Wie gehen wir mit Textilien um?

Brixen: 229 Tonnen Altkleider pro Jahr sind zu viel des Guten

Montag, 21. November 2022 | 16:40 Uhr

Brixen – Gerade läuft die Europäische Woche der Abfallvermeidung. In dieser Woche geht es heuer darum, die Bevölkerung über die Probleme zu informieren, die Altkleider global betrachtet kreieren. Auch die Stadtwerke Brixen AG beteiligt sich gemeinsam mit REX – Material und Dinge, OEW – Organisation für Eine solidarische Welt und Repair Café an der europaweiten Sensibilisierungskampagne für einen achtsamen Umgang mit Textilien.

Am Samstag, 19. November informierte man in Brixen in einer Gemeinschaftsaktion über Brixens Kleiderberg und Lösungen, um diesen wachsenden Abfallberg abzutragen.

Deutlicher lokaler Fingerzeig, dass etwas in den falschen Bahnen läuft, ist der Erlös, der aus der Sammlung von Altkleidern erwächst. Pro Jahr entsorgt jeder Brixner gut 10 kg an Altkleidern in einem der 24 Sammelcontainer, die drei Mal in der Woche entleert werden. Pro Sammeltag kommen 2.000 kg zusammen. Was 2018 noch gut 41.000 Euro für Brixner Sozialprojekte einbrachte, schrumpfte innerhalb von drei Jahren auf 223 Euro.

Die Situation in Brixen ist kein spezifisches Problem, sondern ein Spiegelbild der Situation der reichen westlichen Welt. Denn die Menge an entsorgten Altkleidern wächst und damit auch die negativen Folgen für Mensch und Umwelt bei der Produktion und bei der Entsorgung. Altkleider gelten laut europäischer Norm als Abfall, und tatsächlich ist die Qualität der Ware durch den hohen Kunststoffanteil und die mangelhafte Verarbeitung vielfach zu schlecht, um weiter getragen zu werden. Nur drei Prozent der Kleidung eignen sich für den hippen europäischen Vintagemarkt, 65 Prozent gehen als Handelsware in die Entwicklungsländer nach Afrika und Südamerika.

Zwei Firmen in Friaul und in Kampanien sortieren und reinigen die von der Sozialgenossenschaft Mebocoop im Auftrag der Stadtwerke Brixen AG gesammelte Kleidung aus Brixen. Abseits der noch als tragbar eigestuften Textilien sind 29 Prozent recycelbare Abfälle – aus den Fasern werden Putzlappen oder Dämmstoffe hergestellt. Drei Prozent sind nicht wiederverwertbare Abfälle, die im Müllverbrennungsofen landen.

Im Fokus der Brixner Gemeinschaftsaktion vom 19. November stand die Botschaft, Kleidung bewusst zu konsumieren. Interessierte konnten sich bei einer Ausstellung der OEW über die Missstände der globalen Textilindustrie informieren. Das Repair Café und weitere Schneiderinnen zeigten, wie einfach das Reparieren und Upcyceln von Kleidungsstücken sein kann, damit sie weiter gern getragen werden.

Wer sich doch von seinen besten Stücken trennen will, entsorgt sie nicht als Abfall im Altkleider-Container, sondern gibt sie weiter. In Brixen gibt es dafür mehrere Möglichkeiten und echte Lösungen wie „Pumuckl“ vom Elki in der Stadelgasse, „Fundus“ vom Verein Comedicus in der Runggadgasse oder die Kleiderkammer der Vinzenzgemeinschaft in der Fallmerayerstraße, wo gut erhaltene Kleidung tatsächlich Bedürftige erreicht.

Von: mk

Bezirk: Eisacktal