Von: luk
Bozen – Die Äpfel der Sorte Gala eröffnen jedes Jahr die Erntezeit und genießen aufgrund ihrer milden Säure einen hervorragenden Ruf – und das nicht nur in Südtirol. Vor allem in Deutschland freut man sich besonders über dieses Südtiroler Obst, wo es seit knapp einem Monat heißt: Es ist Erntezeit! So gab es diese Woche zum vierten Mal die Apfel-Verteilaktion: Viele Erntehelfer verteilten am Donnerstag, dem 1. September ab 7.00 Uhr morgens pflückfrische Gala-Äpfel in sechs deutschen Bahnhöfen und versüßten somit den Morgen von Pendlern, Passanten, Schulkindern und Journalisten.
Mit einer klassischen Pflückbox und der traditionellen blauen Südtiroler Schürze waren die Südtiroler Apfelverteiler diese Woche an den Bahnhöfen von München, Berlin, Frankfurt, Köln, Leipzig und Hamburg unterwegs und verteilten die Äpfel der Sorte Gala, solange der Vorrat reichte. Zum erntefrischen Apfel gab es auch eine informative Broschüre, in der die Apfelliebhaber viel Wissenswertes zum Südtiroler Apfel g.g.A. und seinem Anbaugebiet lesen können.
„Deutschland ist mit rund 20 Prozent der gesamten Südtiroler Apfelexporte der größte Abnehmer vom Südtiroler Apfel außerhalb von Italien. Schon allein deshalb freut es mich sehr, dass wir diese Aktion bereits zum vierten Mal umsetzen konnten und wir so Lust auf den Südtiroler Apfel machen können“, so Georg Kössler, Obmann des Südtiroler Apfelkonsortiums.
Südtirol ist aufgrund seines mediterranen Klimas und den rund 300 Sonnentagen eine der ersten Regionen Europas, in welcher die Äpfel reif sind und geerntet werden können. Die Ernte der Sorte Gala beginnt Mitte August und ist in den meisten Gebieten bereits zu Ende. Als nächstes folgen in südlicheren Lagen die Sorten Rubens, Modi®, Red Delicious, Pinova, Golden Delicious, Jonagold, Granny Smith, Kanzi®, AmbrosiaTM und JazzTM, ab Anfang Oktober werden die Sorten Braeburn, Fuji, und EnvyTM geerntet; Mitte November geht das Klauben mit Pink Lady® zu Ende.
Doch wer entscheidet eigentlich, wann ein Apfel erntereif ist?
„Dass die Äpfel zum „richtigen“ Zeitpunkt geklaubt werden, ist besonders wichtig: Nur erntereife Äpfel bilden den richtigen Geschmack aus – und sind vor allem haltbar und lagerfähig. Dabei kann die Höhenlage, aber auch das Wetter und die Sonneneinstrahlung einen großen Einfluss auf die Erntereife haben“, erklärt Angelo Zanella vom Versuchszentrum Laimburg.
Darum aktualisieren das Versuchszentrum Laimburg und das OG-Dienstleistungskonsortium alljährlich die Reife- und die Lager-Parameter und geben damit Richtlinien für die kommende Ernte heraus.
Die technischen Mitarbeiter der Obstgenossenschaften sind dann in den Apfelwiesen der rund 7.000 Bauern zwischen Salurn und Brixen, zwischen Bozen und dem Vinschgau unterwegs, um anhand von Stichproben den Reifegrad der Äpfel unter anderem mit einem Stärkeabbautest zu prüfen, die Erntefenster festzulegen und zugleich die Bauern zu informieren.
Bei den sog. Stichproben werden zweimal wöchentlich zehn Früchte von ca. fünf markierten Bäumen (pro Reihenseite fünf Äpfel) mittlerer Reife aus ähnlichen Lagen gepflückt und genau unter die Lupe genommen. Wichtig dabei ist, dass Früchte aus Augenhöhe entnommen werden und dass das Alter der Bäume mindestens vier bis fünf Jahre beträgt. Dann wird jeder Apfel quer in zwei Hälften geschnitten, die Scheiben werden drei bis vier Minuten in eine Iod-Kaliumiodid-Lösung getaucht und anschließend ausgebreitet. Nach mindestens zehn Minuten Einwirkzeit ändern die Apfelhälften ihre Farbe und es kann ausgewertet werden. Ob der Reifegrad passt oder nicht, erfolgt visuell mit dem freien Auge durch einen Vergleich mit einer Bildskala, wie z. B. mit der am Versuchszentrum Laimburg entwickelten Stärkeskala.
Über die diesjährige Ernte gibt es inzwischen schon Prognosen: „Es wird eine durchschnittlich gute Ernte, aber wir erwarten keine Rekordmengen“, weiß Harald Weis, Obmann der AGRIOS. Vor allem im Vinschgau werden weniger Äpfel geerntet werden, weil hier der Frost während der Blütezeit doch einigen Schaden angerichtet hat.
Die Ernte selbst ist pure Handarbeit: Jeder Apfel wird von Hand gepflückt; dabei ist wichtig, dass auch der Stengel an der Frucht bleibt. Als Hilfsgeräte nutzen die Bauern und ihre Erntehelfer – vor allem in der Ebene – Hebebühnen, auf denen die Großkisten auf einer heb- und absenkbaren Ebene stehen. Zum Teil können hier auch so genannte Erntemaschinen eingesetzt werden: Hier legen die Klauber die Äpfel auf Förderbänder, mit denen die Äpfel sanft in die Großkisten gelangen. In steilem Gelände hingegen wird traditionell mit Klaubkörben, dem so genannten „Tschaggl“ gearbeitet, die von den Klaubern befüllt und anschließend in die Großkisten geleert werden.