Von: luk
Bozen – Die Frage der Einkommensumverteilung im Sinne einer gerechteren Gesellschaft, die allen den Zugang zu essenziellen Gütern und Dienstleistungen sichert, damit die Würde des Einzelnen gewährleistet wird, ist ein sensibles Thema, das einer fundierten Analyse bedarf. Der heute veröffentlichte AFI-Zoom, welcher die Daten des Ministeriums für Wirtschaft und Finanzen in den Blick nimmt, beleuchtet einen spezifischen Aspekt dieses Themas: Die Besteuerung durch die IRPEF, das heißt die Besteuerung der Einkommen natürlicher Personen. In Südtirol, wie auch im restlichen Italien, hat die sogenannte IRPEF einen unbestreitbaren Umverteilungseffekt. „Betrachtet man jedoch das Steuersystem als Ganzes, so wird dieser Effekt durch verschiedene Faktoren abgeschwächt: durch den regressiven Charakter der Mehrwertsteuer, die geringeren Sozialversicherungsbeiträge für Einkommen über 100.000 Euro und die höhere Inzidenz von Finanz- und Immobilieneinkünften für den reichsten Teil der Steuerzahler, die mit Steuersätzen zwischen zehn und 26 Prozent besteuert werden“, erklärt AFI-Forscherin Maria Elena Iarossi.
Wie es schon fast Tradition geworden ist, hat das AFI | Arbeitsförderungsinstitut auch in diesem Jahr die vom italienischen Wirtschafts- und Finanzministerium (MEF) zur Verfügung gestellten Daten untersucht. Der heute veröffentlichte AFI Zoom Nr. einundachtzig beleuchtet den Umverteilungseffekt des Einkommenssteuersystems in Italien. Ausgangspunkt sind die kürzlich veröffentlichten Daten der Steuererklärungen 2023, die sich auf das Steuerjahr 2022 beziehen. Wie die AFI-Analyse einmal mehr belegt, ist die Einkommensungleichheit nach der IRPEF-Besteuerung geringer als vor der Besteuerung.
Die Verteilung vor und nach der Besteuerung
Die Analyse stützt sich auf die Berechnung des Gini-Index auf das Brutto- und das Nettoeinkommen sowie auf die Differenz zwischen den beiden, den sogenannten Reynolds-Smolensky-Index. Letzterer ist ein Parameter zur Berechnung des Umverteilungseffektes der Steuer. Der Gini-Index misst die Ungleichheit einer Verteilung zwischen null (alle haben gleich viel) und eins (einer hat alles). Der AFI-Zoom zeigt, dass der Gini-Index für das Bruttoeinkommen in Südtirol für das letzte Vergleichsjahr bei 0,461 und für das Nettoeinkommen bei 0,398 liegt. Dies beweist, dass das aktuelle Steuersystem die Verteilung zum Positiven verändert. „Der erfreuliche Wert von 2022 ist jedoch wahrscheinlich noch auf einige Unterstützungsmaßnahmen während der Corona-Pandemie zurückzuführen“, erläutert AFI-Forscherin und Studienautorin Maria Elena Iarossi.
Trotz dieses positiven Ergebnisses muss an dieser Stelle hervorgehoben werden, dass die Bewertung der Verteilung anhand des Gini-Index nicht immer eindeutige Urteile über die Situation der Ungleichheit im Allgemeinen (verstanden als die Kluft zwischen Arm und Reich) zulässt, da er für die Analyse der Verteilung in den Extrembereichen (niedrigste Werte und höchste Werte) nicht geeignet ist. Zu diesem Zweck wäre es sinnvoll, weitere Daten auszuwerten, die es ermöglichen würden, das Gesamteinkommen der ärmsten Gruppen mit dem Gesamteinkommen der reichsten Gruppen zu vergleichen. Leider ist dies mit den derzeit für die Provinz Bozen verfügbaren Daten nicht möglich. Im Falle einer weit verbreiteten Armut könnten diese Indizes in der Tat ein klareres Bild der Situation oder zumindest ihrer Entwicklung im Laufe der Zeit aufzeigen.
Wer die Einkommen erklärt hat
Genau 432.386 Südtiroler Steuerpflichtige haben dem Fiskus im Jahr 2023 ihr Einkommen für das Steuerjahr 2022 erklärt, was einem Gesamteinkommen von 11,8 Milliarden Euro entspricht. Im Vergleich zum Vorjahr bedeutet dies einen Anstieg der Steuerpflichtigen um 8.975 Einheiten (plus 2,1 Prozent) beziehungsweise 0,9 Milliarden Euro (nominal plus 8,3 Prozent).
