Von: mk
Bozen – In Südtirol lässt sich eine signifikante Verschiebung in der Tourismuslandschaft beobachten – zumindest in bestimmten Gebieten. Vor allem Kaufleute in Bozen sind davon betroffen: Während die Zahl der arabischen und amerikanischen Besucher zunimmt, bleiben deutsche Touristen eher aus. Das veränderte Besucherprofil hat spürbare Folgen auf die Umsätze in anderen Bereichen, insbesondere im Bekleidungssektor.
Elena Bonaldi, Präsidentin des Handelsverbandes Confesercenti, stellt fest, dass die deutschen Urlauber, die traditionell eine wichtige Kundengruppe darstellten, in diesem Sommer fehlen, wie sie gegenüber der Zeitung Alto Adige erklärt. Thomas Rizzolli vom Kaufleuteverband in Bozen führt dies auf die anhaltende Krise in Deutschland zurück: „Die Leute dort lesen in der Bild-Zeitung von wirtschaftlichen Schwierigkeiten und schnallen den Gürtel enger.“
Die neue Sparsamkeit der Deutschen kommt den Boutiquen in Bozen teuer zu stehen. „Amerikanischen Touristen sind eher an regionalem Essen interessiert. T-Shirts haben sie zu Hause selber genug“, konstatiert Bonaldi. Arabische Touristen, die nach Bozen kommen, kaufen dagegen eher nur Luxusmarken, die sie eher in Metropolen wie Mailand finden.
Es brauche einen gänzlich neuen Ansatz im Handel in Bozen, ist Rizzoli überzeugt. Seiner Ansicht nach sollte man sich stärker auf Qualität statt auf Quantität konzentrieren. Kaufleute, die sich über Jahre an hohe Verkaufszahlen gewöhnt haben, würden sich allerdings schwer mit diesem Wandel tun.
Dass eine Veränderung im Tourismus allerdings insgesamt nötig, davon ist Rizzoli überzeugt: Beispiele wie die Besucherströme und das Drehkreuz auf dem Weg zur Seceda in Gröden würden von einer Identitäts- oder Imagekrise zeugen, auf die der Südtiroler Tourismus zusteuert. Einige Hotels in Bozen hätten sich den neuen Gegebenheiten bereits angepasst und richten sich weniger am Massentourismus aus.
Doch nicht alle sind von den Veränderungen gleichermaßen betroffen. „Wir in den äußeren Bezirken spüren vom Rückgang der deutschen Gäste weniger, da sich die Besucherströme eher im Zentrum von Bozen konzentrieren. In dieser Hinsicht sind wir immun“, erklärt Elena Bonaldi. Sie weist allerdings darauf hin, dass die Kaufkraft der Bozner seit zehn Jahren stagniert, während die Inflation die Haushalte belastet. Bozen ist nach aktuellen Daten die zweitteuerste Stadt Italiens. Allein die Inflation von 2,2 Prozent im Juli bedeutet eine jährliche Mehrbelastung von 730 Euro pro Familie.
Eine weitere Herausforderung für die Geschäfte in der Altstadt stellt die geplante Eröffnung des Einkaufszentrums WaltherPark Mitte Oktober dar – kurz vor Weihnachten und der Suche nach passenden Geschenken. Bonaldi erinnert sich besorgt an die Zeit, als eine Erweiterterung des Einkaufszentrums Twenty die Tore kurz vor Weihnachten öffnete. Bei den umliegenden Geschäften habe dies zu einem Umsatzrückgang von 20 bis 30 Prozent geführt. Auch Rizzolli erwartet, dass der „Neugier-Effekt“ des neuen Einkaufszentrums erhebliche Auswirkungen auf die Geschäfte in der Innenstadt haben wird. Somit stehen auch dem Wintergeschäft in Bozen schwierige Zeiten bevor.
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