„Haltung zu Großraubtieren überdenken“

Auch HGV macht gegen Bär und Wolf mobil

Donnerstag, 07. September 2017 | 10:13 Uhr
Update

Bozen – Der Hoteliers- und Gastwirteverband (HGV) begrüßt die Initiative des Landeshauptmanns Arno Kompatscher und des Landesrates Arnold Schuler, für Südtirol eine eigene Regelung zur Kontrolle über Bären und Wölfe zu erreichen und aus den Projekten „Life Ursus“ und „LifeWolfAlps“ auszusteigen.

Die zunehmende Zahl von Raubzügen der Großraubtiere in den letzten Wochen habe gezeigt, dass die Projekte zu Wiederansiedelung von Wölfen und Bären allmählich außer Kontrolle geraten sind. Nicht nur Bauern und Almbetreiber reagieren mit Zorn und Unverständnis, auch unter der Bevölkerung und den Gästen nehmen die Bedenken und Sorgen zu.

Für den HGV muss diese Realität noch ernster genommen werden. „Südtirol hat eine sehr aktive Almwirtschaft sowie ein dichtes Wanderwegenetz in den alpinen Regionen – beides wird auch von unseren Gästen sehr geschätzt und sind somit touristisch sehr wertvolle Aspekte. Deshalb muss in der Frage, wie sinnvoll die Ansiedlung von Wölfen und Bären in Südtirol ist, auch dieser Aspekt mitberücksichtigt werden“, unterstreicht HGV-Präsident Manfred Pinzger in einer Presseaussendung.

WWF fordert professionelles Wolfs-Management für Österreich

Zu einer “Versachlichung” der aktuellen Debatte zum Thema Wolf hat unterdessen der WWF aufgerufen und die Etablierung des Herdenschutzes als zentrale Säule eines effizienten Wolfs-Managements gefordert. “Die Politik ist für das funktionierende Wolfs-Management verantwortlich und muss nun Taten setzen”, so Christian Pichler vom WWF Österreich am Donnerstag in einer Aussendung.

Zu polemisch und populistisch sei die Thematik bisher in Österreich diskutiert worden. Der Herdenschutz habe in Österreich lediglich “auf Sparflamme” stattgefunden, kritisierte die Umweltorganisation. Als zweiten wichtigen Baustein für ein professionelles Wolfs-Management sieht der WWF eine lückenlose Beobachtung der Wölfe in Österreich. “Aus dem Allentsteiger Rudel werden schon bald Wölfe abwandern. Diese Abwanderungsbewegungen müssen umfassend beobachtet und daraus Erkenntnisse für den notwendigen Herdenschutz gewonnen werden”, betonte Pichler.

Bei der Entwicklung der Rahmenbedingungen zur Rückkehr des Wildtiers nach Österreich nehme nicht zuletzt das Bundesheer eine wichtige Rolle ein. Das etwa 157 Quadratkilometer große Naturgebiet des Truppenübungsplatzes Allentsteig in Niederösterreich sei laut WWF ein wichtiges Refugium für seltene Arten wie Wolf, Seeadler oder Wachtelkönig. “Seit vielen Jahren leistet das Bundesheer in Allentsteig eine wichtige Arbeit in Sachen Wolfs-Monitoring. Nun muss die Politik konkrete Schritte setzen und die zwei zentralen Säulen des Wolfs-Managements zur Umsetzung bringen – lückenlose Beobachtung der Wölfe und aus den Erkenntnissen einen Herdenschutz entwickeln”, so Pichler.

Das Land Niederösterreich habe mit Allentsteig ein “Freilandlabor” zur Verfügung, das perfekte Voraussetzungen für die Beobachtung der Wölfe bietet. Die gewonnenen empirischen Daten seien nach Ansicht des WWF die beste Basis dafür, ein effizientes Wolfs-Management für den gesamten niederösterreichischen Raum zu generieren. Niederösterreich könne damit Vorbild für ganz Österreich sein und “einen Meilenstein für die Biodiversität in Österreich sowie für das konfliktfreie Miteinander von Mensch und Tier” setzen.

In Tirol, Südtirol und Bayern hatten Bauern-Vertreter angesichts vermehrter Attacken auf Schafe und Ziegen erst Ende August gefordert, die drei Länder zur “wolffreien Zone” zu erklären. In Tirol handelte es sich bisher aber nur um Einzelfälle.

Von: mk

Bezirk: Bozen