Von: luk
Bozen – Die umfassende Neu- und Umgestaltung des Bozner Bahnhofsareals kann als eines der größten Infrastrukturprojekte der Landeshauptstadt bezeichnet werden. Doch auch für die wirtschaftliche Entwicklung Südtirols ist es von Bedeutung. Die Landesregierung hat darum heute sich nochmals mit diesem Großprojekt befasst und Landeshauptmann Kompatscher ermächtigt, eine Dienststellenkonferenz am 3. Juli einzuberufen. Daran werden neben dem Land Südtirol die Stadtgemeinde Bozen, die Trägergesellschaft Areal Bozen sowie die drei Bahngesellschaften Rete Ferroviaria Italiana (RFI), Trenitalia und FS Sistemi Urbani teilnehmen. In Bezug auf die Gemeinde Bozen erfolgt mit der Unterzeichnung noch nicht die Genehmigung. “Der Bürgermeister unterzeichnet zwar die Vereinbarung, diese unterliegt jedoch noch dem gesetzlich vorgesehenen Genehmigungsverfahren der Gemeinde. In Bezug auf die Gemeinde hat dies den Wert einer Bauleitplananpassung. Die Gemeinde Bozen wird demnach entscheiden, ob sie dem Vertrag zustimmt oder nicht”, hob Landeshauptmann Arno Kompatscher hervor.
Bereits im Vorjahr hatte sich die Landesregierung einen ähnlichen Beschluss gefasst, mit dem die nächsten verwaltungstechnischen Schritte zur Realisierung des Großprojektes gesetzt werden sollten. Aufgrund interner Unstimmigkeiten zwischen einigen Vertragspartnern wurde dieser Prozess jedoch seit Herbst 2018 verlangsamt. Nun soll hingegen wieder Fahrt aufgenommen werden, um die nächsten Schritte zur Realisierung einzuleiten. Sofern die programmatische Vereinbarung auch vom Gemeinderat Bozen grünes Licht erhält, erfolgt der so genannte “Market Test”. Dabei wird vor der Veröffentlichung geprüft, ob diese Vergabe auch potentielle Anbieter findet. Wenn der Test positiv verläuft, kann der Wettbewerb starten, für den Fall, dass der Market Test negativ ausfällt, können Nachbesserungen vorgenommen werden. “Wir hoffen natürlich, dass der Market Test positiv ausfällt, weil dies bedeuten würde, dass wir für die bisher vorgesehenen öffentlichen Bauten, wie Kulturzentrum oder Schwimmhalle, keine Steuermittel vorsehen müssen”, sagte der Landeshauptmann.
Bahnhofsareal macht neuem Stadtviertel Platz
Der Ursprung des Projektes liegt im Jahr 2006, als ein Abkommen zwischen Land und den oben genannten Vertragspartnern abgeschlossen wurde. Es folgten 2011 die Genehmigung des Masterplans und bis 2016 der Abschluss der Machbarkeitsstudien. In den darauffolgenden Jahren wurde intensiv über das Programm zur Aufwertung des Territoriums (programma unitario di valoizzazione territoriale, kurz PUVaT) diskutiert und verhandelt. Darin sind alle Verpflichtungen der Vertragspartner festgelegt, die von den Details zur Ausschreibung, über die Gründung eines Kontrollorgans hin zur Festlegung des wirtschaftlichen Wertes der Veräußerung reicht. Festgeschrieben wurde darin bereits, dass kleine und mittelständische Südtiroler Unternehmen ebenfalls an den Arbeiten beteiligt werden sollen. Erst sobald das Programm genehmigt ist, kann die Umsetzung des Projektes gestartet werden.
Der Wert der öffentlichen Bauten beträgt 382 Millionen Euro. Diese umfassen die neuen Bahnstrecken und die Neuerrichtung des Bahnhofs ebenso wie andere die öffentlichen Bauarbeiten (Straßen, Grünanlagen, Busbahnhof, ein olympisches Hallenbad, ein Kulturzentrum und Bauten für öffentliche Dienste für das neue Stadtviertel). Hinzu kommen die Kosten von etwa 537 Millionen für private Bauten. Festgeschrieben sind im Vertrag auch beispielsweise spezielle Wohnanlagen für ältere Menschen, andere private Bauten können zu Marktpreisen veräußert werden.