Sehen die Obstwiesen bald so aus?

Energie aus der Apfelplantage

Dienstag, 27. Mai 2025 | 07:35 Uhr

Von: luk

Auer – In fast fünf Metern Höhe folgen Photovoltaikmodule dem Sonnenstand, darunter wachsen Apfelbäume. Die Solartracker, auf denen die Module installiert sind, wurden so konzipiert, dass sie dem Wind standhalten und mit Sensoren die Energieproduktion sowie Luft- und Bodenbedingungen aufzeichnen. So kann das Mikroklima überwacht werden, das unter den Paneelen entsteht. Heute wurde die innovative Agri-PV-Anlage mit einer Leistung von 70 Kilowattpeak in Auer in Betrieb genommen. Sie verbindet Landwirtschaft und erneuerbare Energieerzeugung und soll wichtige Daten für die Forschung in diesem Bereich liefern.

Die Anlage wurde im Rahmen des – von Eurac Research koordinierten – europäischen Forschungsprojekts Symbiosyst errichtet und am Montag, 26. Mai 2025, mit den Landesräten Luis Walcher und Peter Brunner sowie den Projektpartnern eingeweiht.

Einem aktuellen Bericht der Europäischen Kommission (JRC) zufolge, würde es reichen, ein Prozent der landwirtschaftlichen Nutzfläche in Europa mit Agri-PV-Anlagen auszurüsten, um die für 2030 gesetzten Ziele für die Photovoltaik zu erreichen – und sogar zu übertreffen. „Das ist eine nicht zu vernachlässigende Schätzung, die dank Pilotanlagen, wie dieser hier in Südtirol, in die Tat umgesetzt werden kann. Heute gibt es in Italien noch keine Anlage mit diesen Eigenschaften. Die Agri-Photovoltaik steht vor der Herausforderung, eine Technologie, die für andere Kontexte entwickelt wurde, an die Landwirtschaft anzupassen“, erklärt Wolfram Sparber, Leiter des Instituts für Erneuerbare Energien von Eurac Research, dem Forschungszentrum in Bozen, welches das Projekt Symbiosyst (Horizon Europe) koordiniert.

Die Merkmale der Anlage

Die Photovoltaikanlage überspannt eine circa 3.000 Quadratmeter große Apfelplantage, umfasst 13 Reihen, und wird eine Leistung von 70 Kilowattpeak erbringen – genug, um den Strombedarf von etwa 20 Haushalten zu decken. Sie ist in drei Bereiche unterteilt, in denen Module mit unterschiedlichen Transparenzgraden oberhalb von breiteren und schmäleren Apfelbaumzeilen angebracht sind. Die größte technologische Herausforderung war die Höhe der Anlage. Die Rotationsachse der Module befindet sich 4,80 Meter über dem Boden, damit die Bäume ungestört wachsen können und die Plantage regulär bewirtschaftet werden kann. Die Firma Convert Italia/Valmont Solar hat das Tragwerk hergestellt und in einem Windkanal getestet, um zu garantieren, dass es alle Witterungseinflüsse aushält, besonders den Segeleffekt der Paneele bei starkem Wind. Als Material wurde Cortenstahl gewählt, weil es sehr witterungsbeständig ist und sich seine Farbe harmonisch in die Obstgärten einfügt.

In die Anlage sind Sensoren und Instrumente integriert, die verschiedene Parameter messen, etwa das Sonnenlicht für die Photosynthese, Temperatur und Feuchtigkeit des Bodens und der Luft sowie die Windgeschwindigkeit und -richtung. Das Versuchszentrum Laimburg, Partner des Projekts, wird die Entwicklung und den Ertrag der Plantage analysieren: wie die Bäume wachsen, wieviel Wasser sie benötigen, die Blüte, Quantität und Qualität der Ernte.

Das Grundstück, auf dem sich die Anlage befindet, ist Teil der Agentur Landesdomäne. Um den Anforderungen des Obstbaus, der maschinellen Bewirtschaftung und der Energieerzeugung gleichermaßen gerecht zu werden, wurden in der Planungsphase alle Entscheidungen zwischen Eurac Research, dem Versuchszentrum Laimburg und dem Südtiroler Bauernbund abgestimmt. Durch diesen Austausch war es möglich, die Stützstrukturen der Apfelplantage, der PV-Anlage und der Hagelnetze zu optimieren und aneinander anzupassen.

Bezirk: Überetsch/Unterland

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