Von: mk
Bozen – Mit großer Sorge reagieren Südtirols Architekten auf die Nachricht, dass die Südtiroler Landesregierung beschlossen hat, die energetische Sanierung einer Reihe wichtiger öffentlicher Gebäude mit einer einzigen europäischen Ausschreibung über einen Betrag von 56 Millionen Euro an einen einzigen Wirtschaftsteilnehmer aus dem europäischen Raum zu vergeben.
„Das Problem der Energieeinsparung bei Gebäuden sowie der Energieproduktion aus erneuerbaren Quellen ist sicherlich ein Thema, das unsere Zukunft begleiten wird, ebenso wie jenes der Sanierung des Gebäudebestandes und der vermehrten Einschränkung des Flächenverbrauchs“, erklärt der Präsident der Architektenkammer, Johann Vonmetz, in einer Aussendung.
Es müsse klargestellt werden, dass es sich bei der energetischen Sanierung um Eingriffe in bestehende architektonische Organismen handelt, die ihre spezifischen Merkmale, ihre Bedeutung im städtischen oder ländlichen Kontext sowie einen historischen und wichtigen Erinnerungswert für die Stadt haben. „Viele dieser Gebäude oder Siedlungen, auch wenn sie nicht unter Denkmal- oder Ensembleschutz stehen, wurden zu Beginn des 20. Jahrhunderts, in den 60-er Jahren oder auch in jüngster Zeit erbaut und weisen eine hervorragende architektonische Qualität auf, die leider oft übersehen wird. Ihre bauliche Veränderung muss das Ergebnis einer bewussten Suche nach neuen architektonischen Formen oder der bewussten Entscheidung zur Erhaltung des überlieferten architektonischen Erscheinungsbildes sein, im Verhältnis zwischen den Gebäudeteilen, und nicht das Resultat eines simplen Einpackens mit einer Dämmschicht oder des Einbauens neuer hocheffizienter Bauteile und Anlagen“, so Vonmetz.
Aus diesem Grund falle diese Art der Gebäudetransformation klar in den Bereich der Architektur, und folglich in den Kompetenzbereich von befähigten Freiberuflern, und die baulichen Maßnahmen zur Energieeinsparung müssten als Teil eines Ganzen gesehen werden.
„Alle Fachleute wissen, wie wichtig eine von wirtschaftlichen Interessen unabhängige Planung und Bauleitung ist, um eine entsprechend hohe Qualität der Eingriffe zu erreichen. Aus diesem Grund ist die Wahl eines Ansprechpartners mit rein wirtschaftlichen Interessen, denen sämtliche planerischen und technischen Aspekte unterworfen sind, unserer Meinung nach unbedingt zu vermeiden. Umso mehr, wenn dies mit einer so großen Anzahl von Gebäuden multipliziert wird, die je nach Art, Typologie, Bauepoche, Baustil usw. völlig unterschiedlich sind“, erklärt Vonmetz abschließend