Von: luk
Bozen – Die Ausbreitung des COVID-19-Virus und die daraus resultierende Notwendigkeit, die öffentliche Gesundheit zu schützen, haben auch Schulen aller Stufen gezwungen, ihren gewohnten Tagesablauf abrupt zu unterbrechen. Erziehung und Bildung können jedoch nicht stehen bleiben, und gerade in diesen Augenblicken größter Schwierigkeiten war es dringend notwendig, einen Weg zu finden, wie man Schülerinnen und Schüler weiterhin begleiten kann. “Die Schule ist nicht nur ein Ort, an dem Lerninhalte vermittelt werden, sie ist auch ein Treffpunkt, an dem man Gleichaltrigen und Erwachsenen begegnen kann, an dem man lernt, in einer Gemeinschaft mit Regeln und Prinzipien zu leben, an dem Schülerinnen und Schüler ihre Meinung äußern und auch andere Standpunkte hören können”, so Kinder- und Jugendanwältin Daniela Höller. Dank der Reaktionsfähigkeit der Schulämter und der Schulen sowie der Bereitschaft und Fähigkeit der Lehrer, sich in kurzer Zeit umzustellen, war es möglich, den Fernunterricht über Online-Plattformen zu organisieren: Kinder und Jugendliche schließen sich an das Netzwerk an, greifen auf die von ihrer Schule verwendete E-Learning-Plattform zu und nehmen wieder Kontakt zu Freunden, Klassenkameraden und Lehrern auf.
“Die Idee des Fernunterrichts ist ein Erfolg, ein ausgezeichneter Kompromiss für diese Notsituation. Es ist jedoch unbedingt zu bedenken, dass es sich um eine vorübergehende Maßnahme handeln muss, die mit anderen Ideen und Lösungen kombiniert werden muss”, so Höller weiter. Die Schieflage zwischen wohlhabenden und ärmeren Familien hat sich verschärft, da Eltern, Töchter und Söhne mit den durch den Online-Unterricht verbundenen Schwierigkeiten zu kämpfen hatten. Die Kinder- und Jugendanwältin mahnt daher: “Wir dürfen nicht vergessen, dass nicht alle Mädchen und Jungen die Möglichkeit haben, von daheim aus eine Verbindung zum Internet herzustellen, eine, die schnell und stabil genug ist, um am Unterricht teilnehmen zu können, oder dass nicht alle das Privileg haben, ein Telefon, einen Computer oder ein Tablet benutzen zu können, wesentliche Hilfsmittel, um ihre Hausaufgaben zu erledigen und am Unterricht teilzunehmen.”
Es gibt zwei weitere Kategorien von Schülerinnen und Schülern, die sich in dieser Zeit der Isolation besonders schwer tun: “Mädchen und Jungen mit Behinderungen erleben die Zeit des Fernunterrichts als große Herausforderung. Es gibt viele Integrationslehrpersonen und Mitarbeiter für Integration, die die Begleitung auch online fortsetzen, aber die Isolation hat die Situation zweifellos komplexer gemacht”, betont die Kinder- und Jugendanwältin. “Vergessen wir auch nicht die Kinder und Jugendlichen aus Familien mit Migrationshintergrund. Es gibt Schülerinnen und Schüler, die in Familien leben, in denen noch wenig Italienisch oder Deutsch gesprochen wird, für die die Schule besonders wichtig ist, da sie das Werkzeug ist, mit dem sie lernen können, zu kommunizieren und sich folglich zu integrieren. In der Grundschule bergen die Schwierigkeiten des Fernunterrichts die Gefahr, dass Mädchen und Jungen die Möglichkeit genommen wird, die Sprachen unseres Landes zu üben, was ihren Prozess der Integration und Inklusion in unsere Gesellschaft verlangsamt und schwieriger macht”, schließt Höller.
Höller schließt sich mit ihrer Stimme dem Chor der Kinder- und Jugendanwälte der anderen italienischen Regionen und der Autonomen Provinz Trient an, und fordert die zuständigen Behörden auf, in der Phase der Wiedereröffnung und Wiederaufnahme der Tätigkeiten die Rechte und Bedürfnisse der Kinder und Jugendlichen nicht zu vergessen.