Von: luk
Bozen – Eurac Research ist das einzige Forschungszentrum in einem italienisch-österreichischen Verbund, der die Ukraine 15 Monate lang zu Energiefragen beraten wird. Finanziert von der EU, soll in dem Projekt Wissen zu technischen und rechtlichen Aspekten weitergegeben werden, um den Anteil erneuerbarer Energiequellen zu erhöhen und nachhaltige Investitionen zu fördern. Die Experten von Eurac Research werden insbesondere daran arbeiten, wie die Ukraine die im staatlichen Energieplan festgelegten Ziele im Bereich erneuerbarer Energien erreichen kann. Das Projekt wurde diese Woche in Kiew vorgestellt.
Rund hundert Tage werden die Energie-Experten von Eurac Research in der staatlichen Agentur für Energieeffizienz und Energieeinsparung der Ukraine eine eingehende Analyse vornehmen. Die Ukraine, als Land fast doppelt so groß wie Deutschland, deckt ihren Energiebedarf bisher hauptsächlich aus fossilen Quellen (Öl, Gas, Kohle) und Kernkraft. Zwischen 2014 und 2017 stieg der Energieanteil aus erneuerbaren Quellen von vier auf 6,7 Prozent; bis zum Jahr 2035 soll er laut Energiestrategie der Regierung 25 Prozent erreichen.
„Unsere Aufgabe ist es, zu analysieren, mit welchen Maßnahmen die Ukraine dieses ehrgeizige Ziel erreichen kann, und zu bewerten, welche davon die geeignetsten sind“, erklärt Wolfram Sparber, Leiter des Instituts für Erneuerbare Energie von Eurac Research. In einer ersten Analyse stellten die Forscher bereits fest, dass das Potenzial erneuerbarer Energien in der Ukraine erheblich ist: Insbesondere die Sektoren Wind-, Biomasse- und Solar- Energie zeigen eine hohes Entwicklungspotential auf.
„In den nächsten Monaten werden wir – zusammen mit den österreichischen Kollegen – eng mit den staatlichen Agenturen und ukrainischen Experten zusammenarbeiten, um Erfahrungen und Wissen auszutauschen. Erneuerbarer Energien stellen ein großes Potenzial für die energetische Entwicklung und eine Chance für die lokale Wirtschaft dar. Auch an der Kommunikation werden wir arbeiten: Es gilt die Informationen derart aufzuarbeiten, dass Investoren, Behörden und Bevölkerung deutlich die Möglichkeiten für Investitionen in erneuerbare Energien erkennen; dies sowohl für kleine private Anlagen wie auch für große Infrastrukturen”, so Sparber. Das Institut für Erneuerbare Energie von Eurac Research hat bereits nachhaltige Energieszenarien für Südtirol und Niederösterreich entwickelt, die die Gesamtkosten und den Mehrwert für die lokale Wirtschaft in Betracht ziehen. Derzeit arbeiten die Energieexperten von Eurac Research an Simulationen für ganz Italien.
Die Beratung der ukrainischen Regierung ist Teil eines EU-Twinningprojekts zur Förderung von Partnerschaften zwischen EU-Mitgliedsstaaten und europäischen Nachbarstaaten. Eurac Research ist im Auftrag des italienischen Umwelt- und Außenministeriums an dem Projekt beteiligt. Der offizielle Startschuss erfolgte bei einer Veranstaltung in Kiew in Anwesenheit von Sergiy Savchuk, Leiter der staatlichen Agentur für Energieeffizienz und Energieeinsparung der Ukraine, Wolfgang Urbantschitsch, Exekutivdirektor des Lead-Projektpartners E-Control, sowie Vertretern der EU und der italienischen und österreichischen Botschaften.