LH Kompatscher: "Intakte Natur für Tourismus wichtig"

ASTAT-Studie: Folgen des Tourismus auf die Umwelt

Donnerstag, 06. Juli 2017 | 14:48 Uhr
Update

Bozen – Die Auswirkungen des Tourismus auf die Umwelt hat das ASTAT unter die Lupe genommen. Dieser bedingt beispielsweise eine erhöhte Abfallproduktion.

Das Landesinstitut für Statistik ASTAT hat die Auswirkung des Tourismus auf den Verkehr, den Stromverbrauch und die Abfallproduktion untersucht.

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So wurde beispielsweise für das Jahr 2015 eine anfallende Müllmenge von 62 Kilogramm je Einwohnergleichwert nachgewiesen, darunter Spitzenwerte für Corvara mit 1010,8 Kilogramm.

“Intakte Natur für Tourismus wichtig”

LH Kompatscher und LR Theiner haben zur ASTAT-Studie über die Auswirkungen von Bevölkerung und Tourismus auf Umwelt und Ressourcen Stellung genommen.

Die heute erschienene Studie des Landesstatistikinstituts untersucht, wie stark sich der Tourismus neben der Wohnbevölkerung im Jahr 2015 auf die Umwelt auswirkt und ihre Ressourcen verbraucht hat. „Wir wissen einerseits, dass der Tourismus ein unverzichtbarer Wirtschaftsfaktor ist, der über 35.000 Beschäftigte zählt und 10 Prozent unseres Bruttoinlandsproduktes ausmacht – hinzu kommt all jene Wertschöpfung, die andere Branchen indirekt durch den erfolgreichen Tourismus erzeugen“, führt Landeshauptmann Arno Kompatscher an. Gerade im ländlichen Raum brauchten die Menschen den Tourismus, weil er ihnen einen gewissen Wohlstand ermöglicht. „Wir wissen aber auch, dass die meisten Gäste nach Südtirol kommen, um sich in unserer unvergleichbar schönen Natur zu bewegen. Daher dürfen unser aller Bemühungen nicht abreißen, eine nachhaltige touristische Entwicklung anzustreben und wann immer möglich, ressourcenschonende Entscheidungen zu treffen“, gibt der Landeshauptmann zu bedenken.

Erwartungsgemäß zeigt die Studie, dass die Einwohnergleichwerte in den letzten 25 Jahren kontinuierlich gestiegen sind, insgesamt um 19,1 Prozent. Dieser Wert steht für die Summe zwischen durchschnittlicher Wohnbevölkerung und die Zahl der Übernachtungen pro Tag eines Jahres. Tourist wie Einwohner verbrauchen schließlich Ressourcen wie Wasser, Strom und Heizenergie und erzeugen Abfall, Verkehr, Abgase und Abwasser. In den Einwohnergleichwerten nicht erfasst sind die Tagestouristen.

„Es ist in dieser Richtung schon viel passiert – das zeigt auch die Studie“, sagt Kompatscher. So ist die Abfallmenge laut ASTAT pro Einwohnergleichwert zwischen 2011 und 2015 von 68,1 auf 62 Kilogramm im Jahr kontinuierlich gesunken. Ebenso nimmt der Kohlendioxidausstoß in gut gedämmten Häusern mit modernen Heizanlagen ab, dasselbe gilt für die Wassermengen pro Kilogramm Hotelwäsche oder pro Spülgang von Geschirr, wie andere Erhebung zeigen. „Und schließlich werden unsere Initiativen für eine nachhaltige Mobilität als Alternative für den belastenden Pkw-Verkehr zunehmend gut angenommen, auch von Gästen“, zählt Kompatscher auf.

„Der Umweltschutz genießt in dieser unserer Regierung eine große Priorität – und dem gilt mein Einsatz“, betont Umweltlandesrat Theiner. „Es gilt schließlich den nächsten Generationen eine Natur und Kulturlandschaft zu übergeben, die ebenso wie heute den Menschen ein Auskommen und eine gute Lebensqualität ermöglicht.“

Schutz der Umwelt auch im Interesse des Tourismus

IDM Südtirol und die Hoteliers selbst bemühten sich jeher beispielsweise darum, Gästeschichten anzusprechen, die länger bleiben, „denn die Umweltbelastung je Gast ist natürlich höher, je kürzer er bleibt“, betont der Landeshauptmann. „Aber 12,5 Ankünfte und 56,6 Übernachtungen pro Einwohner – im Trentino sind es 39 und in Tirol 61,5 Übernachtungen – machen klar, dass Südtirol den von der Landesregierung eingeschlagenen Weg der bestmöglichen Schonung von Ressourcen und umweltfreundlichen Entscheidungen konsequent weitergehen muss. Nur so werden die Gäste auch in Zukunft in Südtirol das finden, was sie suchen: Aktive Erholung, Genuss und Spaß in einer intakten Natur“, sagt der Landeshauptmann.

Grüne:  ASTAT-Studie belegt erhöhte Belastung touristischer Hochburgen

“Die soeben veröffentlichte ASTAT-Studie zeichnet ein scharfes Bild der ökologischen Druckstellen, mit der der Tourismus unser Land belastet. Großen Vorzügen stehen massive Belastungen gegenüber: Zwar ist der Anteil der Branche am Bruttoinlandsprodukt beachtlich, sie erreicht aber laut ASTAT nur zehn Prozent (2013) und somit weit weniger, als oftmals vermutet wird. Auch wenn man die indirekten Positiveffekte für Bau, Handwerk und Handel hinzunimmt, dürften 15 Prozent kaum überschritten werden”, so die Grünen in einer Stellungnahme dazu.

“Dafür aber zeigen die sog. Einwohnergleichwerte im Bereich Wasser-, Energieverbrauch, Abfällen, Wasser- und Luftqualität 2015 deutlich nach oben und liegen mit 81,1 über dem touristisch weit stärkeren Tirol (67,9), wenn auch weit unter den Werten Italiens (204,6). Nahe an Tirol liegen auch die Übernachtungen pro Einwohner, die sich mit 56,6 Übernachtungen der weit stärkeren Power-Region Tirol mit 61, 5 nähern (Tirol: 47 Mio. Nächtigungen statt 31,5 Mio. in Südtirol). Auch die Abfallmenge ist in touristisch stark erschlossenen Gemeinden enorm; in Corvara etwa drei mal so hoch wie in Bozen. Der Verbrauch an elektrischer Energie im Bereich Beherbergung und Restauration liegt mit 13% auf hohem Niveau; vom Verkehr ganz zu schweigen. Die Ergebnisse der ASTAT-Studie legen also nahe, auf die ökologische Bremse zu treten und mahnen den Tourismus zu zügiger Ressourcenschonung, für die gibt es viel Luft nach oben”, so die Grünen.

“Auch mit Blick auf die Gäste: Schon jetzt wächst die Zahl der Südtirol-Besucher, denen ein klimaverträglicher, Landschaft und Kulturen schonender Tourismus am Herzen liegt. Auf sie muss die Branche künftig bauen, auf Gäste, denen Nachhaltigkeit, Gesundheit und Regionalität am Herzen liegen. Tourismus in Südtirol muss ein starker, aber begrenzter Player bleiben; die Frage nach einer Obergrenze und der Verträglichkeit für Menschen und Umwelt stellt sich mit Nachdruck: Bei 31,4 Mio. Nächtigungen und 7,0 Mio. Ankünften ist die Obergrenze bald erreicht. Die neue ASTAT-Studie ist ein wichtiger Seismograf der drohenden Überhitzung”, heißt es abschließend von den Grünen.

Von: luk