Von: luk
Bozen – Neue Armut, die Corona-Hilfen für Arbeitnehmer und die sog. „graue Arbeit“: Dies sind die drei Themenschwerpunkte für 2022, die der AFI-Rat im Rahmen seiner Klausur am 10. Juni bestimmt hat. „Wir möchten herausfinden, inwieweit die Corona-Krise in Südtirol ‚neue Arme‘ geschaffen hat, und welcher Anteil an den Corona-Beiträgen den Südtiroler Arbeitnehmer tatsächlich zugutegekommen ist“, erklärt AFI-Präsident Dieter Mayr. „Zudem, inwiefern das System der öffentlichen Transfers dazu führt, dass Arbeitnehmer hierzulande ‚graue Arbeit‘ mit kürzeren angegebenen Arbeitszeiten annehmen als die effektiv geleisteten, um nicht auf einkommensbezogene Beiträge und finanzielle Transfers verzichten zu müssen“.
Das AFI | Arbeitsförderungsinstitut ist eine Körperschaft öffentlichen Rechts, die zum größten Teil vom Land Südtirol finanziert wird. Die Führung des Institutes obliegt den Südtiroler Gewerkschaften und den repräsentativsten Sozialverbänden für Arbeitnehmer im Land. Die „Mission“ des AFI ist es, durch Forschung und Bildung die beruflichen, wirtschaftlichen und sozialen Interessen der Südtiroler Arbeitnehmerschaft zu stärken.
Der AFI-Rat hat sich kürzlich zu seiner ganztägigen Klausur getroffen – sie ist ein alljährlicher Fixtermin für die 20 Ratsmitglieder. Die Zusammenkunft fand in Präsenz im Bildungshaus Lichtenburg in Nals statt und stand ganz im Zeichen der Covid-19-Pandemie und ihrer wirtschaftlichen, gesellschaftlichen und arbeitsbezogenen Folgen. Der AFI-Rat hat für die Tätigkeit des AFI im Jahr 2022 drei Themenschwerpunkte definiert.
Schwerpunkt eins: Neue Armut
Die seit über einem Jahr andauernde Corona-Pandemie droht, bestehende Spaltungen in der Gesellschaft zu verschärfen, und lässt neue Formen von Armut und davon besonders bedrohte Bevölkerungsgruppen entstehen. Das AFI wird untersuchen, wo in Südtirol die Ungleichheiten zugenommen haben und wo vermehrt Fälle von neuer Armut auftreten, um konkrete Vorschläge zur Bekämpfung dieser Phänomene machen zu können.
Schwerpunkt zwei: An wen gehen die Corona-Hilfen?
Wer hat von den verschiedenen Corona-Hilfspaketen der öffentlichen Hand profitiert? Und wer wird in den kommenden Monaten einen Vorteil daraus ziehen? Das AFI will feststellen, welcher Anteil davon an die Wirtschaft und die Betriebe gegangen ist, und welcher Anteil der Arbeitnehmerschaft seit Beginn der Pandemie zugekommen ist (bzw. durch in die Wege geleitete Hilfsmaßnahmen zukommen wird).
Schwerpunkt drei: Öffentliche Transfers und „graue Arbeit“
Das komplexe und vielfältige System der öffentlichen Transfers und Beiträge in Südtirol garantiert zwar eine ausgewogenere Verteilung der Finanzmittel, sorgt jedoch auch dafür, dass einige Arbeitnehmer „graue Arbeit“ annehmen, um nicht auf Unterstützungsleistungen verzichten oder sie in geringerem Umfang beziehen zu müssen. Dies beinhaltet die teilweise Verschleierung der gemeldeten und mit der Einzahlung von Sozial- und Pensionsabgaben verbundenen Arbeit. Auf diese Weise entsteht ein Teufelskreis, der die Nichtangabe eines Teils der erbrachten Arbeitsleistung zur Wahrung der erhaltenen Beiträge begünstigt, und durch geringere Beitrags- und Steuereinnahmen der Allgemeinheit schadet. Wie kann diese Situation verbessert werden, ohne Ungerechtigkeiten zu verursachen? Dieser Frage wird sich das AFI mit dem Ziel widmen, das System der öffentlichen Transfers aus dem Blickwinkel der sozialen Gerechtigkeit zu betrachten.