Kolloquium am Mittwoch

Die verlorenen Fische der Etsch

Donnerstag, 04. September 2025 | 09:34 Uhr

Von: Ivd

Bozen – In der Etsch lebten einst über 30 einheimische Fischarten. Industrialisierung, Flussausbau und Verschmutzung führten jedoch zu einem massiven Artenrückgang. Heute sind mehr als 60 Prozent davon ausgestorben oder bedroht. Darum geht es bei einem Vortrag von Eurac Research und der Plattform Biodiversität Südtirol am 10. September im Naturmuseum. In italienischer Sprache.

Die Etsch, nach dem Po der zweitlängste Fluss Italiens, beherbergte einst eine außerordentlich vielfältige Fischfauna. Zwischen ihrer Mündung in die Adria und Meran bildete sie ein zusammenhängendes, ökologisch verzahntes Lebensraumgefüge. Durch die unterschiedlichen Strukturen des Flussbetts und den zunehmenden Wasserreichtum von den Alpen bis in die Ebene konnten sich ganz verschiedene Fischgemeinschaften entwickeln. Aus historischen Quellen geht hervor, dass die Etsch noch bis weit ins 19. Jahrhundert hinein mindestens 34 einheimische oder fast einheimische Fischarten aufwies. Neben bekannten Arten wie der Marmorata-Forelle, der Äsche, der Padanischen Barbe und dem Aal lebten hier auch zahlreiche Kieslaicher aus der Familie der Karpfenfische sowie drei Störarten. Mit der Industrialisierung veränderte sich der Fluss jedoch tiefgreifend: Begradigungen, Stauwerke zur Gewinnung von Wasserkraft, die Unterbrechung der ökologischen Durchgängigkeit, die Einleitung von Abwässern sowie die Ansiedlung gebietsfremder Arten führten dazu, dass viele der ursprünglichen Fischarten verschwanden oder heute vom Aussterben bedroht sind. Würde man eine „Rote Liste“ für die Etsch erstellen, so wären über 60 Prozent der Arten als ausgestorben oder gefährdet einzustufen.

Das von Eurac Research und der Plattform Biodiversität Südtirol organisierte Kolloquium „I pesci perduti dell’Adige“ widmet sich nächsten Mittwoch um 18.00 Uhr im Naturmuseum Südtirol der Geschichte dieser verschwundenen Fischarten. Der Referent Alex Festi beleuchtet die Ursachen ihres Rückgangs und erinnert an ihre einstige Bedeutung im Ökosystem der Etsch. Festi ist Naturforscher, Direktor der „Unione Pesca Alto Adige“ und seit zwanzig Jahren im Bereich der Hydroökologie tätig. Seine besondere Leidenschaft gilt der Fischerei- und Fischgeschichte Südtirols.

Die Teilnahme ist kostenlos, eine Vormerkung auf der Website des Museums unter diesem Link wird jedoch empfohlen. Der Vortrag ist auch auf dem YouTube-Kanal des Museums unter diesem Link zu sehen.

Bezirk: Bozen

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