Weltdiabetestag: Zahlreiche Veranstaltungen in Bozen

Diabetes: Ein Drittel aller Betroffenen weiß nichts davon

Montag, 07. November 2016 | 12:45 Uhr

Bozen – Anlässlich des Weltdiabetestags 2016 organisieren der Südtiroler Diabetiker Bund (SBD) und der Verein Junger Diabetiker (VJD) gemeinsam ein abwechslungsreiches Programm.

Weltweit leiden 415 Millionen Erwachsene unter Diabetes, Schätzungen zufolge soll diese Zahl bis 2040 auf 640 Millionen ansteigen. Es wird vermutet, dass ein Drittel aller Diabetiker sich nicht bewusst ist, von der Krankheit betroffen zu sein. Kontrolluntersuchungen sind wesentlich für das frühzeitige Erkennen der Krankheit, denn eine rechtzeitige Behandlung verringert das Risiko schwerer Komplikationen beträchtlich. Das diesjährige Thema des Weltdiabetestages lautet „Augen auf den Diabetes“. Die Internationale Diabetes-Föderation und die Weltgesundheitsorganisation führen diesen Tag seit 1991 immer am 14. November durch.

In Italien wird der Weltdiabetestag seit 2002 von Diabete Italia organisiert, um die Öffentlichkeit in Bezug auf Diabetes (und seine Hauptformen Typ 1 und 2), Präventionsmaßnahmen (für Typ-2-Diabetes) und frühzeitige Diagnose zu informieren und zu sensibilisieren. In diesem Jahr finden die Veranstaltungen rund ums Thema Diabetes in der Woche vom 7. bis 13. November statt. In circa 500 italienischen Städten sind Hunderte von Veranstaltungen von Diabetikervereinen, Ärzten, Krankenpflegern, Vertretern anderer Gesundheitsberufe und Mitgliedern verschiedener Vereinigungen geplant.  Der Weltdiabetestag ist die größte Veranstaltung der ehrenamtlichen Helfer im Gesundheitsbereich und wird unter der Schirmherrschaft zahlreicher Ministerien (darunter das Gesundheitsministerium), des Italienischen Roten Kreuzes und des Nationalen Olympischen Komitees CONI sowie in Zusammenarbeit mit dem Sozialsekretariat Rai durchgeführt. Neben dem direkten Kontakt mit der Bevölkerung auf den Straßen und Plätzen der italienischen Städte sind auch lokale Pressekonferenzen, Konferenzen, öffentliche Debatten sowie Treffen mit lokalen Zuständigen vorgesehen.

Für die diesjährige Auflage in Bozen haben sich der SDB (Südtiroler Diabetiker Bund) und der VJD (Verein Junger Diabetiker) zusammengeschlossen; die Veranstaltungen sind gleichzeitig auch eine Gelegenheit, um ihre Zusammenarbeit zu „besiegeln“ und der Allgemeinheit vorzustellen. Diese beiden Vereinigungen haben ihre Zusammenarbeit nämlich im vorigem Jahr mit einem gemeinsamen Sitz in der Montecassino-Str. 12 begonnen, nun wurde beschlossen, dass sich die beiden Vereine in Kürze zu einer einzigen Einrichtung zusammenschließen werden. Das Hauptziel dieser Geste ist das gemeinsame Vorhaben, diabeteskranke Kinder und zukünftige Erwachsene zu betreuen und ihnen auch nach Erreichen der Volljährigkeit eine feste Stütze zu bieten. Dies soll durch eine aktive und unmittelbare Zusammenarbeit der beiden Vereine verwirklicht werden, die nun nicht mehr wie zwei entgegengesetzte Pole agieren.

Der Weltdiabetestag findet wie jedes Jahr italienweit am 14. November statt, aber in Südtirol werden im Zeichen der Prävention als Vorbereitung auf diesen Tag bereits in der vorhergehenden Woche zahlreiche Veranstaltungen durchgeführt. Diese Initiativen sind wichtig für alle, die unter Diabetes leiden und ihre Lebensqualität verbessern möchten, vor allem aber auch für alle jene, die mehr über das Thema erfahren und auf dem Laufenden bleiben möchten.

Den Auftakt bildet eine Initiative der Bozner Bäckereikette Hackhofer: “Unterstützung für Kinder mit Diabetes” am 10., 11. und 12. November. Dabei werden die Bozner Bäckereien Hackhofer spezielle Süßspeisen für diesen Anlass verkaufen, eine ungewöhnliche Art, das Thema anzusprechen, die Käufer zu informieren und Spenden zu sammeln. Kommen Sie einfach an einem dieser Tage bei einer der Verkaufsstellen in der De-Lai-Straße, in der Museums-, Freiheits-, Turin- oder Rittnerstraße vorbei, tragen Sie durch den Kauf von ein paar Keksen zur Spendensammlung bei und informieren Sie sich gleichzeitig über das Thema Diabetes!

