Von: Ivd
Bozen – Der Beckenboden spielt eine zentrale Rolle für unsere Gesundheit – und wird doch oft erst wahrgenommen, wenn Beschwerden auftreten. Umso wichtiger ist es, das Bewusstsein für seine Bedeutung zu stärken und über wirksame Möglichkeiten der Vorbeugung zu informieren.
Die Kraft und Bedeutung des Beckenbodens stand im Mittelpunkt der zweiten Veranstaltung „Forums Gesundheit“ des Südtiroler Sanitätsbetriebes. Im vollbesetzten Pastoralzentrum in Bozen informierten die Primarin der Gynäkologie in Brixen Dr.in Sonia Prader, Dr. Manuel Walter, Urologe am Krankenhaus Bozen, und die Hebammen Jasmin Locher und Julia Künig (Abteilung Gynäkologie am Krankenhaus Brixen) über die Funktion des Beckenbodens. Es ging auch um Veränderungen im Laufe des Lebens und mögliche Erkrankungen. Sie beleuchteten konkret die Unterschiede bei Mann und Frau, spannten den Bogen vom jungen Erwachsenen über Schwangerschaft und Geburt bis zu den Wechseljahren und Veränderungen beim Älterwerden. „Der Beckenboden besteht aus drei Muskelschichten und ist bei der Frau zwei Hand breit und einen Finger dick, beim Mann hingegen eine Hand breit und zwei Finger dick“, erklärten Jasmin Locher und Julia Künig. Da es sich um Muskeln handelt, können sie auch trainiert werden. Ab dem Alter von 40 Jahren setzt ein Abbau an Muskulatur ein, davon ist auch der Beckenboden betroffen. Ein Beckenbodentraining kann helfen, dem entgegenzuwirken. Zwischen den Redebeiträge erklärten die Hebammen Jasmin Locher und Julia Künig Übungen und leiteten die Anwesenden an, den Beckenboden zu erspüren und die Muskulatur zu stärken. Das Publikum konnte sitzend und stehend mitmachen. Die Effekte eines wirksamen Beckenboden-Trainings sind unter anderem ein willentlicher Harn- und Stuhlgang, eine normale Anzahl der WC-Gänge, eine verbesserte Sexualität sowie ein besseres Körpergefühl und eine bessere Haltung.
Der Beckenboden ist ein Muskel, der – solange er funktioniert – nicht bemerkt wird. „Gespürt wird er erst, wenn er Beschwerden macht“, sagte Sonia Prader. „Deshalb ist es gut, dass man ihn kennt und weiß, was zur Vorbeugung getan werden kann“. „Bei Beschwerden gleich gegenreagieren“, gab die Primarin der Gynäkologie Brixen als Tipp den zahlreichen Zuhörerinnen und Zuhörern mit. „Beschwerden können zum Beispiel erste Symptome von Harninkontinenz sein oder ein ungutes Gefühl durch die Senkung des Beckenbodens“.
Bei Frauen wird der Beckenboden meist während der Schwangerschaft zum Thema. Aufgrund der unterschiedlichen Anatomie ist der Beckenboden beim Mann weniger im Fokus, erklärte Manuel Walter. „In der Lebensmitte sinkt das Testosteron langsam und stetig. Belastungsinkontinenz ist weniger Thema, vielmehr geht es in der Praxis um Prostata sowie Sexualität und Erektion“.
Alle vier Referierenden betonten, dass ein gesunder Lebensstil grundlegend für einen gesunden Beckenboden sei. Dazu zählen Gewichtsreduktion, gesunde Ernährung und genügend trinken, Nikotin vermeiden und Bewegung. Wobei Sportarten wie Hüpfen, Joggen, Tennis oder Squash für den Beckenboden weniger ideal sind.
Sanitätsdirektor Josef Widmann erklärte die Zielrichtung der Veranstaltungen „Forum Gesundheit Südtirol“ damit, das gesundheitsrelevante Themen den Bürgerinnen und Bürgern vermittelt werden und sie sich direkt mit Fachleuten darüber austauschen können. „Diesmal ging es um heikle und tabuisierte Themen“, so Widmann und er dankte den Ärzten und Hebammen, dass sie alles offen angesprochen haben.
Im Herbst wird „Forum Gesundheit“ fortgeführt. Am 9. Oktober geht es in Brixen um Abhängigkeiten bei Jugendlichen und am 20. November in Bruneck um Rückenschmerzen.
Aktuell sind 1 Kommentare vorhanden
Kommentare anzeigen