomie garantiert“, erklärte Rinner auf der Vorstellung der Direktvermarkter-Offensive.
Innovative Produkte gefragt
Aktiv will der Südtiroler Bauernbund den Direktvermarktern auch mit Forschung und Entwicklung unter die Arme greifen, berichtete der Leiter der Abteilung Marketing im Südtiroler Bauernbund, Hans J. Kienzl: „Die zukünftig engere Zusammenarbeit von NOI Techpark, Freier Universität Bozen und der Abteilung Innovation & Energie im SBB hat die Marktforschung, die Produktenwicklung, die Produktionsprozessanalyse und das Packaging zum Inhalt. Ziele sind neue Erkenntnisse und insgesamt neue innovative Produkte.“
Ausgebaut wird die Kommunikation für die „Roter Hahn“-Betriebe – auf www.roterhahn.it genauso wie in den sozialen Netzwerken. „Mit unseren Produkten wollen wir das Premium-Segment bei Lebensmitteln besetzen.“
Eine große Schwäche in der Direktvermarktung ist die Logistik. Viele Direktvermarkter liefern ihre Produkte derzeit nur an Kunden in der Umgebung. „In Zukunft soll der Vertrieb nicht mehr nur auf die nähere Umgebung beschränkt sein, sondern es wird die Zustellung in ganz Südtirol und in andere Regionen bzw. ins Ausland möglich“. Zudem erhalten Lebensmittel-Einzelhandel und Gastronomie nur mehr eine Rechnung, auch wenn sie Produkte verschiedener Direktvermarkter bestellen. Bisher gab es von jedem Produzenten eine eigene Rechnung. „Diesen Wunsch äußern Handel und Gastronomie immer wieder, dem wollen wir nachkommen“, so Kienzl.
Mehr Wertschöpfung, größere Vielfalt
Mit diesen Maßnahmen will der Südtiroler Bauernbund die Zahl der Direktvermarkter und die Vielfalt an bäuerlichen Produkten steigern. Zudem soll Interessierten der Einstieg in die Direktvermarktung, die eine höhere Wertschöpfung verspricht, erleichtert werden.
Auch will der SBB dadurch die Zusammenarbeit mit dem Tourismus stärken und die Begehrlichkeit der Tourismusdestination Südtirol steigern. Mit dem Ausbau der Direktvermarktung wird ein großer Schritt hin zu einem Genussland Südtirol gesetzt.
Die Voraussetzungen für mehr Direktvermarktung sind gegeben: „Südtirol hat hochmotivierte Bauern und hochwertige Produkte. Zudem profitieren die Direktvermarkter vom Megatrend Regionalität. Und nicht zuletzt gibt es einen Markt mit 530.000 Einheimischen und 7,5 Millionen Gästen vor der Haustür“, so Tiefenthaler.
Die neue Initiative soll keine Konkurrenz zu den Genossenschaften darstellen, sondern eine Alternative für Bäuerinnen und Bauern sein, die sich für die Direktvermarktung interessieren, gerne Rohprodukte verarbeiten und mit den Kunden selbst in Kontakt treten möchten.