Deutscher Lokführerstreik wird auch in Österreich spürbar sein

Deutsche-Bahn-Streik: ÖBB-Züge übers Deutsche Eck fahren

Donnerstag, 07. Dezember 2023 | 12:36 Uhr

Reisende und Pendler nach und in Deutschland müssen sich auf den mittlerweile vierten Bahnstreik einstellen: Die deutsche Lokführergewerkschaft GDL hat ihre Mitglieder aufgerufen, die Arbeit niederzulegen. ÖBB-Züge, die übers Deutsche Eck, also von Salzburg weiter nach Tirol oder Vorarlberg, fahren, seien nicht betroffen, sagte ein ÖBB-Sprecher auf APA-Anfrage. Fernzüge nach München oder Frankfurt fahren nur bis Salzburg bzw. Passau. Westbahn-Züge bis München verkehren.

Der Ausstand bei der Deutschen Bahn (DB) soll im Personenverkehr am heutigen Donnerstagabend um 22.00 Uhr beginnen und an diesem Freitagabend um 22.00 Uhr enden. Auch in Österreich spürt man die Arbeitsniederlegung – aber nicht so sehr wie zuletzt schon bei Bahnstreiks in Deutschland.

Dass der Verkehr übers Deutsche Eck wie auch der Nahverkehr im Grenzgebiet bei Salzburg und Tirol aufrechterhalten bleibt, liege diesmal daran, dass nicht die Infrastruktur der Deutschen Bahn bestreikt wird, sondern allein die Lokführer einen Ausstand durchführten, erläuterte der ÖBB-Sprecher. Beim Fernverkehr werden die Austro-Lokführer allerdings in Salzburg bzw. Passau von deutschen Kollegen abgelöst – normalerweise, nicht aber bei Streik.

Züge der mehrheitlich privaten Westbahn, die im Streikzeitraum nach München fahren, sind laut Unternehmensangaben nicht vom Ausstand der deutscher Lokführer betroffen. Unter der Woche sind es fünf Züge, die in die bayerische Landeshauptstadt fahren, an Sonn- oder Feiertagen wie dem morgigen Freitag vier. Jeder Zug habe rund 500 Sitzplätze, die bis drei Stunden vor Abfahrt kostenlos reservierbar seien, sagte ein Westbahn-Sprecher auf APA-Anfrage.

Beeinträchtigungen werden von der Deutschen Bahn schon vor Beginn des Warnstreiks erwartet, ebenso danach. Während des Ausstands gilt ein Notfahrplan mit stark reduziertem Angebot. “In den Auskunftsmedien auf bahn.de und in der App DB Navigator sind ab sofort alle Verbindungen des Notfahrplans abrufbar”, teilte der deutsche Konzern mit. Zudem habe die Deutsche Bahn erneut eine Streik-Rufnummer eingerichtet. Unter 08000-996633 könnten sich betroffene Fahrgäste über ihre Verbindungen informieren.

In Österreich sind Reisende nach Deutschland just am langen Wochenende wegen des Marienfeiertags besonders betroffen. Die Zugbindung sei aufgehoben, teilte die Bahn mit. Reservierungen könnten kostenfrei storniert werden.

Betroffen sind auch grenzüberschreitende Verbindungen mit der Schweiz. Die SBB raten daher ab Donnerstag- bis Freitagabend von Reisen nach Deutschland ab. Tickets von Reisenden behalten ihre Gültigkeit. Betroffene Züge würden nur innerhalb der Schweiz verkehren und ab oder bis zur Grenze ausfallen, teilte der Leiter der SBB-Medienstelle, Reto Schärli, auf Anfrage von Keystone-SDA mit.

Zum Warnstreik aufgerufen sind die Beschäftigten der Deutschen Bahn einschließlich der S-Bahn-Betriebe in Berlin und Hamburg sowie der Eisenbahnunternehmen Transdev, AKN und City-Bahn Chemnitz sowie weiterer Unternehmen. Im Güterverkehr soll der Streik laut Mitteilung bereits um 18.00 Uhr am Donnerstagabend beginnen.

Die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) will mit der Aktion den Druck in der laufenden Tarifrunde erhöhen. Sie will so unter anderem der Forderung nach einer Arbeitszeitsenkung für Schichtarbeiter Nachdruck verleihen. “Die Arbeitgeberseite mauert allerorten und ist nicht bereit, den Beschäftigten die ihnen zustehende Wertschätzung und Anerkennung für die geleistete Arbeit zukommen zu lassen”, kritisierte die Gewerkschaft.

Die Deutsche Bahn hat die Ankündigung der Lokführergewerkschaft GDL begrüßt, abgesehen vom Warnstreik an diesem Donnerstag und Freitag bis Jänner auf weitere Arbeitskämpfe zu verzichten. Die Gewerkschaft habe mit diesem “Weihnachtsfrieden” den “Weg der Besinnung eingeschlagen”, sagte DB-Personalvorstand Martin Seiler am Donnerstag. Das sei eine gute Nachricht für die Fahrgäste.

Von: APA/dpa/dpa-AFX/sda/AFP