Von: luk
Bozen – Wie ist die Entwicklung von Frühgeborenen im Kindergarten, welche Chancen und welche Perspektiven haben diese Kinder? Diese Fragen standen im Mittelpunkt einer Veranstaltung, die der Verein Frühgeborene Südtirol in Zusammenarbeit mit der Neugeborenen-Intensivstation und dem Deutschen Bildungsressort durchgeführt hat.
Jedes Jahr kommen in Südtirol 450 Kinder zu früh – sprich vor der 37. Schwangerschaftswoche – zur Welt. Wie ergeht es diesen Kindern im Kindergarten? Brauchen sie eine spezielle Förderung? Wie lautet die Empfehlung für die Einschulung?
Diese Fragen beantworteten Dr. Hubert Messner, Primar der Neugeborenen-Intensivstation am Krankenhaus Bozen, Dr. Valentina Zingerle, Psychologin am Dienst für Kinder- und Jugendneurologie und Neurorehabilitation in Bozen, und die Frühchen-Mutter Michaela Erschbamer. An der Veranstaltung in Bozen haben über 40 Kindergärtnerinnen und Eltern teilgenommen.
Laut Dr. Messner verläuft die Entwicklung von Frühchen in Kindergarten und Schule sehr unterschiedlich. „Die meisten Frühchen meisten die Kindergarten- und ersten Schuljahre ganz normal, aber es gibt andere, die – trotz normaler Intelligenz – mit Aufmerksamkeits- und Lernproblemen zu kämpfen haben“, so der Primar. Messner erläuterte anhand von Daten und Studien die vielen Entwicklungsaspekte von Frühchen. Je unreifer ein Kind geboren wird, desto größer ist das Risiko, dass es Entwicklungsstörungen davonträgt. Das „Outcome“ der Frühchen hat sich laut Dr. Messner in den letzten Jahren kontinuierlich verbessert. „Das soziale Umfeld zuhause, in Kindergarten und Schule kann viel beitragen, dass sich Frühchen gut entwickeln“, sagte Messner.
Valentina Zingerle, die als Psychologin intensiven Austausch mit den Eltern pflegt, zeigte Möglichkeiten auf, was der Kindergarten tun kann, um Frühchen bestmöglich zu fördern. „Frühchen ist nicht gleich Frühchen: Es gibt Hochrisikokinder, die von unserem Dienst im Rahmen des Follow-up-Programmes intensiv bis zum sechsten Lebensjahr begleitet werden. Andere Frühchen benötigen keine Funktionsdiagnostik und entwickeln sich ganz normal. Man kann nicht alle Frühchen über einen Kamm scheren, sondern es geht darum, sie als Individuen zu sehen und zu begleiten“, sagte die Psychologin.
Michaela Erschbamer, Mutter von zwei Frühgeborenen, schilderte im Rahmen der Podiumsdiskussion die ersten Jahre ihrer Töchter im Rückblick. „Der offene Austausch mit den Kindergärtnern war für mich und meine Zwillinge wichtig; die Entscheidung, sie ein Jahr später einzuschulen, war im Rückblick richtig“, sagte Erschbamer. „Es ist wichtig, dass Eltern und Pädagogen motivierend auf diese Kinder eingehen und ihren die Zeit lassen, die sie für ihre Entwicklung brauchen.“
Im Rahmen der Podiumsdiskussion nahmen Kindergärtnerinnen und Eltern zu den vielen Aspekten zum Thema Stellung.