Von: mk
Bozen – Trotz einiger zaghafter Anzeichen für eine Trendwende – das AFI hat etwa in seinem Sommer-Barometer eine Verbesserung der Grundstimmung unter Südtirols Arbeitnehmern erhoben – ist das Risiko einer Zunahme der Armut in Südtirol unübersehbar, wie uns auch die Caritas kürzlich in Erinnerung gerufen hat.
„Die alte These, wonach das Wachstum der Betriebe und der Wirtschaft automatisch auch zu Wohlstand für alle führt, ist angesichts der derzeitigen Situation wieder einmal nicht zu halten. Wir erleben dies tagtäglich bei unserer Arbeit mit den Personen, die sich an unsere Büros und Dienstleistungseinrichtungen wenden“, erklärt SGBCISL-Generalsekretärin Donatella Califano.
Rekordzahlen im Tourismus, Produktivitätssteigerungen und Wirtschaftswachstum stehe eine Arbeiterklasse gegenüber, deren Kaufkraft kontinuierlich schwinde. Immer mehr Menschen hätten Schwierigkeiten, es bis ans Monatsende zu schaffen. Bei der Kundgebung vom 6. Juni hat ein Gewerkschaftsmitglied seine Niedergeschlagenheit folgendermaßen auf den Punkt gebracht: „Ich habe das ganze Jahr lang gearbeitet und dabei kaum etwas verdient, während mein Arbeitgeber sich am Jahresende ein weiteres Luxusauto gekauft hat.“
Drei Faktoren sind für die Vorbeugung von Armut entscheidend: eine Arbeit und somit ein Einkommen, eine Wohnung und die Gesundheit. Gerade hier hake es aber in Südtirol, so der SGBCISL: „Viele Einkommen hinken den steigenden Lebenshaltungskosten hinterher, es ist schwierig, eine bezahlbare Mietwohnung zu finden und immer mehr Menschen wenden sich wegen der Probleme im öffentlichen Gesundheitswesen der privaten Gesundheitsbetreuung zu, sofern sie sich diese leisten können.“
„Es ist notwendig, Fragen und Themen wie soziale Gerechtigkeit und die bessere Umverteilung des Erwirtschafteten in den Mittelpunkt zu stellen“, betont Califano. „Dies werden wir gegenüber all jenen politischen Kräften tun, die bei den kommenden Landtagswahlen antreten werden. Unser Ziel sind höhere Löhne, mehr bezahlbarer Wohnraum und ein effizienteres Gesundheitswesen. Die Lage ist ernst, wir müssen schnell und richtig handeln.“