Von: mk
Bozen – Der Südtiroler Heimatbund kann die Diskussion schon nicht mehr hören: Alle Jahre werde um Mariä Himmelfahrt irgendeine Polemik hochgekocht, um das politische Sommerloch zu füllen. Dieses Jahr beklagen Landeshauptmannstellvertreter Marco Galateo und Gemeinderat Tritan Myftiu von Fratelli d’Italia, dass die Wanderschilder auf den Bergen nicht zweinamig deutsch und italienisch sind.
Für den Heimatbund stellte sich die Diskussion hingegen nicht. „Den beiden Politikern ist anscheinend nicht bekannt, dass die meisten italienischen Ortsnamen in Südtirol vom Deutschenhasser Tolomei erfunden und vom Faschismus eingeführt wurden. Mit den drei faschistischen Dekreten Nr. 800 vom 29. März 1923, Nr. 147 vom 10. Juli 1940 und Nr. 6767 vom 9. März 1942 wurden auch die deutschen, historisch gewachsenen Ortsnamen ausgelöscht“, erklärt Roland Lang, Obmann des Südtiroler Heimatbundes, in einer Aussendung.
Derzeit ist nur mehr das Königliche Dekret Nr. 800 in Kraft. Deshalb haben zurzeit weder die Mehrzahl der deutschen noch die erfundenen italienischen Ortsnamen amtliche Gültigkeit. „Welche Namen möchte nun Galateo und Myftiu auf den Schildern sehen?“, fragt Lang kritisch.
Das alte Märchen, das sich italienische Touristen verirren könnten, sei bereits 2009 durch eine Landtagsanfrage des Abgeordneten Sven Knoll widerlegt. Dessen Bewegung Süd-Tiroler Freiheit steht dem Heimatbund politisch nahe. Wer in den letzten fünf Jahren wegen der einnamigen Wanderschilder von den Bergrettungsdiensten gerettet werden musste, wollte der Landtagsabgeordnete damals wissen. Niemanden habe man deswegen retten müssen, erklärte der Landeshauptmann in seiner Antwort.
„Am Rande sei vermerkt, dass sich Gemeinderat Tritan Myftiu bitte zuerst über die Ortsnamensfrage informieren sollte, bevor er dazu Stellung nimmt. Meines Wissens wurden in seinem Heimatland Albanien, von wo Myftiu im März 1991 nach Italien einwanderte, alle unter der italienischen Besetzung eingeführten Ortsnamen wieder gelöscht bzw. die ursprünglichen wiedereingeführt“, betont Lang.
Für eine gerechte Lösung des Problems der amtlichen Regelung der Orts- und Flurnamengebung und damit auch der Wegbeschilderung braucht es laut Heimatbund die Einbindung der Wissenschaft und die Ausblendung von ideologischen Positionen.
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