Von: luk
Bozen – Mit rund 120 TeilnehmerInnen startete heute früh das Bioland Seminar als Online-Veranstaltung, die zweitägige Weiterbildungsveranstaltung für alle an der Biolandwirtschaft Interessierten. Nach der Begrüßung durch Obmann Toni Riegler gab es Impulse von Landwirtschaftslandesrat Arnold Schuler und dem Obmann des Südtiroler Bauernbundes, Leo Tiefenthaler, bevor es zu den Gastreferaten kam.
Wie kann ein höherer Preis für Lebensmittel erzielt werden und wie bringt man uns VerbraucherInnen dazu, diesen auch tatsächlich zu bezahlen? Der Konsument, die Konsumentin, so heißt es landläufig, greife stets zum billigen Produkt, zu jenem das den Geldbeutel schone, auch wenn „bio und regional“ das Konsumwunschdenken bestimmen. Dass es auch ganz anders funktionieren kann, zeigt der französischgebürtige Gründer der Initiative „Du bist hier der Chef“, Nicolas Barthelmé, der Marken- und Preisentwicklung von der Verbraucherseite her angeht. „Die Verbraucher haben keine Ahnung was den Unterschied zwischen traditionell hergestellter Frischmilch und länger haltbarer Milch (ESL) im Regal ausmacht, auch nicht wer das Geld für den Liter Milch schließlich einsteckt und welches System wir mit unserem Kauf stützen,“ sagt der gelernte Betriebswirtschaftler, der sich seit zwei Jahren dem Projekt widmet. Seit letztem Sommer ist so die „Verbrauchermilch“ in den Kühlregalen von über 750 deutschen Konsummärkten zu finden, ein erster toller Erfolg.
Mit einem Fragebogen wurden 9.300 Interessierte nach ihren Präferenzen zu Preisgestaltung und inhaltlicher Zusammensetzung für ihre Lieblingsmilch befragt. Weidehaltung, Fütterung, konventionelle oder biologische Haltung, kostendeckende Vergütung oder fairer Preis für den Bauern, all diese Optionen waren wählbar. Das Ergebnis war wie gesagt die „Verbrauchermilch“ zu 1,45 Euro das Liter, darin enthalten sind neben der Mehrwertsteuer, der Auszahlungspreis für die Betriebe, Kosten und Margen von Molkerei und Handel sowie ein Beitrag für die „Du bist hier der Chef“- Initiative. „Aus einer anonymen Wertschöpfungskette machen wir eine transparente“, so Barthelmé, mit zufriedenen Bauern, die ihr Produkt wertgeschätzt sehen, VerbraucherInnen die verstehen, wofür sie ihr Geld ausgeben und dem Händler, der auf diese Weise zu einem außergewöhnlichen Produkt kommen. Derzeit läuft die zweite Aktion mit dem Produkt Ei, bereits 15.000 Fragebögen sind dazu ausgefüllt worden.
„Verantwortung“ sei das Schlüsselwort für diese Art von Initiative, aber auch für die Art und Weise, wie der Biolandwirt Sepp Braun seinen Betrieb und sein Leben führe, so Reinhard Verdorfer, Geschäftsführer von Bioland Südtirol. Um den Boden als lebendige Grundlage für Mensch und Natur ging es in dessen Online-Vortrag, aber nicht nur: Sepp Braun betreibt auf seinem Bioland-Hof im bayerischen Freising mit der Milchviehhaltung und Hofkäserei, Ackerbau und Saatguterzeugung, Legehennenhaltung, Hähnchen- und Schweinemast, Agroforst und Imkerei eine überaus vielfältige Landwirtschaft. Diese Mischformen, so Braun, brächten ihn dazu, das System Landwirtschaft als ein absolut zusammenhängendes zu begreifen, und so sehe er auch das Selbstverständnis des Bauern im gesamtgesellschaftlichen Kontext nicht nur als Hersteller und Lieferant, sondern als Impulsgeber für eine biobäuerliche Agrarkultur im 21. Jahrhundert.
Am Donnerstag Nachmittag fanden in den Fachbereichen Viehwirtschaft, Obstbau und Innovative BäuerInnen unterschiedlichste Themen ihren Aufschlag, morgen, Freitag, 22. Jänner wird die zweite Runde eingeläutet mit den Gemüsebau- und Gartenthemen, der Imkerei und noch einmal Obstbau sowie Viehwirtschaft.