Von: mk
Bozen – Gleichstellungsrätin Michela Morandini stellte heute zusammen mit Landtagspräsident Bizzo und Vertreterinnen des Arbeiterförderungsinstituts die Daten zur Beschäftigung in den Jahren 2014-2015 vor. Das Fazit: „Die Frauen bleiben nach wie vor am meisten von befristeten Arbeitsverträgen und unfreiwilliger Teilzeit betroffen.“
„Die Arbeit ist der zentrale Aspekt des Lebens, denn sie ermöglicht es uns, im eigentlichen Sinner Person zu sein, ein Haus, eine Familie, Kinder zu haben“, erklärte Landtagspräsident Roberto Bizzo heute bei der Vorstellung des 4. Berichts über die Beschäftigungssituation der Frauen durch Gleichstellungsrätin Michela Morandini. „Jetzt, wo sich die Babyboomer aus dem Arbeitsmarkt zurückziehen, ist es besonders wichtig, Chancengleichheit für die Frauen zu schaffen, die immer noch durch eine ‚gläserne Decke’ vom Zugang zu den Führungspositionen abgehalten werden, die vom ‚Gender Gap’, dem geschlechtsspezifischen Lohngefälle gebremst werden und von der Notwendigkeit, Familie und Beruf zu vereinbaren“, erklärte Bizzo, „wenn man allen den Zugang zum Arbeitsmarkt ermöglichen will, muss man auch die Instrumente finden und einsetzen, um diese Barrieren zu beseitigen.“
Gleichstellungsrätin Michela Morandini, die auch für diesen Bericht über die Beschäftigungssituation der Frauen in den großen Privatbetrieben (über 100 Mitarbeiter) das Arbeiterförderungsinstitut AFI beauftragt hatte, zieht folgende Schlüsse daraus: „Vergleicht man die Daten zum vorherigen Bericht, gibt es nicht wirklich große Veränderungen. Was offensichtlich ist, wird bestätigt: Frauen sind in der Südtiroler Privatwirtschaft in Mittel- und Großbetrieben immer noch mehr als Männer von prekären Arbeitsverhältnissen und unfreiwilliger Teilzeitarbeit (als Antikrisenmaßnahme) betroffen. Auch in den Führungspositionen sind sie noch immer die große Ausnahme. Es wird auch klar, dass die bisherigen Maßnahmen nicht die erhofften Ziele erreicht haben. Es ist daher notwendig, in eine Unternehmenskultur zu investieren, die auf den Unterschied zwischen Mann und Frau Rücksicht nimmt.“
AFI-Präsidentin Christine Pichler stellt, „mit etwas Besorgnis fest, dass sich in acht Jahren die Beschäftigungssituation von Frauen in Südtirols Großbetrieben zwar nicht zum Schlechteren, aber auch nicht zum Besseren entwickelt hat. Dort, wo die Gesellschaft schon angekommen ist, ist es die Privatwirtschaft noch nicht.“
Für AFI-Vizedirektorin Silvia Vogliotti „zeigt die Untersuchung sowohl eine geringe Präsenz der Frauen unter den Führungspositionen als auch einen hohen Anteil an befristeten Arbeitsverhältnissen. Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf betrifft (weiterhin) fast ausschließlich die Frauen und bremst ihre Karriere. Die arbeitenden Frauen im Privatsektor finden sich oft in einem ‚gläsernen Labyrinth’ wieder, da sie weit mehr als die Männer prekäre Arbeitsverträge haben, befristet, mit reduziertem Stundenplan und mit steinigen Wegen vor sich, wenn sie aus diesem unsicheren Arbeitsleben heraus wollen.“