Daniela Lobenwein und Ksenia Morozova sind die Jungforscherinnen 2016 der Europaregion

Forum Alpbach: Jungforscher-Preis vergeben

Samstag, 20. August 2016 | 16:00 Uhr

Alpbach/Bozen – Der mit 2.000 Euro dotierte Euregio-JungforscherInnen-Preis geht heuer an zwei Presiträgerinnen: Daniela Lobenwein von der Medizinischen Universität Innsbruck und Ksenia Morozova von der Freien Universität Bozen erhalten diese Auszeichnung.

Das gab Konrad Bergmeister als Vorsitzender der Jury heute Samstag im Rahmen der Tiroltage 2016 beim Europäischen Forum Alpbach bekannt. Zu den ersten Gratulanten zählte Tirols Landeshauptmann Günther Platter gemeinsam mit Südtirols Landeshauptmann Arno Kompatscher, der Trentiner Landesrätin Sara Ferrari und Handelskammerpräsident Michl Ebner aus Bozen.

LH Platter: „Heuer sind 19 ausgezeichnete Einreichungen für die Bereiche der medizinischen, sozialen, technischen und wirtschaftlichen Innovation eingelangt. Ich gratuliere Daniela Lobenwein und Ksenia Morozova zu ihren herausragenden wissenschaftlichen Leistungen, die durch ihre Innovation die Zukunftsfähigkeit unserer Euregio unter Beweis stellt. Diese Preisverleihung ist zugleich eine Bestätigung für das geistige Zentrum der Euregio in Alpbach, wo nachhaltig über den Tag hinaus gedacht wird.“

Insgesamt drei PreisträgerInnen

Die Medizinerin Lobenwein widmet sich gemeinsam mit ihrem Kollegen Can Tepeköylü der vielversprechenden Schockbehandlung bei einer mangelnden Durchblutung des Rückenmarks.

Roland Muehlanger
Roland Muehlanger

Im Bereich der Lebensmitteltechnologie widmet sich Ksenia Morozova der isothermen Brennwertbestimmung beim Stoffwechsel von Weintrauben während der Gärungsphase. Den dritten, mit 500 Euro dotierten Preis erhielt Michael Volgger von der Europäischen Akademie Bozen für eine Tourismusstudie.

Eigene Forschungsmillion für Euregio

Forschung und Innovation zählen zu den Schlüsselbereichen für die Entwicklung der Gesellschaft. In der Europaregion Tirol-Südtirol-Trentino wird seit 2014 mit einem eigenen Forschungsfonds mit jährlich einer Million Euro die interregionale Grundlagenforschung auf internationalem Niveau gefördert. im Rahmen eines Mobilitätsfonds stehen jährlich zusätzlich 100.000 Euro für gemeinsame Lehrveranstaltungen zwischen den Unis Innsbruck, Bozen und Trient zur Verfügung, um die Mobilität der Studierenden und Lehrenden zu fördern. 35 interregionale Seminare und gemeinsame Exkursionen werden damit ermöglicht. Nicht zuletzt wird beim jährlichen Tiroltag in Alpbach der mit 2.000 Euro dotierte JungforscherInnen-Preis heuer zum fünften Mal vergeben. Diese Auszeichnung wird von den drei Wirtschaftskammern der Europaregion gemeinsam gestiftet.

 
Nachfolgend werden die Studien vorgestellt: 
 

 

Ksenia Morozova, Freie Universität Bozen: Die Überwachung der Fruchtatmung und Gärung durch isotherme Brennwertbestimmung

Der Zweck des Projektes ist es, die Atmung und die Gärung durch die Brennwerte zu beobachten und zu bestimmen. Isotherme Brennwertbestimmung ist eine analytische Methode, basierend auf der Messung der Wärme, die während der Reaktion freigegeben wird.

Es ist eine sehr vielversprechende Technik, die in Tirol, Südtirol und Trentino in der Lebensmitteltechnologie angewandt wird.

In dieser Arbeit wurde die isotherme Brennwertbestimmung zum ersten Mal für die Beobachtung des Stoffwechsels von Weintrauben während der Gärungsphase genutzt. Stichproben von Corvina Weintrauben wurden für 120 Tage entwässert. Proben im Gärungsprozess wurden in Ampullen gefüllt, diese behielten die konstante Temperatur bei. Die abgegebene Wärme der Trauben, eingeschlossen in den Ampullen, wurde genutzt, um die Atmung während des Stoffwechsels zu beobachten und zu charakterisieren.