Eine weitere wichtige Veranstaltung ist die Tagung „Zu mehr Erfolg in der Behandlung von Diabetes – Patienten-Empowerment zwischen Praxis und Psychologie“ am 12. November ab 10.00 Uhr im Tagungsraum der Gemeinde Bozen. Diese Initiative ist wesentlich für mehr Information rund ums Thema Diabetes und ist allen frei zugänglich. (…) Im Rahmen der Veranstaltung wird über Patient Empowerment gesprochen, ein Prozess, bei dem der Patient durch persönliche Entwicklung Kenntnisse, Fähigkeiten und Bewusstsein erlangt, die es ihm ermöglichen (ganz oder teilweise) eigenständig und unabhängige Entscheidungen hinsichtlich seiner Gesundheit zu treffen. Der Patient beschreitet gemeinsam mit seinem Arzt einen neuen Weg: So ändert sich auch die Beziehung zwischen Arzt und Patient. Die Tagung besteht aus drei Höhepunkten. Der erste Vortrag von Carla Melani und Alessio Zancanari widmet sich dem Thema „EVVIVA D: Kurse zum Diabetes-Selbstmanagement des Südtiroler Sanitätsbetriebs“. Der zweite Höhepunkt mit der Psychologin Martina Kosta lautet „Der Diabetes fährt nie nach Rimini: psychologische Aspekte“, und schließlich wird die Tagung von Stefano Nervo, Präsident des SDB und neuer Präsident von Diabete Forum mit dem Vortrag „Der nationale Diabetesplan: Die Lage in der Provinz Bozen” beendet. Für alle, die mit der gesamten Familie zur Tagung kommen möchten: Zwei Animatorinnen unterhalten die Kinder mit Spielen, Malen und viel Spaß im Foyer!

Für den 14. November selbst hingegen sind verschiedene Tätigkeiten in unterschiedlichen Südtiroler Ortschaften vorgesehen. Die ehrenamtlichen Helfer verteilen sich auf verschiedene Orte (Bozen, Meran, St. Ulrich, Sterzing, Luttach). Dort wird Infomaterial für eine angemessene Aufklärung über Diabetes Mellitus Typ 1 und 2 erhältlich sein.

 

WAS IST DIABETES

Diabetes ist eine Krankheit, bei der die Betroffenen unter einem erhöhten Blutzuckerspiegel leiden. Dieser wird durch einen Mangel an Insulin und häufig auch durch eine unzureichende Wirkung des Insulins hervorgerufen. Insulin ist ein Hormon, das den Blutzuckerspiegel senkt und wird in der Bauchspeicheldrüse gebildet. Diabetes ist keine ansteckende Krankheit: Nur weil man mit einem Diabetiker zusammenlebt, bekommt man es nicht selbst. Es handelt sich auch nicht um eine Erbkrankheit, da Diabetes mit Ausnahme einiger sehr seltener Krankheitsformen (z. B. MODY) nicht unvermeidlich von einer Generation auf die nächste übertragen wird. Es gibt aber gewisse Veranlagungen, besonders bei Typ-2-Diabetes. Darum sind alle, die einen Diabetiker unter ihren Verwandten ersten Grades (Eltern, Geschwister) haben

stärker gefährdet, an Diabetes zu erkranken als andere. Wenn ein Diabetiker sich aber konsequent an eine Behandlung hält und sich einen gesunden Lebensstil angewöhnt, sind seine Lebenserwartungen gleich hoch wie bei einem Nicht-Diabetiker.

DIABETES TYP 1 und 2

Typ-1-Diabetes tritt bevorzugt im Kindesalter auf, kann aber in selteneren Fällen auch bei Erwachsenen oder älteren Menschen vorkommen. Bei dieser Form von Diabetes wird die Vernichtung von insulinproduzierenden Zellen der Bauchspeicheldrüse durch einen Autoimmunprozess ausgelöst. Der daraus folgende Insulinmangel führt zu einem erhöhten Blutzuckerspiegel. Bis zu einem gewissen Punkt kämpft der Körper gegen dieses Ungleichgewicht an, dann aber bricht die Krankheit aus und äußert sich in Symptomen wie übermäßigem Durst, häufigem Harndrang, Atem, der nach Aceton riecht, schnellem Gewichtsverlust und Lustlosigkeit. Typ-1-Diabetes bricht bei jungen Menschen meist innerhalb weniger Monate aus, während sich der Ausbruch der Krankheit bei Erwachsenen länger hinzieht.

Typ-2-Diabetes hingegen ist die häufigste Form der Krankheit und tritt meistens nach dem 35. Lebensjahr auf, betroffen sind dabei vor allem Übergewichtige und besonders gefährdete Bevölkerungsgruppen (Bangladesch, Lateinamerika, Afrika, Philippinen). Die Entwicklung der Krankheit verläuft sehr langsam und ohne Symptome, aber die Krankheit kann trotzdem schon 10 Jahre vor ihrem Ausbruch erkannt werden. Der Patient verliert zunehmend die Fähigkeit, seinen Blutzuckerspiegel zu kontrollieren. Das Insulin funktioniert immer schlechter und so gelangt immer weniger Blutzucker in die Zellen. Es entsteht somit ein Ungleichgewicht zwischen der Insulinproduktion und dem eigentlichen Bedarf. Die Veranlagung spielt dabei eine wichtige Rolle und Schätzungen zufolge ist sich mindestens jeder Dritte der Krankheit nicht bewusst. In diesem Fall spricht man von verstecktem Diabetes: Der Betroffene hat jahrelang keine Symptome oder Beschwerden und ist sich seines Problems aufgrund ausbleibender Untersuchungen gar nicht bewusst. So kommt die Diagnose oft erst mit den ersten Komplikationen und dann ist es häufig bereits zu spät.

IN ITALIEN – Laut des Berichts von 2015 der Beobachtungsstelle ARNO leiden 6,2 Prozent der Italiener unter Diabetes, also ca. vier Millionen Menschen. Darüber hinaus gibt es noch ca. eine Million Italiener, die die Krankheit zwar haben, dies aber nicht wissen. Schätzungen zufolge sind also insgesamt rund acht Prozent der Bevölkerung von der Krankheit betroffen. In den kommenden 20 Jahren könnte diese Zahl auf zehn Prozent ansteigen. Bereits heute erreichen wir bei der Bevölkerung zwischen 65 und 79 Jahren einen Prozentsatz von über 20 Prozent.

Von: luk

Bezirk: Bozen