WIFO-Wirtschaftsbarometer Herbst 2025

Durchwachsenes Geschäftsklima im Südtiroler Verarbeitenden Gewerbe

Donnerstag, 13. November 2025 | 09:55 Uhr

Von: mk

Bozen – Die schwache Nachfrage bremst weiterhin das Umsatzwachstum und die Investitionen im Südtiroler Verarbeitenden Gewerbe. Trotzdem geben 87 Prozent der Unternehmen an, mit der diesjährigen Ertragslage zufrieden zu sein, und neun von zehn Unternehmen blicken mit verhaltenem Optimismus auf das Geschäftsjahr 2026. Das Geschäftsklima ist aber zwischen den einzelnen Branchen sehr unterschiedlich. Dies geht aus der Herbstumfrage des Wirtschaftsbarometers vom WIFO – Institut für Wirtschaftsforschung der Handelskammer Bozen hervor.

Ertragslage im Verarbeitenden Gewerbe – Rückblick 2016-2025 und Erwartungen für 2026

Das Geschäftsklima im Südtiroler Verarbeitenden Gewerbe ist heuer durch eine starke Heterogenität gekennzeichnet. Die Umsatzdynamik leidet weiterhin unter der schwachen Nachfrage auf dem italienischen Markt und den Schwierigkeiten der deutschen und österreichischen Wirtschaft. In der ersten Jahreshälfte beliefen sich die Exporte aus Südtirol – ohne landwirtschaftliche Erzeugnisse – auf rund 3,3 Milliarden Euro, was einem Rückgang von 0,8 Prozent gegenüber dem Vorjahressemester entspricht. Was die Beschäftigung betrifft, so waren in den ersten drei Quartalen 2025 durchschnittlich rund 35.200 Personen im Verarbeitenden Gewerbe beschäftigt. Dies sind 0,5 Prozent weniger als im gleichen Zeitraum des vergangenen Jahres. Die Einschätzungen zur Ertragslage fallen in den einzelnen Branchen sehr unterschiedlich aus: Im Druckgewerbe sowie in der Textil- und Bekleidungssparte klagt jedes dritte Unternehmen über eine unbefriedigende Rentabilität. Im Gegensatz dazu sind in der Baustoffproduktion, in der Holzbranche sowie im Maschinen- und Fahrzeugbau mehr als neun von zehn Unternehmen mit dem laufenden Geschäftsjahr zufrieden.

Verarbeitendes Gewerbe – Ertragslage nach Branchen

Die befragten Unternehmen erwarten, dass die Auslastung der Produktionskapazität auch 2026 in etwa auf dem heurigen Niveau von 85 Prozent bleiben wird. Das Umsatzwachstum könnte sich vor allem bei großen Unternehmen mit mehr als 50 Beschäftigten leicht verstärken, auch dank steigender Verkaufspreise. Die Erholung der Investitionen wird aber voraussichtlich weiterhin aufgrund der großen Ungewissheit schwach sein. Die Zunahme der Betriebskosten dürfte eher moderat bleiben, sodass neun von zehn Unternehmen auch im kommenden Jahr eine (zumindest) befriedigende Ertragslage erwarten. Optimismus gibt es vor allem im Druckgewerbe, in der Baustoffproduktion und im Maschinen- und Fahrzeugbau: In diesen Branchen rechnen fast alle Unternehmen mit einer befriedigenden in etwa einem Fünftel der Fälle sogar einer guten Rentabilität. Bescheidener sind hingegen die Aussichten in der Lebensmittelherstellung und in der Textil- und Bekleidungssparte, wo viele Unternehmen für 2026 eine schlechte Rentabilität erwarten.

Der Präsident der Handelskammer Bozen, Michl Ebner, begrüßt die Entscheidung der Regierung, auch für das nächste Jahr die Investitionsanreize für Unternehmen zu finanzieren: „Maßnahmen wie die ‚Neue Sabatini‘ und die erhöhte Abschreibung unterstützen die Investitionen und ermöglichen es den Unternehmen, ihre Produktivität, Beschäftigung und Wettbewerbsfähigkeit zu steigern.“

Das Verarbeitende Gewerbe umfasst alle Tätigkeiten, welche mit der Herstellung von Waren verbunden sind, wie zum Beispiel die Produktion von Nahrungsmitteln, Textilien und Bekleidung, Holzgegenständen und Möbeln, chemischen und pharmazeutischen Erzeugnissen, Kunststoffwaren, Metallerzeugnissen, Maschinen, Geräten, Fahrzeugen usw.

Die Stellungnahmen der Vertreter der Wirtschaftsverbände

Cristiano Cantisani, Präsident des Südtiroler Handwerkerverbandes CNA-SHV, erklärt zur aktuellen Situation: „Die Stagnation der Wirtschaft im Jahr 2025 und die für 2026 prognostizierte zaghafte Erholung erfordern Unterstützungsmaßnahmen: Der Staat und das Land müssen Haushaltsgesetze verabschieden, die Maßnahmen zur Förderung von Investitionen in die Produktivität und Wettbewerbsfähigkeit von KMUs enthalten.“

„Die Herausforderungen und Erwartungshaltungen unterscheiden sich je nach Sparte, doch eines gilt für alle Wirtschaftstreibenden: Sie brauchen Rahmenbedingungen, die Unternehmertum fördern statt bremsen. Ob etablierter Betrieb oder junge Gründerin und engagierter Übernehmer, alle wollen arbeiten und Qualität liefern. Dafür braucht es weniger Bürokratie und verlässliche, attraktive Bedingungen“, betont hingegen lvh-Präsident Martin Haller.

Alexander Rieper, Präsident des Unternehmerverbandes Südtirol, sagt: „Die schwierige wirtschaftliche Lage in den traditionellen Absatzmärkten für die Südtiroler Unternehmen macht deutlich, wie wichtig Internationalisierung und Innovation sind. Um auf neuen Märkten erfolgreich zu sein, brauchen unsere Unternehmen wettbewerbsfähige Rahmenbedingungen – weniger Bürokratie, Unterstützungen bei Investitionen in Energieeffizienz und Digitalisierung, Steuerentlastungen.“

Bezirk: Bozen

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