Von: luk
Bozen – Die Struktur des Arbeitsmarktes in den Stadtvierteln von Bozen, Brixen und Meran wurde heute (21. Dezember) bei einer Medienkonferenz vorgestellt.
Der Südtiroler Arbeitsmarkt ist nicht homogen und unterscheidet sich sogar auf Stadtviertelebene augenscheinlich: Eine Studie, die von Arbeitslandesrätin Martha Stocker heute vorgestellt wurde, ist den strukturellen Unterschieden bei der Beschäftigung innerhalb der drei größten Gemeinden in Südtirol auf den Grund gegangen und hat recht große Unterschiede an den Tag gebracht, oft innerhalb weniger Meter.
„Dank der ermittelten Daten und jener, die im Jahre 2017 noch vorgestellt werden, ist es künftig möglich, den betroffenen Gemeinden ein brauchbares Instrument für kulturelle, wirtschafts- und sozialpolitische Entscheidungen anzubieten und auch neue Möglichkeiten der planerischen Gestaltung zuzulassen,“ zeigte sich Landesrätin Stocker überzeugt. Die vorgestellte Analyse der Beobachtungsstelle für den Arbeitsmarkt hat detaillierte georeferenzierte Daten etwa zur Frauenbeschäftigung, in der Ausländerbeschäftigung oder in der Beschäftigung Jugendlicher auf Ebene der Stadtviertel in Bozen, Brixen und Meran zum Inhalt.
Georeferenzierte Daten sind dabei Informationen, die aus verschiedenen Datenquellen stammen und sich auf denselben Raum beziehen, wie in diesem Falle ein Stadtviertel. Die Leistung der Beobachtungsstelle für den Arbeitsmarkt hob der Direktor der Abteilung Arbeit, Helmuth Sinn, hervor: „Wir verfügen mit dieser Studie über einen Datenschatz, der wahrscheinlich einmalig in Italien ist. Künftig können Gemeinden, aber auch Private diese Daten nutzen und müssen nicht selber teure Studien in Auftrag geben“. Ermittelt wurden 10 Indikatoren, wobei eine korrekte Interpretation der Daten nur in der Gegenüberstellung der ermittelten Werte möglich ist. „Der direkte Vergleich zwischen unselbständiger Beschäftigungsquote und Arbeitslosenquote lässt etwa die Schlussfolgerung zu, dass bei gleichermaßen niedrigen Werten die Anzahl der Selbständigen in einem Stadtviertel relativ hoch ist“, stellte der Direktor des Amtes für Arbeitsmarktbeobachtung, Stefan Luther, fest.
Starker Dualismus in Bozen
Bozens Stadtviertel Gries, Zentrum, die Zone rund um die Quireiner Straße, Brennerstraße, Verdiplatz und die Baristraße weisen eine relativ geringe unselbständige Beschäftigungsquote auf. Dies bedeutet, dass zwar weniger Arbeitnehmende in diesen Zonen wohnen, zur Bewertung der Gesamtsituation allerdings muss auch in Betracht gezogen werden, wie viele Arbeitsuchende dort leben. In Gries z. B. sind relativ wenig Personen auf Arbeitssuche, weshalb angenommen werden kann, dass dort mehr Selbständige und Freiberufler leben.
Anders gestaltet sich die Situation bei den Arbeitslosen: In der Gegend der Brennerstraße, des Verdiplatzes und der Baristraße lässt sich eine relativ hohe Anzahl feststellen, wobei die beiden ersteren auch einen hohen Ausländeranteil aufweisen. Gries, Quirein und das Zentrum hingegen haben eine geringe Arbeitslosenquote. Fazit: Die Stadtviertel in den nördlichen Zonen (Gries-Quirein und nördlich des Zentrums) zeigen generell eine arbeitsmarktmäßig bessere Situation als jene, die an die Industriezone angrenzen.
Zweiteilung auch in Meran
Im Vergleich zu den angrenzenden Gemeinden weisen viele Zonen Merans eine geringe unselbständige Beschäftigungsquote auf. Dies kann ein Zeichen für eine schwierige Arbeitsmarksituation sein, allerdings muss in diesem Zusammenhang wieder auch der Anteil an Selbständigen in Betracht gezogen werden. Nur unter Miteinbeziehung der Arbeitslosenquote kann auch eine treffende und zielsichere Aussage zur Arbeitsmarktsituation gemacht werden. Der geringen unselbstständigen Beschäftigungsquote in Obermais steht eine ebenso geringe Arbeitslosenquote gegenüber: Dies lässt den Rückschluss zu, dass die selbständige Arbeit hier ausgeprägter ist als anderswo.
Brixen besser als Bozen und Meran
Bessere Beschäftigten- als auch Arbeitslosenwerte als Bozen und Meran weist Brixen auf. Zudem wurden auch kaum bedeutende Unterschiede zwischen den Vierteln festgestellt, auch wenn die Gegend rund um den Bahnhof und die Altstadt leichtere Schwierigkeiten vermuten lässt. Das Viertel “Rosslauf” – nördlich des Zentrums – und Milland haben eine gute Beschäftigungs- und eine geringe Arbeitslosenquote. In Kranebitt lässt sich aus dem Zusammenhang von mittlerer Beschäftigungs- und niedriger Arbeitslosenquote erkennen, dass hier wohl viele Selbständige wohnen. Die höchste Arbeitslosenquote und eine bescheidene Beschäftigungsquote weisen hingegen Stufels, die Altstadt, die unmittelbare Gegend um den Bahnhof und die Zone in Milland in der Nähe der Sarnser Straße auf. Gut sind auch die Werte der Frauenbeschäftigung und die Beschäftigungsquote der Jugendlichen.