Von: luk
Schenna/Bozen – Zum Tag der Fische (22.08.2023) überreicht der Fischereiverband Südtirol eine Dankesurkunde an Daniel Eisendle, stellvertretend für das Aquatische Artenschutzzentrum, als Anerkennung für dessen innovative Arbeit zur Förderung der heimischen Fisch- und Krebsarten.
Am 22. August findet jährlich der „Tag der Fische“ statt. Weltweit sollen mit diesem Aktionstag Fischarten ins Licht der Öffentlichkeit gerückt werden, die durch Überfischung und Lebensraumverlust in ihren Beständen bedroht sind.
Daher nimmt der Fischereiverband Südtirol heuer diesen Tag zum Anlass, um den Koordinator des Aquatischen Artenschutzzentrums, Daniel Eisendle, auszuzeichnen – auch stellvertretend für alle Mitarbeiter der Einrichtung, die durch ihre wertvolle Arbeit für den Erhalt gefährdeter Fisch- und Krebsarten in Südtirol sorgen.
Wie steht es um Südtirols Fische?
“Bäche, Flüsse, Seen und Feuchtgebiete gehören weltweit zu den am stärksten gefährdeten Lebensräumen. Das wirkt sich auch auf die Fische und deren Bestandsdichten aus. Verbaute und eingeengte Gewässer, die Wasserkraftnutzung, landwirtschaftliche Ableitungen sowie diffuse Einleitung von Schadstoffen, eine erhöhte Präsenz von Fischräubern, die Ausbreitung invasiver Arten und vieles andere mehr machen der Fischfauna vielerorts zu schaffen. Kurzfristig ist es nicht möglich, all diese Probleme zu beseitigen, so dass sich die Fischpopulationen von selbst wieder erholen könnten”, so der Fischereiverband Südtirol.
Daher seien einige heimische Fischarten in Südtirol auf menschliche Unterstützung angewiesen. Dieser Aufgabe hat sich das Aquatische Artenschutzzentrum in Schenna bei Meran verschrieben, das aus der ehemaligen Landesfischzucht hervorgegangen ist.
Seit der Neuausrichtung im Jahr 2016 widmet es sich ausschließlich der Förderung heimischer aquatischer Arten und setzt dabei konsequent auf „Klasse statt Masse“. Mit einer klassischen Fischzucht hat das Artenschutzzentrum heute somit nur mehr sehr wenig zu tun.
Für die Vermehrung der in der Anlage gehaltenen Arten werden lediglich aus Naturgewässern stammende Elterntiere genutzt, welche vorab und individuell auf ihre genetische Integrität untersucht werden. Deren Nachkommen werden dann unter möglichst naturnahen Lebensraum- und Fütterungsbedingungen gehalten. Anstatt große Fischmengen zu produzieren, wird durch die innovative Herangehensweise die genetische Vielfalt gefördert und einer Domestizierung der Fische vorgebeugt. Das Aquatische Artenschutzzentrum versucht also die Bedingungen in der Natur so gut als möglich nachzustellen, um die Fische besser auf die “rauhe Wildnis” vorzubereiten.
Auf industrielles Fischfutter wird beispielsweise weitgehend verzichtet – die Fische erhalten stattdessen vorwiegend lebendige oder aufgetaute Fische, Insekten, Krebstierchen und Würmer, die zum Teil selbst produziert werden.
Obwohl das Aquatische Artenschutzzentrum vor allem für seine Bemühungen zum Erhalt und zur Förderung der Marmorierten Forelle und der Adriatischen Äsche bekannt ist, sind auch Projekte zur Unterstützung verschiedener heimischer Kleinfische sowie des Dohlenkrebses ein Bestandteil seiner Arbeit.
Erste Erfolge bestätigen den eingeschlagenen Weg
Erste Erfolge der Neuausrichtung seien bereits sichtbar. “Die Fischpopulation in der Etsch zwischen Laas und Kastelbell wurde vor vier Jahren durch einen massiven Murgang aus dem Laaser Tal nahezu ausgelöscht. Nun weist dieser Abschnitt infolge mehrerer Besätze durch das Artenschutzzentrum wieder eine solide Population an genetisch reinen Marmorierten Forellen auf”, freut sich der Fischereiverband Südtirol.
Maßgeblichen Anteil am Gelingen der Neuausrichtung habe Daniel Eisendle, der Koordinator des Aquatischen Artenschutzzentrums. Der studierte Biologe arbeitet seit Jahren in unterschiedlichen Positionen im Bereich der aquatischen Ökologie und kennt dadurch den Zustand der Südtiroler Fischpopulationen bestens. “Durch seine unaufdringliche aber sehr beharrliche Art gelingt ihm der manchmal durchaus anstrengende Spagat, die Vorgaben der Behörden, die Forderungen der Fischereivereine und die Möglichkeiten der Wissenschaft unter einen Hut zu bringen und alle Beteiligten zufrieden zu stellen. An dieser Stelle nicht unerwähnt bleiben darf der Vorgänger von Daniel, der Biologe Josef Wieser, der das Konzept der Neuausrichtung gemeinsam mit Andreas Meraner vom Amt für Jagd und Fischerei erarbeitet hat”, erklärt der Fischereiverband Südtirol.
“Weiters gebührt dem Direktor der Agentur Landesdomäne, Albert Wurzer sowie seinem Vize Wilhelm Pfeifer und Andreas Agreiter dank, welche die für die Neuausrichtung erforderlichen Veränderungen im Artenschutzzentrum beharrlich vorangetrieben haben. Bedanken möchten wir uns natürlich auch bei Landesrat Arnold Schuler, der die Neuausrichtung der ehemaligen Landesfischzucht nicht nur ermöglicht, sondern angestoßen und an den Erfolg geglaubt hat. Erst durch das Engagement alle Beteiligten konnte sich die Struktur zu einem einzigartigen Vorzeigeprojekt weit über die Grenzen hinaus entwickeln, auf das Südtirol stolz sein kann. Für seine Bemühungen und seinen Einsatz zur Förderung der heimischen Fischfauna bedankt sich der Fischereiverband Südtirol ganz herzlich bei Daniel Eisendle, stellvertretend für alle Mitwirkenden im und rund um das Aquatische Artenschutzzentrum. Wir freuen uns, in den kommenden Jahren hoffentlich gemeinsam die Früchte dieser fordernden Aufbau-Arbeit ernten zu können”, schließt der Fischereiverband Südtirol.