Die Isotherme-Brennwertbestimmung wird auch angewandt, um verschiedene Stabilisationsverfahren an frisch geschnittenen Äpfeln zu testen. Diese basieren auf verschiedenen Eigenschaften der Äpfel, z.B. Größe, Form, Farbe, Oberfläche… Die Gärung während der Atmungsphase beeinflusst die Haltbarkeit eines Apfels. Um diese zu kontrollieren, bedarf es verschiedener chemischer und technischer Verfahren, wie z.B. durch Aminosäuren. Diese Studien wurden bei einer Temperatur von 30°C durchgeführt.

Weiteres wurde auch ein Versuch an Trauben mit Herbiziden wie Glyphosate durchgeführt, allerdings konnten dessen Auswirkungen am Traubensaft und Wein noch nicht nachgewiesen werden. Bei Trauben, denen sowohl Glyphosate als auch Hefe beigefügt wurde, konnte man jedoch herausfinden, dass diese verringerte Brennwerte aufweisen.

 

Volgger Michael, EURAC Bozen – Ideen in Aktion: Umsetzungskompetenz al sein Erfolgsfaktor für Innovations- und Produktentwicklung in Tourismusdestinationen

Die Studie analysiert, wie neue Ideen in Tourismusgebieten umgesetzt werden können, insbesondere welche Kompetenzen dafür benötigt werden.

Auf Basis von sieben Innovationsprojekten erarbeitete diese Forschung das Konzept der „Implementierungs-Kompetenz“ als kritisches Element der dynamischen Kompetenzen. Von diesen sieben Innovationsprojekten waren fünf in der Euroregion angesiedelt: die neue Produktkategorie (Bauernhandwerk) der Südtiroler Dachmarke „Roter Hahn“, die transnationale Radroute Via Claudia Augusta, der Skizug im Pustertal, die Berglodges St. Lorenzen (eine Luxus-Tourismusinitiative in Südtirol) sowie der online-Outdoorplattform Sentres.

Es wurden qualitative Interviews mit den Schlüsselpersonen durchgeführt, sowie eine kombinierte Analyse aus mehreren Methoden (GABEK und Geschäftsprozessanalyse) erstellt.

Die Studie hat herausgefunden, dass eine neue Kombination von Ideen, Personen, Rollen, Organisationen und Gebieten benötigt wird, die jedoch einen unterschiedlich Grad an Stabilität aufweisen. Die materiellen „Netzwerkknoten“ (Personen und Sachen) sind stabiler als die immateriellen „Knoten“ (Ideen und Rollen). Daher benötigt die effektive Umsetzung von neuen Ideen eine intelligente Kombination von materiellen und immateriellen Elementen.

 

Dr. Can Tepeköylü / Dr. Daniela Lobenwein, Medizinische Universität Innsbruck: Schockwellenbehandlung reduziert die neuronale Degeneration bei Rückenmarksischämie (Mangeldurchblutung) über die Abgabe eines Rezeptors 3 abhängigen Mechanismus

Die Behandlung mit Schockwellen (Shock wave treatment SWT) führt zu Gefäßneubildung und Regeneration in schlecht durchbluteten (ischämischem) Gewebe. In präklinischen als auch klinischen Studien hat die SWT einen vorteilhaften Effekt auf das ischämische Myokard (Herzmuskelgewebe) gezeigt. Daraus wurde geschlossen, dass die Schockwellenbehandlung SWT sich auch bei Rückenmarksischämie positiv auswirken würde.

Methode: Aortenklemme zwischen der linken Karotis und der linken Subklavia bei Mäusen. Gemessen wurde die RNA-Expression von gefäßbildenden und entzündlichen Zytokinen (Proteinen) nach 24 und nach 48 Stunden. Nach sieben Tagen stellten sich die neuronale Degeneration und die der Makrophagen (Leukozyten) in der Immunifluoreszenz-Färbung dar. Eine ex-vivo Rückenmarkskultur von Mensch und Tier stellte die Toll-ähnlichen Rezeptor-Signale (Toll like receptor TLR) dar.

Das Ergebnis der PCR-Analyse (Polymerase-Kettenreaktion) ergab, eine höhere Genexpression von gefäßbildenden Faktoren und somit bessere Überlebenschancen für alle Tiere, die mit SWT behandelt wurden.

SWT induziert die Gefäßneubildung und reguliert die Entzündung bei Rückenmarksischämie durch die Aktivierung vom Toll-ähnlichen-Rezeptor TLR 3, was einen Rückgang der neuronalen Degeneration bewirkt.

Von: luk