Steuerfreibeträge
Im Steuerjahr 2022 konnte jeder fünfte Südtiroler Steuerpflichtige (21,3 Prozent, d.h. 91.936 Steuerpflichtige) Steuerfreibeträge vom eigenen Gesamteinkommen in Abzug bringen, was einem Gesamtbetrag von 445 Mio. Euro oder 4.840 Euro pro Steuerpflichtigen entspricht. 73,4 Prozent der Summe machen Vorsorge- und Fürsorgebeiträge aus, 24,1 Prozent die Zusatzvorsorge.
Steuerabsetzbeträge
Nahezu alle Südtiroler Steuerpflichtigen (98 Prozent, d.h. 423.653 Personen) konnten Steuerabsetzbeträge geltend machen, was die Steuereinnahmen des Staates um insgesamt 887 Mio. Euro verringerte. Die wichtigsten absetzbaren Ausgaben betreffen die Abzüge für lohnabhängige Arbeit und Pensionen (63,1 Prozent aller abzugsfähigen Ausgaben) sowie die Ausgaben für die Renovierung von Gebäuden (17,2 Prozent), für verschiedene persönliche Ausgaben – Abschnitt I der Tabelle RP (8,6 Prozent) und für Energieeinsparungen (fünf Prozent).
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16 Kommentare auf "Einkommensverteilung in Südtirol: IRPEF sorgt für gerechtere Verhältnisse"
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Echt jetzt? Gerechtere?
Man denke nur an die Landwirte im Lande 😂
@So ist das…. kann man lohnabhängige Arbeit 1 zu 1 mit einem Unternehmen vergleichen? Warum sollten Landwirte keine Steuern zahlen? Eines der vielen Mythen. Aber schlussendlich zahlen auch viele Arbeitnehmer durch Freibeträge und Abzüge zum Schluss keine Steuern…
@Oralce Wie viel Einkommenssteuer zahlt ein Landwirt prozentuell so durchschnittlich auf sein Einkommen? Frage nur um die Mythen zu entkräften.
@Oracle Das ist jetzt hoffnungslos übertreiben denn jeder Bauer hat mehr Möglichkeiten etwas von der Steuer abzusetzen.
Was kann ich als Lohnabhängiger denn absetzen, daß ich wie du sagst auf null käme ? Das ist lächerlich.
@ LIEBER SO IST ES…….ES GIBT GENUG HÖFE IM LAND DIE EINEN NACHFOLGER SUCHEN……DA BIST DU GENAU DER RICHTIGE…..ALSO LOS GEHTS
Bauern zahlen keine Einkommensteuer wo ist da die Gerechtigkeit
FLAT TAX hast du vollkommen Recht, eun Unding. Sozialabgaben nicht, denn mit der Rente allein ist das nicht zu erklären denn die macht nur nen Teil davon aus. In Deutschland weiß man wieviel der Renten Beitrag ist, in Italien wirds wahrscheinlich aus taktischen Gründen alles in einen Topf geworfen und nicht auseinander gedröselt wieviel man wirklich je Position einzahlt. Jedenfalls kenn ich da keine genauen Zahlen dazu.
Was mich als Person mit einem relativ guten Bruttogehalt (wenn man sich die obige Statistik anschaut ist man schnell mal in den Top 10%) immer wundert: Wie kaufen sich diese ganzen Normalverdiener diese sauteuren Wohnungen? Bekommen so viele junge Menschen von den Boomer-Eltern so viel Geld geschenkt?
Ich bin sehr sparsam, aber eine Wohnung für eine vierköpfige Familie kostet 2.000€+ pro Monat.
Woher nimmst du 2000€? Wohne selbst in guter Lage und Wohnung 110 qm aber zahle beu weitem nicht die Miete. Auserdem, Alleinverdiener geht heutzutage nun mal nicht mehr. Muss auch nicht!
Ich spreche vom Kaufen und ja wir sind zu zweit. Benötigen aber schon mal 200.000€ Startkapital und selbst dann ist die Kreditrate für eine Wohnung für eine Familie astronomisch.
Was zu kleines ginge sich ja aus. Was ich aber angeprangert habe: Massenweise Leute mit weniger Gehalt kaufen sich diese Wohnungen und ich verstehe nie wie. Obige Statistik bestätigt, dass die Gehälter ja niedrig sind…
In beschtn werdn de subventioniert wenn af ihmen Papier net viel auscheint, foscht nix gemeldetes tian und nebher awia guat schworz orbitn….
Fakt ist dass jeder der nicht über 70 und gesund ist, die Möglichkeit hat mehr zu arbeiten um mehr zu verdienen.
Äh wie denn, wenn man bereits einen Vollzeitjob hat und es nicht erlaubt ist, eine weitere Tätigkeit aufzunehmen?!
Nicht ganz richtig denn auch nacher kann man arbeiten und sich seine Rente aufbessern.
Da lob ich mal die Bauern,denn die arbeiten fast ausnahmslos bis an ihr Lebensende. Ob sie dann noch alles tun sollten, siehe vermehrt Unfälle im hohen Alter ist ne andere Frage.
Steuern sind Diebstahl!