Von: APA/Reuters
Das deutsche Gastgewerbe hat wegen der zunehmend preissensiblen Gäste im ersten Halbjahr Umsatzeinbußen erlitten. Die Einnahmen von Hoteliers und Gastronomen sanken zwar nominell um nur 0,1 Prozent im Vergleich zu den ersten sechs Monaten 2024. Inflationsbereinigt (real) gab es aber ein Minus von 3,7 Prozent, wie das Statistische Bundesamt am Mittwoch mitteilte.
Zuletzt zeigte der Trend deutlich nach unten: Im Juni fiel der reale Umsatz den Angaben zufolge um 5,9 Prozent niedriger aus als im Vorjahresmonat.
Es droht sechstes Verlustjahr in Folge
“Damit gehen wir auf das sechste Verlustjahr in Folge zu”, sagte der Präsident des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes (Dehoga), Guido Zöllick. Der reale Umsatz liege aktuell um 15,1 Prozent unter dem Vergleichswert von 2019, dem Jahr vor Ausbruch der Coronapandemie, die der Branche schwer zugesetzt hat.
“Insbesondere die Gastronomie ist stark betroffen”, sagte Zöllick. Hier gaben die Umsätze bis Ende Juni real um 4,1 Prozent nach. Die Hotels und sonstigen Beherbergungsunternehmen zählten um 2,6 Prozent weniger in den Kassen.
Kundschaft ist sparsamer
Dem Deutschen Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga) zufolge sind viele Kundinnen und Kunden auch angesichts der höheren Preise sparsamer geworden. “Preissensibilität und Konsumzurückhaltung nehmen spürbar zu”, sagte Dehoga-Präsident Guido Zöllick kürzlich. “Viele Gäste gehen seltener essen, wählen günstigere Gerichte, verzichten auf Extras wie Vorspeisen oder das zweite Getränk.” Alkoholfreie Getränke sind seit Anfang 2022 um mehr als ein Drittel teurer geworden.
Gestiegene Kosten belasteten nicht nur die Gäste, sondern auch die Betriebe. Besonders betroffen seien viele kleine und mittlere Familienbetriebe. So seien etwa auch die Personalkosten in den vergangenen dreieinhalb Jahren um mehr als ein Drittel gestiegen. “Die Lage der Branche ist angespannt, die Aussichten für das zweite Halbjahr sind gedämpft”, sagte Zöllick.
“Sterben gastronomischer Vielfalt”
Ein Aufschwung im zweiten Halbjahr zeichnet sich bisher nicht ab. Die Verbraucherstimmung in Deutschland hat sich zuletzt überraschend verschlechtert. Das für August berechnete Konsumklima-Barometer sank um 1,2 Punkte auf minus 21,5 Zähler und damit den zweiten Monat in Folge, wie die GfK-Marktforscher und das Nürnberg Institut für Marktentscheidungen (NIM) bei ihrer Umfrage unter 2000 Verbrauchern ermittelten.
Der Branchenverband Dehoga hofft auf neue Impulse durch die Politik. Der Koalitionsvertrag von Union und SPD sieht vor, die Umsatzsteuer für Speisen in der Gastronomie ab Jänner 2026 dauerhaft von 19 auf 7 Prozent zu senken. Ohne diese Maßnahmen “droht nicht nur ein Sterben gastronomischer Vielfalt, sondern auch ein spürbarer Verlust an Lebensqualität und Aufenthaltskultur in unseren Innenstädten”, sagte Dehoga-Präsident Zöllick.
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