Von: mk
Bozen – Dass die Stimmung der Südtiroler Arbeitnehmerinnen und -nehmer auf das Niveau des ersten Lockdowns zurückgefallen ist, wurde vom AFI | Arbeitsförderungsinstitut bereits an anderer Stelle aufgezeigt. Wie nun aus dem Branchenspiegel des AFI-Barometers hervorgeht, haben alle Branchen ihre Erwartungen die wirtschaftliche Entwicklung Südtirols betreffend zurückgeschraubt. „Wir müssen davon ausgehen, dass diese starke Verunsicherung noch die ersten beiden Quartale 2021 entscheidend mitprägen wird“, sagt AFI-Direktor Stefan Perini. „Mit Ansteigen der Durchimpfungsrate, Rückkehr der warmen Monate und Lockerung der Einschränkungen dürfte sich das Stimmungsbild der Arbeitnehmer wieder aufhellen und uns langsam zu einer Situation wiedergefundener Lebensqualität führen.“
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Nach dem Hoffnungsschimmer in den Sommer- und Herbstmonaten 2020, als die Perspektive bestand, dass nach und nach alles wieder in geregelte Bahnen kommen würde, sehen Südtirols Arbeitnehmer in der Winterausgabe des AFI-Barometers wieder mehrheitlich schwarz. Die wirtschaftliche Erholung verschiebt sich zeitlich nach hinten.
Die Erwartungen die wirtschaftliche Entwicklung in Südtirol in den nächsten zwölf Monaten betreffend, sinken in allen Branchen deutlich, vor allem im Baugewerbe (-38 Indexpunkte im Vergleich zum Vorjahr), aber auch im Gastgewerbe (-33) sowie im Handel (-28) und im Verarbeitenden Gewerbe (-23). Will heißen, nach heutigem Stand befürchten Südtirols Arbeitnehmer, dass die Wirtschaft auch im Jahr 2021 ihren Abwärtstrend fortsetzen wird. „Die Lohnabhängigen des öffentlichen Sektors und der Landwirtschaft zählen dabei noch zu den optimistischeren Kategorien. Die Aussichten besonders negativ schätzen die Arbeitnehmer im Bau- und im Gastgewerbe ein“, sagt Forscher Matteo Antulov, der das AFI-Barometer im Institut betreut. Der Verlauf der Indikatoren widerspiegle dabei recht datengetreu die goldenen Jahre der lokalen Wirtschaftsentwicklung, zeige aber auch die mit 2019 einsetzende Abschwächung und den Einbruch in Folge der Covid-19-Pandemie auf, präzisiert das AFI.
Wenig Positives gibt es auch im Hinblick auf die Beschäftigungsaspekte zu berichten. Viele Stimmungsindikatoren, welche den Arbeitsmarkt beschreiben, fallen auf das Niveau von Frühjahr 2020 zurück. Die Sorge, den Arbeitsplatz zu verlieren, hängt dagegen stark von der Branche ab. Diese Sorge wächst vor allem im Gastgewerbe, bleibt aber sowohl im öffentlichen Sektor als auch in den Privaten Dienstleistungen nahezu unverändert. Parallel dazu nimmt die Schwierigkeit zu, einen gleichwertigen Job zu finden. Diejenigen, die einen Arbeitsplatz haben, halten an diesem fest, und diejenigen, die in einer angeschlagenen Branche arbeiten, suchen verstärkt nach neuen Arbeitsperspektiven. In den letzten zwölf Monaten haben sich zum Beispiel laut Umfrage 23 Prozent der Lohnabhängigen im Gastgewerbe um einen neuen Job umgesehen.