Equal Pay Day im April

Frauenbeschäftigung – die neuen Herausforderungen

Dienstag, 21. April 2020 | 22:29 Uhr

Bozen – Der April ist der Monat des Equal Pay Day, des internationalen Aktionstages zur Sensibilisierung der Öffentlichkeit für das Lohngefälle zwischen
Frauen und Männern. Aufgrund des derzeitigen Gesundheitsnotstands müssen alle Initiativen im Zusammenhang mit dem Equal Pay Day auf den Herbst verschoben werden. Dieser Notstand hat aber verdeutlicht, welche Bedeutung die von Frauen geleistete Arbeit hat.

“Schlagartig ist allen klar geworden, wie wichtig bestimmte Berufsbilder für unsere Gesellschaft sind und dass viele dieser Tätigkeiten hauptsächlich von Frauen ausgeübt werden. Es handelt sich um anspruchsvolle und schwierige Tätigkeiten, die immer als selbstverständlich betrachtet und schlecht bezahlt worden sind, und für die oft prekäre Arbeitsverträge zur Anwendung kommen. Zuletzt ist viel auf Telearbeit und Smart Working umgestellt worden, interessante Arbeitskonzepte, die neue Möglichkeiten bieten, die aber auch eine neue Herangehensweise an die Arbeit und neue Organisationsmethoden erfordern. Die Arbeitgeber müssen eine neue Arbeitskultur entwickeln, die stärker auf das Erreichen von Zielen ausgerichtet ist als auf die bloße Anzahl an geleisteten Arbeitsstunden. Es eröffnen sich neue Möglichkeiten in Bezug auf die Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben und die Erwerbstätigkeit von Frauen, die die Hauptlast der Pflegearbeit tragen. Auf anderen Ebenen ist vieles offen und unklar. Zu den größten Risiken gehört sicherlich die soziale Isolierung. Eine weitere Gefahr ist, dass sich die Flexibilität der Arbeitszeiten nach einem anfänglichen Vorteil in eine Falle verwandeln kann, etwa wenn zu jeder Tageszeit gearbeitet werden muss, auch abends und an Feiertagen. Zudem besteht die Gefahr, dass infolge übermäßiger Arbeitsbelastungen und der ‘Unsichtbarkeit’ dieser Beschäftigten – auch für die Gewerkschaft – neue Formen der Ausbeutung von Arbeitskräften entstehen. In der hoffentlich baldigen Wiederaufnahme der Aktivitäten in der so genannten ‘Phase 2’ muss besonders auf den Schutz der schwächsten Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer geachtet werden, die am ehesten riskieren, dass ihre Arbeit ausgesetzt wird oder sie ihre Arbeitsstelle verlieren. Es gilt, vor allem für jene Berufsgruppen eine höhere und angemessenere Entlohnung sowie einen besseren Schutz (dazu zählt auch die Arbeitssicherheit) zu erreichen, deren Wichtigkeit in diesen Wochen augenscheinlich geworden ist. Aufgabe der Gewerkschaften ist es, die Arbeit auf allen Verhandlungsebenen aufzuwerten und den neuen Erfordernissen und aktuellen Arbeitsmodellen zu entsprechen, auch auf Betriebsebene. Ein Beispiel: Derzeit gibt es nur wenige Kollektivverträge, die das Recht auf Nicht-Erreichbarkeit von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern regeln. Die Arbeitgeberseite wiederum ist gefordert, diese Chancen zu erkennen und wahrzunehmen. Die Landesarbeitskommission arbeitet zurzeit an der Erneuerung des Plans für die Beschäftigungspolitik für den Zeitraum 2020-2024. Dies ist eine Chance, die nicht verpasst werden darf. Die Gewerkschaft richtet ihre Aufmerksamkeit dabei auch auf die neuen Arbeitsformen und den Schutz der Schwächsten auf dem Arbeitsmarkt. Zusammen mit der Gleichstellungsrätin wird an einem Entwurf für ein Maßnahmenpaket gearbeitet, das die Frauenbeschäftigung fördern und die Arbeitsbedingungen von Frauen verbessern soll. Wir hoffen, dass diese schwierige Zeit für alle eine Gelegenheit ist, die Arbeitswelt mit neuen Augen zu sehen und neuen Schwung für bessere politische, wirtschaftliche, soziale und natürlich gewerkschaftliche Beziehungen zu finden”, so Donatella Califano, der Verantwortlichen der Frauengruppe im SGBCISL.

Von: bba

Bezirk: Bozen