Lehrlinge

Berufslehre in Südtirol auf Prüfstand

Dienstag, 28. November 2017 | 13:18 Uhr

Bozen – Wie steht es um die vielgepriesene Lehrlingsausbildung in Südtirol tatsächlich? Das AFI | Arbeitsförderungsinstitut hat bei Ausbildungsbetrieben und Experten nachgeforscht, um Beweggründe und Hindernisse in der Lehrlingsausbildung auszumachen. Kosten und Aufwand der Lehrausbildung sind eine mögliche Ursache für den Rückgang der klassischen, dualen Lehre in den letzten Jahren. Für einen Aufschwung brauche Südtirol mehr Vernetzung der Ausbildner, so das AFI.

Südtirols Unternehmen stellen Lehrlinge ein, nicht nur, weil sie passgenau ausgebildete Fachkräfte brauchen, sondern auch, weil es der Tradition entspricht und soziale Reputation damit verbunden ist, stellt das AFI fest. Aus Sicht der Ausbildungsbetriebe sind die Kosten, die rechtlichen Vorgaben und der bürokratische Aufwand für die Lehrlingsausbildung nicht die entscheidenden Hindernisse, wohl aber Auftragsschwankungen und die veränderten Bildungsaspirationen der Jugendlichen. Dass Lehrlinge als billige Arbeitskraft eingestellt werden, komme nur mehr selten vor, sagen die Betriebe. Tatsache ist jedenfalls, dass die Anzahl der klassischen Lehrlinge von Jahr zu Jahr zurückgeht. Um die duale Lehre aufzufrischen, stehe das Südtiroler Lehrlingswesen vor einer Reihe von Herausforderungen, betont das AFI. „Wesentlich ist die Anschlussfähigkeit des Lehrabschlusses im Bildungssystem und eine messbare Qualität der beruflichen Ausbildung“, sagt AFI-Forscher Werner Pramstrahler, der zusammen mit Johanna Lieser Autor der Lehrlingsstudie ist. „Wir uns durchaus an Maßnahmen orientieren, die etwa im Bundesland Tirol getroffen werden. Ich denke hierbei in erster Linie an die Vernetzung der Ausbildner.“ Die neueste Lehrlingsstudie des AFI wurde gestern im Rahmen einer Expertenrunde vorgestellt. Bildungsspezialist Peter Schlögl von der Uni Klagenfurt zeigte m Ländervergleich Österreich-Schweiz-Deutschland auf, dass sich Lehrlingsausbildung umso schneller bezahlt macht, je besser Zusammenspiel von Betrieb und Schule ist und je eher Lehrlinge von einfachen auf komplexe Tätigkeiten übergehen können. Auf Qualität, Persönlichkeit und die Notwendigkeit, die Lehrlingsausbildung der fortschreitenden Digitalisierung anzupassen, pochten die Betriebsausbilder Herbert Gamper von der Mader GmbH und Johannes Engl, Inhaber der Engl Werkzeugbau. Für die „Anschlussfähigkeit“ sei die Durchsetzung der Berufsmatura ein wichtiges Ziel der Südtiroler Bildungspolitik betonte Amtsdirek-torin Cäcilia Baumgartner, die in Vertretung von Landesrat Philipp Achammer an der Vorstellung der Studie und dem anschließenden Runden Tisch teilgenommen hatte.

Die drei Punkte des AFI für eine moderne duale Berufslehre

Das AFI schlägt folgende Punkte vor, um die Lehre in Südtirol zu verbessen. Lehrlinge sollten schnell „vom Wollen zum Können“ gebracht werden, auch die Digitalisierung sollte vorangetrieben werden. Zudem benötige es eine Aufwertung der dualen Ausbildung. Ein Lehrabschluss sollte im Vergleich zu einem Maturaabschluss gleichwertig sein. Außerdem sollten sich Ausbildner, sprich Betriebe und Schulen, aber auch Sozialpartner mehr abstimmen und vernetzen.

Von: mk

Bezirk: Bozen