Von: mk
Bozen – Die Wirtschaftsbeziehungen zwischen Südtirol und den USA boomen: Im Jahr 2024 erreichte der Export aus Südtirol in die Vereinigten Staaten einen Wert von 511 Millionen Euro, was sieben Prozent der Gesamtausfuhren ausmacht. Dies ist ein signifikanter Anstieg gegenüber den 453 Millionen Euro des Vorjahres. Doch dieser Erfolg könnte bald getrübt werden. Am Samstag wurde bekannt, dass US-Präsident Donald Trump plant, Zölle von bis zu 30 Prozent auf bestimmte EU-Waren einzuführen. Auch Südtirol ist davon betroffen.
Im ersten Quartal 2025 hat sich der Aufwärtstrend noch fortgesetzt – mit einem beeindruckenden Plus von 31,2 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. In absoluten Zahlen wurden in den ersten drei Monaten dieses Jahres Waren im Wert von 131,128 Millionen Euro exportiert, gegenüber 99,963 Millionen Euro im ersten Quartal 2024. Auf regionaler Ebene sind die drei wichtigsten Exportgüter in die USA derzeit Getränke und Lebensmittel, Metallprodukte sowie Kfz-Teile und Fahrzeugzubehör.
Drastische Auswirkungen der Zölle
Auf gesamtstaatlicher Ebene machen Italiens Exporte in die USA rund zehn Prozent der Gesamtausfuhren aus, in absoluten Zahlen sind dies rund 65 Milliarden Euro jährlich. Die italienische Handwerkervereinigung CGIA aus Mestre schätzt, dass Trumps Zölle für Italien einen jährlichen Verlust von etwa 35 Milliarden Euro bedeuten könnten. Auf Südtirol übertragen, würde dies zweistellige Millionenbeträge betreffen. Allerdings bleibt abzuwarten, wie sich die Situation in den kommenden Monaten tatsächlich entwickeln wird.
Paolo Zabeo, Koordinator vom Büro für Studien der CGIA, betont laut einem Bericht der Zeitung Alto Adige: „Sehr vorsichtig geschätzt könnte die wirtschaftliche Auswirkung auf die italienischen Exporte bei rund 35 Milliarden Euro pro Jahr liegen.“ Am stärksten betroffen wären Sektoren wie Medikamente und pharmazeutische Präparate, Kraftfahrzeuge, Schiffe und Boote, Maschinen, Getränke – allen voran Weine – Erdölraffinerieprodukte, Bekleidung, Brillen, Schmuck und Möbel.
Konsumverhalten und Unternehmensstrategien entscheidend
Die CGIA wirft zwei entscheidende Fragen auf, deren Beantwortung sich als schwierig erweist: Werden US-Verbraucher und -Unternehmen italienische End- und Zwischenprodukte durch einheimische oder Produkte aus anderen Ländern ersetzen oder werden sie weiterhin „Made in Italy“-Produkte bevorzugen? Und: Werden italienische Exportunternehmen angesichts neuer Zollbarrieren in der Lage sein, ihre Verkaufspreise in den USA nicht zu erhöhen, indem sie ihre Gewinnmargen senken?
Die italienische Zentralbank gibt unterdessen zu bedenken, dass 43 Prozent der italienischen Exporte in die USA aus hochwertigen Produkten bestehen und weitere 49 Prozent aus Produkten mittlerer Qualität. Dies deutet darauf hin, dass diese Produkte wahrscheinlich an gut verdienende Käufer – sowohl Privatpersonen als auch Unternehmen – gerichtet sind, die möglicherweise unempfindlich gegenüber einem Preisanstieg sind, der durch neue Zollbarrieren verursacht wird.
Zur zweiten Frage weisen die Forscher der Banca d‘Italia darauf hin, dass ein potenzieller Rückgang der US-Nachfrage aufgrund steigender Endproduktpreise von italienischen Unternehmen durch eine Reduzierung ihrer Gewinnmargen aufgefangen werden könnte.
Die von der Trump-Regierung angestrebten Zölle könnten insbesondere die Exporte Süditaliens stark beeinträchtigen. Im Gegensatz zum Rest des Landes weisen die meisten südlichen Regionen eine geringe Diversifizierung der auf ausländischen Märkten verkauften Produkte auf.
Mit Ausnahme Apuliens sind die theoretisch am wenigsten gefährdeten geografischen Gebiete alle im Norden Italiens angesiedelt. Die Lombardei gilt als die „risikoärmste“ Region, gefolgt von Venetien, Apulien, dem Trentino-Südtirol, der Emilia-Romagna und dem Piemont. Die Unsicherheit bleibt dennoch hoch.
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