Von: luk
Bozen – Zur Zeit finden wieder die regelmäßigen „Plan-Ist-Gespräche“ des Südtiroler Sanitätsbetriebes statt. Der Reigen wurde in Bozen eröffnet (gestern, 8. November), heute (9. November) folgte Meran, nächste Woche sind Brixen und Bruneck an der Reihe. Diese Gespräche, an denen neben der Direktion auch Vertreter der Ärzte, Pfleger und Verwalter teilnehmen, dienen als eine Art „Leitlinie“, um zu sehen, wie weit die vereinbarten Ziele eingehalten wurden oder wo es Abweichungen gibt oder Kurskorrekturen notwendig sind. Anschließend an das heutige „Plan-Ist-Gespräche“ traf sich Generaldirektor Thomas Schael mit den Vertretern der Genossenschaft „SAPS“, in der die privaten, mit dem Sanitätsbetrieb konventionierten Einbringer von gesundheitlichen Leistungen, zusammengeschlossen sind.
Jeder Bezirk stellte im Rahmen der „Plan-Ist-Gespräche“ prioritäre Projekte vor, die es in den nächsten Monaten anzugehen gilt. Auch wurden von den jeweiligen Verantwortlichen der Buchhaltung und des Controllings die lokalen Ist-Zahlen vorgestellt. Dabei ist in fast allen Bezirken ein bereits seit längerem erkennbarer Trend zu sehen: Stationäre Aufnahmen, auch aufgrund der Verlagerung vieler Leistungen in den tagesklinischen oder ambulanten Bereich, nehmen ab. Fachärztliche Leistungen nehmen zu, ebenso die Zugänge zu den Notaufnahmen.
Die Personalkosten sind relativ stabil geblieben, für Neuanstellungen im ärztlichen und pflegerischen Bereich wurden acht Millionen Euro gesondert zur Verfügung gestellt. Es zeigt sich, dass der eingeschlagene Planungsweg der richtige ist, denn gegen Ende des dritten Trimesters kann in der Bilanz ein positives Ergebnis von rund 5,4 Millionen Euro verzeichnet werden. Eine Kostensteigerung, auch hier europaweit ein Trend, wird hingegen bei den Medikamenten – betriebsweit rund fünf Prozent – verzeichnet, während es gelungen ist, bei den nicht-sanitären Gütern (z.B. Büromaterial) Einsparungen zu erreichen. Besonders zu Buche schlagen die Kosten für die Behandlung von Hepatitis-C-Patienten: Es wird geschätzt, dass der Sanitätsbetrieb bis Jahresende allein dafür rund 10 Millionen Euro ausgeben wird, damit sind 158 Neu-Patienten 2016 behandelt worden.
Für Generaldirektor Schael ist es ein gutes Zeichen, wenn – bis auf kleinere Abweichungen – alles nach Plan verläuft. Trotzdem gelte es, am Ball zu bleiben und strategisch zu denken: „Wir haben zwar ein gut finanziertes Gesundheitssystem, trotzdem sind – allein durch die steigenden Medikamentenkosten – jährliche Steigerungen zu verzeichnen. Diese können wir nicht einfach ‚wegdrücken‘ – wir wollen aber auch nicht Leistungen streichen, das ist nicht unser Ziel. Der Königsweg kann nur darin bestehen, dass wir innovativ werden, die Versorgungskomplexität garantieren. Wir müssen an der Angemessenheit und an der Effizienz arbeiten.“ Man müsse die steuerfinanzierten Rahmenbedingungen immer im Auge behalten, die öffentlichen Zuweisungen werden wahrscheinlich in wenigen Jahren stagnieren. Eine gute Planung beinhalte deshalb weit mehr als einen Jahres-Planungshorizont – „wir müssen wissen, wohin die Reise in den nächsten drei Jahren geht.“ Verschiedene Planungsinstrumente sollen dabei hilfreich sein, so beispielsweise. die genannten PIV-Treffen (Plan-Ist Vergleiche), Klausurzusammenkünfte (die nächste ist für den 12. Und 13 Dezember geplant), Zielvereinbarungen. „Wir diskutieren heute über Ziele, die abschließend in einem Beschluss festgelegt werden, doch diese sollten langfristig für uns alle als Betriebsaufgaben gesehen werden – was können wir, was kann jeder einzelne machen? Was man sich nicht vorstellt, kann man nicht umsetzen, deshalb gilt es, möglichst die gesamte Mann-/Frauschaft mitzunehmen, ein Verständnis für die verschiedenen Prioritäten, für die Vision zu erreichen – bitte seid ‚proaktiv kreativ‘ tätig.“
Als Schwerpunkte für die kommenden Jahre werden die Ausrichtung am Landesgesundheitsplan, die Versorgung chronisch Kranker und Präventionsthemen wie Impfung und Lebensmittelsicherheit gesehen. Im klinischen Bereich wird die Angemessenheit mehr denn je beachtet werden müssen, ebenso spielt die onkologische Zertifizierung eine wichtige Rolle. Als wichtige Supportsäulen werden die IT (unter anderem mit Apps für mobile Anwendungen, die der Bevölkerung zum Beipspiel anzeigen, wie viele Personen in der Notaufnahme gerade warten) und ein neues Personalentwicklungskonzept betrachtet. Gerade letzteres liegt Schael besonders am Herzen, denn „in die Mitarbeiter muss investiert werden, wir wollen eine gut motivierte und qualifizierte Stammmannschaft haben.“ Ebenso wichtig ist dem Sanitätsbetrieb die Entwicklung der Forschungstätigkeit, denn bereits jetzt wird vorausgesagt, dass sich das medizinische Wissen alle drei Monate verdoppelt. Betriebswäscherei und ein Zentralmagazin für den gesamten Sanitätsbetrieb stehen im nächsten Jahr ebenfalls auf der To-do-Liste wie die auch Bilanzzertifizierung. Der Planungsprozess für 2017 wird am 28. November 2016 im Rahmen der Sitzung mit den Bezirksdirektoren abgeschlossen und in weiterer Folge als Beschluss der Generaldirektion verabschiedet. Es sind dies dann die Bezirksziele, die als Grundlage dienen für die Zielvereinbarungen mit Primaren, Koordinatoren und Führungskräften der Verwaltung.
Abschließend erinnerte Schael daran, dass der Sanitätsbetrieb im nächsten Jahr sein zehnjähriges Jubiläum feiert: „Wir wollen kein Fest, sondern möchten diese Zeitspanne mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zusammen reflektieren und nach vorne schauen – es erwarten uns in Zukunft sicher nicht einfache, aber spannende Jahre.“
Beim anschließenden Treffen mit der Genossenschaft „SAPS“ (Società cooperativa dei privati erogatori di prestazioni sanitarie – Genossenschaft der privaten Erbringer von gesundheitlichen Leistungen) fand eine weitere Verhandlungsrunde zwischen dem Sanitätsbetrieb und der Genossenschaft für den Einkauf von konventionerten Leistungen im Zeitraum 2017-2019 statt. Hinsichtlich der ambulanten Leistungen, insbesondere der Rehabilitation und der Radiologie, zeichnet sich bereits jetzt eine Vereinbarung ab, während bei den stationären Leistungen auf die Verabschiedung des Landesgesundheitsplanes zugewartet wird.