Von: luk
Bozen – Den europäischen Tag des Biolandbaus am 23. September hat Bioland Südtirol genutzt, um am Weingut Reyter in Bozen Daten und Fakten zu präsentieren, die das aktuelle Bio-Agrarjahr, aber auch die politischen Herausforderungen skizzieren. Die beiden Vorsitzenden Alma Calliari und Walter Steger begrüßten die Anwesenden, Geschäftsführer Reinhard Verdorfer stellte die Zahlen vor.
Italienweit gibt es ein Wachstum der Bioanbauflächen in allen Regionen. Ende 2023 sind 19,8 Prozent der gesamten landwirtschaftlichen Fläche für Bio ausgewiesen und 84.000 Betriebe arbeiten nach biologischen Kriterien. Allerdings, so Verdorfer, habe Südtirol allein dadurch einen ordentlichen Flächenzuwachs verzeichnen können, da im Jahr 2022 Weiden und Almen hinzukamen, wodurch der Anteil von 3,1 Prozent auf 38,5 Prozent gestiegen ist. Dieser Flächenzuwachs mache sich jedoch nicht bei den Produktionszahlen und somit auch nicht bei Absatz und Konsum bemerkbar. In Italien sei der Anteil an Biolebensmitteln im Warenkorb mit 3,8 Prozent rückläufig, in Deutschland und Österreich liegt er hingegen bei sieben Prozent bzw. elf Prozent.
Die Zahlen für die lokalen großen Biohersteller, wie den Milchhof Sterzing, zeigen dennoch ein nach wie vor gutes Wachstum, vor allem bei den Biojoghurts (+5,8 Prozent). Der Milchhof bleibt mit einem Marktanteil von 37,4 Prozent absoluter Marktführer. Auch die Obstwirtschaft erwartet eine gute Bio-Ernte, berichtet Reinhard Verdorfer. Besonders die professionelle Zusammenarbeit von Anbau, Beratung, Forschung, Lagerung und Vermarktung und die erwarteten kleineren Erntemengen in Europa stimmen zuversichtlich, da dies zusätzliche Absatzwege ermöglicht. Ein Wunsch wäre allerdings mehr Regalfläche für Bio im Lebensmitteleinzelhandel, also mehr Sichtbarkeit für Bio-Obst in den Supermärkten.
In Südtirol sind 1.959 Bio-Betriebe im Nationalen Verzeichnis der ökologisch wirtschaftenden Unternehmen eingetragen, davon 1.535 produzierende Betriebe sowie rund 400 Weiterverarbeiter. Bioland Südtirol vereint selbst 1.032 Mitglieder, jedoch stagnieren die Zahlen seit dem letzten Jahr. „Wir wünschen uns mehr politische Unterstützung bei der gesamtbetrieblichen Umstellung auf Bioland,“ so Obmann Walter Steger. Bisher habe es hauptsächlich eine Förderung der Flächen gegeben (Almen und Weiden werden biologisch ausgewiesen) oder der Teilumstellung von Höfen. „Wir brauchen motivierende politische Maßnahmen, etwa die Förderung der Kontrollkosten, denn nur so können wir vermeiden, dass der Druck auf die kleineren Betriebe zu groß wird.“
Bio-Betriebe bekommen mindestens einmal im Jahr eine Bio-Kontrolle von einer externen Kontrollstelle direkt am Hof. 10-20% der Kontrollen erfolgen unangekündigt. Diese Form der jährlichen Kontrolle gibt es auf konventionellen Betrieben nicht. Der Bio-Sektor in Südtirol trägt ungefähr 1 Million Euro an Kontrollkosten, was die Bioprodukte zusätzlich verteuert. Im Trentino erhalten neue Biobetriebe für die ersten fünf Jahre 90 Prozent der Kontrollkosten erstattet.
Eine Entlastung der Biobranche wäre notwendig, meint auch Alma Calliari, Vorsitzende von Bioland Südtirol. Mehr Bio in Mensen, öffentliche Einrichtungen, Hotels und im Gastgewerbe sowie bei Kultur- und Sportveranstaltungen würde helfen, das von der EU mit ihrer Green-Deal-Politik bis 2030 angestrebte Ziel von 25 Prozent Bio auf jedem Teller zu erreichen. Derzeit liegt der Anteil im italienischen Warenkorb bei lediglich 3,5 Prozent.
Biologisch einzukaufen bedeutet, nachweislich nachhaltig hergestellte Lebensmittel zu konsumieren. „Unsere Bioland-Kriterien erfüllen all das, wonach der Kunde fragt: Gesundheitsschutz, Tierwohl und Bodenfruchtbarkeit. Wir möchten uns klar von Produktwerbung absetzen, die mit Nachhaltigkeitsslogans Kundenverwirrung schafft,“ so Alma Calliari.
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