Von: luk
Bozen – Für viele Jugendliche ist es der erste Schritt ins Erwachsenenleben: mit 18 den Führerschein machen. Doch so eine Fahrberechtigung kostet in Südtirol immer mehr. Innerhalb von nur wenigen Jahren sind die Kosten um rund 70 Prozent in die Höhe geschnellt. Dabei war der Staat auch nicht ganz unschuldig.
Preise variieren stark
Im Juli 2024 hat eine umfassende Untersuchung der Verbraucherzentrale Südtirol (VZS) ergeben, dass die Preise für den B Führerschein in Südtirol stark variieren. Diese Erhebung umfasste 14 Fahrschulen mit Standorten in den Bezirken Bozen, Meran, Brixen, Bruneck, Sterzing, St. Leonhard in Passeier, Eppan, Terlan, Auer, Tramin, Kaltern, Sarnthein, Sand in Taufers, Innichen, Stern, Schlanders, Mals, Naturns, Lana und Klausen. Die Preisunterschiede sind dabei beträchtlich und können bis zu 370 Euro betragen.
Die teuersten Basispreise wurden im Bezirk Meran, Lana und St. Leonhard im Passeier festgestellt, wo sie bis zu 1.600 Euro erreichen können. Die günstigsten Basispreise betragen 1.230 Euro und konnten in fast allen Bezirken außer in Bozen und Überretsch-Unterland festgestellt werden. Im Durchschnitt liegt der Basispreis für den Führerschein in Südtirol laut VZS bei etwa 1.400 Euro. Diese Preise umfassen den Theorieunterricht, das Lehrbuch, eine theoretische Prüfung, sechs Fahrstunden und eine Fahrprüfung. Extra bezahlt werden müssen das „foglio rosa“ sowie ärztliche Untersuchungen.
Die Kosten für zusätzliche Fahrstunden, die optional gebucht werden können, um das Fahrkönnen zu verbessern, variieren ebenfalls stark und liegen zwischen 63 und 80 Euro. Die teuersten Zusatzstunden wurden in Bruneck und Umgebung festgestellt, wo sie bis zu 80 Euro kosten, während die günstigsten Zusatzstunden in Eppan, Bozen und Terlan mit 63 Euro verzeichnet wurden.
Preissteigerung von fast 70 Prozent in wenigen Jahren
Ein wesentlicher Faktor, der die Preise beeinflusst, ist die seit 2019 auf Fahrunterricht geschuldete Mehrwertsteuer, die sich direkt auf die Gesamtkosten der Führerscheinausbildung auswirkt. Die Fahrschulen haben diese Kosten an ihre Kunden weitergegeben, was zu einem allgemeinen Anstieg der Führerscheinpreise geführt hat.
Besonders bemerkbar mache sich die Mehrwertsteuer, wenn man die Kosten sieben Jahre zuvor betrachtet: “Im Vergleich zu den Preisen im Februar 2017 sind die Kosten für den B Führerschein im Juli 2024 deutlich gestiegen. Im Jahr 2017 lag der durchschnittliche Basispreis für eine Fahrschule bei etwa 837 Euro, während er bis Juli 2024 auf durchschnittlich 1.400 Euro angestiegen ist, was einer Preissteigerung von fast 70 Prozent entspricht. Auch die Kosten für Zusatzstunden haben sich erhöht: von etwa 50 Euro im Jahr 2017 auf rund 69,50 Euro im Jahr 2024, was eine Erhöhung von etwa 39 Prozent darstellt”, so die VZS.
Auffällig bei der Auswertung der Führerscheinpreise seien die ähnlichen Preisspannen in den verschiedenen Bezirken Südtirols. “Dies ist darauf zurückzuführen, dass einige Fahrschulen in mehreren Bezirken oder sogar in ganz Südtirol tätig sind. Fahrschulen wie Easy Drive, Fahrschule Klaro und 2GO bieten ihre Dienstleistungen an mehreren Standorten an. Diese Fahrschulen mit Sitz in mehreren Landesteilen tragen zur Angleichung der Preise in den verschiedenen Bezirken Südtirols bei.”
Die Wahl der Fahrschule sollte nicht nur am Preis festgemacht werden
Der Preis sei sicher ein wichtiger Faktor bei der Wahl der Fahrschule, er sollte aber nicht der einzige Entscheidungsgrund sein, rät die Verbraucherzentrale Südtirol. “Weitere wichtige Faktoren, die in die Entscheidung einfließen sollten, sind die Erfahrungen von Freunden und Bekannten, die Entfernung zur Fahrschule und die Zeiten des Theorieunterrichts. Auch die Ausstattung der Unterrichtsräume, die Qualität des Lehrmaterials und der Zustand der Fahrzeuge spielen eine wichtige Rolle. Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Durchfallquote der Fahrschule sowie der Aufbau des Theorie- und Praxisunterrichts. Grundsätzlich sollte der persönliche Eindruck vor Ort entscheidend sein.”
Es gibt einen günstigeren Weg
Es besteht laut VZS auch die Möglichkeit, die Führerscheinprüfung privat abzulegen. Dies bedeutet, dass man sich auf die theoretische Prüfung ohne den Besuch einer Fahrschule vorbereitet. Der erste Schritt ist die Anmeldung: Der Antrag für Südtirol kann beim Schalterdienst Führerscheine in Bozen, Rittnerstraße Nr. 12 (bei der Talstation der Rittner Seilbahn) gestellt werden. “Es ist wichtig zu beachten, dass der Zugang zum Schalterdienst Führerscheine nur mittels einer Vormerkung über CI-VIS.bz.it möglich ist. Für die Online-Vormerkung ist entweder der S.P.I.D (öffentlicher digitaler Schlüssel) oder die aktivierte Bürgerkarte (Steuernummerkarte) erforderlich. Der Antrag zur Erlangung des Führerscheines kann frühestens am Tag nach Erreichen des für die beantragte Führerscheinkategorie vorgesehenen Alters abgegeben werden.” Mehr zur Anmeldung finden sich auf der Website des Südtiroler Bürgernetzes: https://civis.bz.it/de/dienste/dienst.html?id=1012000.
“Ein wesentlicher Vorteil der Prüfung als Privatist ist die Flexibilität bei der Vorbereitung. Man ist nicht an die Zeiten und Angebote einer Fahrschule gebunden und kann den Lernprozess individuell gestalten. Für die praktische Fahrprüfung des Führerscheins Klasse B ist es Vorschrift, mindestens sechs Stunden Pflichtfahrübungen in einer Fahrschule mit einem qualifizierten und zugelassenen Fahrlehrer zu absolvieren. Dadurch ergibt sich eine potenzielle Kostenersparnis, da man nur die Gebühren und Stempelmarken für die Prüfungen, jene für die ärztliche Untersuchung und für die Pflichtstunden zahlen muss”, rechnete die VZS vor.
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